Die Hüter der Stadtgeschichte

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Der Künstler Wolfgang Mages stellte am Tag des offenen Denkmals in der Kulturscheune der Gräfenberger Altstadtfreunde aus, die damit Leben in historische Mauern bringen. Fotos: Petra Malbrich
Der Künstler Wolfgang Mages stellte am Tag des offenen Denkmals in der Kulturscheune der Gräfenberger Altstadtfreunde aus, die damit Leben in historische Mauern bringen.  Fotos: Petra Malbrich
 

Vergangenheit  Die Altstadtfreunde Gräfenberg kümmern sich darum, dass die reiche Vergangenheit ihres Städtchens nicht in Vergessenheit gerät. Und sie legen Hand an, wenn es um die Rettung von Denkmälern wie dem Gesteiger Tor geht.

von unserer Mitarbeiterin Petra Malbrich

Gräfenberg — Wer weiß schon, dass Wigalois des Wirnt von Gravenberc, der sich in dem Roman mehrfach selbst nennt, neben Parzival einer der meistgelesenen Handschriften oder Romane des Mittelhochdeutschen war. Von dem berühmten Gräfenberger, der vermutlich im Weißenoher Kloster aufwuchs, sind selbst die Studenten an der Uni fasziniert. Wer weiß schon, dass in Gräfenberg, beim jetzigen VG-Gelände einst das Land- und Amtsgericht war? Oder dass bei einer statistischen Bestandsaufnahme vor rund 200 Jahren, als Gräfenberg mit der Reichsstadt Nürnberg zum Nürnberger Land gehörte, 145 Wohnhäuser und 90 Scheunen gezählt wurden? "Man sieht, wie wichtig sie an allen Ausfallswegen in der sogenannten Vorstadt waren", sagt Otto Müller, Vorstand der Altstadtfreunde Gräfenberg. Für den Ackerbau brauchten die vielen Landwirte nach dem Dreißigjährigen Krieg diese Scheunen, die auf alten Bierkellern errichtet wurden. Heute gibt es in der Stadt keinen einzigen Landwirt mehr. Die Scheunen, meist im Scheunenviertel, sind nutzlos geworden, verfallen. Einige Besitzer pflegen die Scheunen liebevoll, andere wurden in Wohnhäuser umgebaut. Georg Rammensee erwarb eine der verfallenen Scheunen, restaurierte sie und hätte seinem Turmuhrenmuseum keine bessere Kulisse geben können. Eine andere Scheune kauften die Altstadtfreunde und nannten sie nach ihrem ersten, inzwischen verstorbenen Vorsitzenden Manfred Meier.
Als Otto Müller am Tag des Denkmals die Gäste in der Kulturscheune begrüßt, ziehen farbenfrohe Gemälde unterschiedlicher Stilrichtung den Blick des Besuchers an sich. Farbe lautete das Motto zum Tag des Denkmals, weshalb die Altstadtfreunde mit dem Künstler Wolfgang Mages, dessen Atelier in der Bahnhofstraße ist, die beiden Inhalte des Vereins treffend verdeutlichten: den historischen Kern erhalten und zugleich kulturelle Beiträge in den historischen Gemäuern leisten.
Damit wird das Städtchen, wie die Mitglieder liebevoll zu ihrem Gräfenberg sagen, nicht nur attraktiver, auch das Verständnis für die reiche Geschichte der Stadt wird geweckt. "Das hätten wir nicht gedacht, welche reiche Geschichte es hier gibt", hört Müller nicht selten nach einer Altstadtführung. Die Stadttore, die Kirche oder die Stadtmauer, hinter jedem Stein und Gebäude fand Leben statt und diese Geschichten sind alles andere als langweilige Historie.
Mit jedem Handstrich, den die Altstadtfreunde an den ehemals oft heruntergekommenen Gebäuden anlegen, wird wieder ein Stück Vergangenheit spürbar lebendig. Das Gesteiger Tor, das südliche Eingangstor Gräfenbergs, befand sich in einem miserablen Zustand. "Es hatte einen morbiden Charme", erinnert sich Müller an den Zustand des Tores. Keine Augenweide für Gäste, die Gräfenberg per Bahn ansteuerten, um über dieses Tor in die Altstadt zu gelangen. Die Altstadtfreunde konnten das Tor, das sich in Privatbesitz befand, kaufen und sanieren.
Zur Seite steht ihnen der Kulturverein Ritter-Wirnt, der sich um das Ritter-Wirnt-Museumsstübchen, das dort untergebracht ist, kümmert. Museum und Gebäude werten die Stadt enorm auf. Die Altstadtfreunde entstanden nach dem Nürnberger Vorbild, nur im kleineren Maße, meint Müller, denn dieser Verein hat viel Vorbildliches geleistet. Das kann man von den Gräfenberger Altstadtfreunden auch sagen. 160 Mitglieder zählt der Verein mit den Untergliederungen Baugruppe, Büro und das Archiv, Brausparte, Gewandschneiderey und Stadtführungen.