Die Preise sind im Keller

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Die Preise für Milch, Getreide und Schweine sind im Keller. Symbolbild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Die Preise für Milch, Getreide und Schweine sind im Keller. Symbolbild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Im Vorfeld der Grünen Woche in Berlin hat sich MdL Martin Schöffel (CSU) im Hofladen der Frankenfarm über die Arbeit der Bauern informiert. Von links: BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger, BBV-Geschäftsführer Harald Köppel, Kreisbäuerin Beate Opel, MdL Martin Schöffel und die stellvertretende Kreisbäuerin Silvia Schramm. Foto: Fuchs
Im Vorfeld der Grünen Woche in Berlin hat sich MdL Martin Schöffel (CSU) im Hofladen der Frankenfarm über die Arbeit der Bauern informiert. Von links: BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger, BBV-Geschäftsführer Harald Köppel, Kreisbäuerin Beate Opel, MdL Martin Schöffel und die stellvertretende Kreisbäuerin Silvia Schramm. Foto: Fuchs
 

Viele bäuerliche Betriebe geraten in Existenznot. Der Bayerische Bauernverband fordert vom Handel, Lebensmittel mehr nicht als Lockangebote zu benutzen.

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Ständige Forderungen nach höheren Auflagen und gleichzeitig ein immerwährender Preisdruck: Auf Dauer wird das die Ernährungsgrundlage gefährden, befürchten die Bauern im Landkreis Kulmbach. Im Vorfeld der Grünen Woche, der international bedeutendsten Messe für Ernährung und Landwirtschaft in Berlin, haben sie sich deshalb am Rande einer Kreisvorstandssitzung des Bauernverbandes mit dem Landtagsabgeordneten Martin Schöffel (CSU) zu einem Erfahrungsaustausch getroffen. Im Ergebnis war man sich einig, dass die Landwirtschaft der Garant dafür ist, dass der ländliche Raum gestärkt und weiter ausgebaut werden kann, sagte BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger. "Ein stabiler ländlicher Raum funktioniert nicht ohne die Bauern", so MdL Schöffel.


Bauern zu Unrecht am Pranger

Egal ob Getreide, Milch oder Schweine: Überall sind die Preise derzeit im Keller. Dazu haben die Landwirte auch noch mit den Folgen des Trockenjahres 2015 zu kämpfen. "Viele Betriebe geraten in Existenznöte", sagte Löwinger. Da ist es für die Bauern besonders schwer, wenn sie auch noch zu Unrecht an den Pranger gestellt werden, beispielsweise bei Demonstrationen im Umfeld der Grünen Woche. Verschiedene Organisationen werfen den Landwirten unter dem Motto "Wir haben es satt" Massentierhaltung und andere Dinge vor, die so nicht zutreffen. "Das ist einfach nicht in Ordnung", sagte Löwinger. Das Motto der Bauern sollte deshalb viel mehr heißen: "Wir machen satt".
Dankbar zeigte sich der Kreisobmann über die Reaktionen von Seiten der Politik, die zum einen Liquiditätshilfedarlehen für die Bauern und zum anderen die Erhöhung der Bundesmittel für die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft erhöht hat. Trotz allem sei dies aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Konkret fordert der Bauernverband die Einführung steuerlicher Risikorücklagen, um Umsatzeinbrüche über mehrere Jahre ausgleichen zu können, sowie die Ankurbelung des Exports. Auch im Landkreis machten das Russland-Embargo, die Wirtschaftskrise in China oder die nachlassende Kaufkraft in den Schwellenländern den Bauern zu schaffen.


Nicht zum Schleuderpreis

"Wir können unsere Produktion nicht drosseln, nicht aussetzen und wir können auch nicht auf Vorrat produzieren, so wie die Automobilindustrie", sagte Löwinger. An die Adresse des Handels richtete er den dringenden Appell, Lebensmittel nicht mehr als Lockangebote zu benutzen. Grundnahrungsmittel dürften nicht zu Schleuderpreisen verramscht werden. Auch diesem ruinösen Preiskampf im Lebensmitteleinzelhandel sollte die Politik mit schärferen Kontrollen begegnen. Der Verkauf von Lebensmitteln unter dem Einstandspreis ist bereits jetzt verboten.
Worum die Landwirte auch kämpfen, ist eine größere Akzeptanz in der Gesellschaft. Gerade viele Boulevardmedien stellten die Bauern oft völlig zu Unrecht an den Pranger, obwohl es in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten so viele Fortschritte in Sachen Tierschutz gegeben habe. So werde es jedenfalls immer schwieriger, die Höfe fortzuführen, denn die Jugend lässt sich dafür nur begrenzt begeistern. "Was droht, ist ein Strukturwandel ungeahnten Ausmaßes", sagte Löwinger.
Die Politik habe die Notsituation der Bauern erkannt, sagte der Landtagsabgeordnete Schöffel. Auch der Abgeordnete vertrat die Ansicht, dass die derzeitige Stimmungsmache gegen die Bauern in die völlig falsche Richtung ziele. Vieles, was derzeit in Sachen Tierschutz und Tierwohl gefordert werde, sei einfach nicht mehr nachzuvollziehen.
Scharfe Kritik übte Schöffel auch an der Bürokratie. Wenn ein Bauer sein Kalb nicht sofort doppelt und dreifach registrieren lasse, dann drohen ihm sofort scharfe Sanktionen. Viele Flüchtlinge seien dagegen überhaupt nicht registriert worden. Schöffel: "Wenn Tiere mehrfach registriert werden und Menschen nicht, dann schafft sich Europa selbst ab."