Auch wenn heute in Bayern der nächste Schritt für die weitere Öffnung der Kindertagesstätten vorgesehen ist: Nach wie vor ist in den Kigas und Kitas viel Improvisation angesagt, wie ein Blick nach Altendorf und Hirschaid zeigt.
In der Stadt und im Landkreis Bamberg ist eine "normale" Betreuung in Kindergärten und in Kinderkrippen noch nicht möglich. Viele Familien mit kleinen Kindern bringt das an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Experten befürchten einen weiteren Anstieg der Gewalt gegen Kinder durch die Corona-Pandemie.
Bildungsforscher und Entwicklungspsychologen erinnern daran, wie essenziell der Kontakt zu Gleichaltrigen und Personen außerhalb der Kernfamilie für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung ist. Kinder vermissen ihre Kindergartenfreunde, die zahlreichen Spielmöglichkeiten und oft den Garten mit den vielen Spielgeräten. Auf der anderen Seite bleibt die Frage offen, in wieweit Hygienemaßnahmen und Abstandsregelungen in Kindertagesstätten überhaupt realisierbar sind.
Viele Eltern jedoch wünschen sich verlässliche Perspektiven, wann eine normale Kinderbetreuung wieder für alle Kinder möglich ist. Einrichtungsleiterinnen und die Träger der Kindertagesstätten sind für sie dabei immer die ersten Ansprechpartner, die letztendlich nur auf die Richtlinien des Landratsamtes Bamberg und des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales verweisen können.
In Altendorf ist die Gemeinde selbst Träger der Kindertagesstätte Kürbisland. Wo sonst rund 125 Kinder spielen, toben und lernen, sind es im Augenblick nur 20 Kinder. Fünf Kinder davon wurden bereits von Anfang an betreut, da sie Eltern aus sogenannten systemrelevanten Berufen haben. Altendorfs Bürgermeister Karl-Heinz Wagner (CSU) erläuterte, dass es am Anfang der Pandemie "einige uneinsichtige Eltern gegeben" habe, die aber dann entsprechend informiert gut mitgearbeitet hätten. Er verstehe, dass bei vielen Eltern das Nervenkostüm blank liege, habe jedoch auch kein Patentrezept, wie es weiter gehen kann beziehungsweise muss, denn "vieles hängt von den kommenden Infektionszahlen ab".
Voll des Lobes ist er für die 18 Mitarbeiterinnen und den einen Mitarbeiter in der Einrichtung, die in den vergangenen Wochen konsequent an einem Hygiene- und Infektionsschutzkonzept gearbeitet haben und das nun entsprechen umsetzen. Darüber hinaus versuchte man immer wieder telefonischen Kontakt mit seinen Schützlingen und deren Eltern zu halten. Auch Arbeitsblätter und Bastelvorschläge wurden verschickt. Das Kindergartenteam hat zwischenzeitlich den großen Garten der Kindertagesstätte aufgeräumt, Unkraut gejätet, kleinere Ausbesserungsarbeiten vorgenommen, das Archiv sortiert und die pädagogische Vorbereitung für die nächste Zeit abgeschlossen.
Auf Kurzarbeit oder Arbeitszeitreduzierung wurde in Altendorf verzichtet. Wer Urlaub nehmen und Überstunden abbauen wollte, konnte dies aber machen. Juliette Kreidler, stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende der Kindertagesstätte, weiß auch aus eigener Erfahrung, wie schwierig die aktuelle Situation für viele Familien ist: "Es interessiert in der Politik niemanden, wenn Eltern, die in nicht-systemrelevanten Berufen arbeiten, eine Kinderbetreuung brauchen. Nicht überall gibt es verständnisvolle Vorgesetzte oder Nachbarn, die bei der Betreuung einspringen, beziehungsweise kann die Arbeit von zu Hause aus erledigt werden."
In Hirschaid stehen sieben Kindertagesstätten mit den unterschiedlichsten Trägern zur Auswahl. Die Kita St. Vitus steht unter der Trägerschaft der katholischen Kirchenstiftung St. Vitus. Schon seit Jahren entlasten Silke Panzer und Walter Bergmann als ehrenamtliche Kindergartenbeauftragte Pfarrer Francis Plakkil von allen Arbeiten rund um die Einrichtung. Unterstützt werden sie dabei von Jennifer Tramowsky. Zu normalen Zeiten werden hier 104 Kinder in drei Kindergartengruppen und zwei Krippengruppen betreut. Geplant ist eine weitere Krippengruppe für September 2020. Mit der staatlich angeordneten Schließung der Einrichtung kamen auch für Silke Panzer und Walter Bergmann viele zusätzliche Arbeitsstunden hinzu und Unmengen an bürokratischen Regularien, Informationen und Richtlinien mussten zur Kenntnis genommen und umgesetzt werden.