Die Wissenschaft von den Paketen

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Bamberg — Die Deutschen shoppen gerne im Internet - und schicken ebenso gerne nicht passende oder nicht gefallende Artikel wieder zurück. Das Phänomen des Zurückschickens untersuch...

Bamberg — Die Deutschen shoppen gerne im Internet - und schicken ebenso gerne nicht passende oder nicht gefallende Artikel wieder zurück. Das Phänomen des Zurückschickens untersucht Björn Asdecker am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Produktion und Logistik, an der Universität Bamberg. Er, sein Vorgesetzter und Lehrstuhlinhaber Eric Sucky sowie der ehemalige Mitarbeiter Alexander Weigel sind die ersten, die sich im deutschsprachigen Raum mit dem Thema Retouren und deren Management wissenschaftlich befasst haben, berichtet jetzt die Hochschule.
2011 gründete Asdecker die Forschungsgruppe Retourenmanagement am Logistik-Lehrstuhl im Rahmen seines Dissertationsprojekts über die Retouren. Mittlerweile hat Asdecker seine Dissertation erfolgreich abgeschlossen und forscht weiter auf dem Gebiet der Retouren. Das Team um Asdecker untersucht hierbei folgende Fragestellungen: Wie können Retouren effizient bearbeitet werden? Welche Folgen haben die vermehrten Rücksendungen? Und wie können Retouren vermieden werden?
Im Laufe seiner Studie gelangte Asdecker zu aufschlussreichen Zahlen: Laut seinen Berechnungen wurden im Jahr 2012 rund 286 Millionen Rücksendungen in Deutschland abgewickelt. Geht man davon aus, dass ein Paket rund 40 Zentimeter lang ist, ergeben diese Rücksendungen eine Länge von 114 400 Kilometern. Und damit kann man genau 2,86 Mal die Erde umrunden!

Hohe Umweltbelastung

Mit den Rücksendungen geht aufgrund der notwendigen Transporte eine hohe Umweltbelastung einher. Laut Auskunft des Paket- und Brief-Express-Dienstes DHL beträgt die durchschnittliche CO2 -Emission pro Paket ein halbes Kilo. Umgerechnet auf die Rücksendungen erhält man eine Zahl von ca. 143 000 Tonnen. Das ist ungefähr so viel Kohlenstoffdioxid wie bei 1400 Autofahrten täglich von Hamburg nach Moskau im Laufe eines Jahres entstehen, schrieb "Die Zeit" in einem Artikel über die Probleme, die die Retouren mit sich bringen.
Aktuell fließen Asdeckers Ergebnisse in ein Projekt der Stiftung Warentest ein, um Schülerinnen und Schüler in Form einer Broschüre für die Umweltwirkung von Retouren zu sensibilisieren. Des Weiteren brachten Asdeckers Ergebnisse hervor, dass rund 56 Prozent - also jedes zweite Paket - im Bereich Mode zurückgeschickt wird. Aber auch mit dem Phänomen des so genannten Showroomings - Kundinnen und Kunden lassen sich im Laden beraten, kaufen das Produkt aber im Internet - , den Kosten der Retouren oder der neuen EU-Verbraucherrechterichtlinie befassen sich Asdecker und sein Team. red