Der Bauernverband hatte zum Behördentreffen eingeladen - und ließ Dampf ab wegen des Volksbegehrens.
Günther geiling Die Bauern sind sauer und wehren sich: "Was momentan in der Öffentlichkeit los ist, hätte ich mir vor einem Jahr noch nicht vorstellen können. Die Landwirtschaft wird in eine Ecke gestellt, als wenn sie schuld am Artensterben und allem anderen wäre. Dabei sind wir Landwirte die Grünen schlechthin und haben schon vor dem Volksbegehren seit Jahren viele Maßnahmen wie Blühflächen, Gewässerstreifen und Mulchsaaten freiwillig geleistet." Dies betonte der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Klaus Merkel, beim Behördentreffen in Knetzgau. Dazu hatte die BBV-Kreisvorstandschaft eingeladen, um die Probleme der Landwirte und die Berührungspunkte mit den Behörden und Politikern ausgiebig zu diskutieren.
Klaus Merkel betonte, dass der Dialog mit den Behörden notwendig sei, um die gemeinsamen Herausforderungen anzugehen und nicht gegeneinander zu arbeiten. Manchmal komme man sich vor wie in einer "bürokratischen Zwangsjacke", und auch in den Medien gehe es nur noch um Schlagworte; Fachargumente zählten nicht mehr.
Genau das sei einer der Punkte, der beim aktuellen Volksbegehren zu kritisieren sei. "Wenn hier automatisch zehn Prozent Blühflächen gefordert werden, dann bringt das für die Artenvielfalt gar nichts", sagte Merkel und forderte einen gesamtheitlichen Ansatz. Sonst gebe es keinen Erfolg, mahnte er.
Der Kreisobmann bedauerte, dass die Umweltleistungen der Landwirtschaft überhaupt nicht anerkannt würden. "Ich habe vor 20 Jahren meinen letzten Acker gepflügt. Seit dieser Zeit hat sich die Zahl der Insekten auf meinem Feld um den Faktor 40 erhöht. Man darf auch nicht nur die Insekten oberhalb der Fläche zählen. Wir Bauern wollen eine bessere Artenvielfalt. Die Vervielfachung der Insekten rührt daher, weil der Boden leichter bearbeitet wird, weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden und der Boden dadurch auch resistenter gegen Trockenheit wird. So tun wir vieles und es wäre schön, wenn es auch anerkannt würde."
Tierhalter sind ebenfalls genervt
Die negative Stimmungslage unterstrich er auch mit einem Blick auf die Tierhaltung. "Auch bei uns denken Betriebe daran aufzuhören. Der Kostendruck, die Bürokratisierung sowie der Arzneimittelaufwand vermiesen die Arbeit", sagte er mit Blick vor allem auf die Schweinezucht.
"Die Darstellung der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit, lässt sehr zu wünschen übrig", betonte die Kreisbäuerin Cäcilie Werner. "Es ist nicht fair, dass sie in der Kritik steht und ein Keil zwischen die konventionelle und biologische wirtschaftende Bauernschaft getrieben wird."
Runder Tisch
Landrat Wilhelm Schneider (CSU) erklärte, das Volksbegehren sehe er ähnlich. Es sei nicht akzeptabel, dass man sich nur auf eine Gruppe konzentriere. "Da ist die ganze Gesellschaft gefordert und ich hoffe, dass man dies auch am runden Tisch beherzigt."