Strafprozess Das Amtsgericht Haßfurt verurteilte einen 39-Jährigen.
von unserem Mitarbeiter Manfred Wagner
Haßfurt — "Der Alkohol", erklärte der Rechtsanwalt Holger Mellin bei seinem Plädoyer, "zieht sich wie ein schlimmer roter Faden durch das Leben meines Mandanten." Weil ein Ehestreit völlig eskaliert war, stand der Angeklagte (39 Jahre) erneut vor dem Amtsgericht in Haßfurt. Wegen Körperverletzung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigung und Bedrohung wurde der Mann zu einem schon rechtskräftigen Urteil von fünf Monaten auf Bewährung verurteilt.
Im Dezember 2011 war die Heirat, aber spätestens nach einem Jahr war schon der Wurm drin. Im Frühjahr 2013, sagte die 41-jährige Ehefrau, habe es immer wieder Ärger gegeben. Am 16. September letztes Jahr kam der traurige Schlussakkord in der verkorksten Beziehung.
An dem Abend eskalierte die Situation in der ohnehin heillos zerrütteten Ehe dermaßen heftig, dass sogar vier Polizeibeamte eingreifen mussten.
Es begann damit, dass der Mann an dem Tag seinen Hausarzt aufsuchte. Weil er nach seinen eigenen Worten "psychisch angeknackst" war, bekam er Psychopharmaka verschrieben. Er besorgte sich die Tabletten, schluckte einige davon - und kaufte dann noch eine Flasche Wodka. Ob er die ganz oder nur halb austrank, blieb bei der Gerichtsverhandlung offen.
Danach war er so platt, dass er seine Frau anrief, damit sie ihn mit dem Auto nach Hause bringen sollte. Als die kurz darauf tatsächlich mit ihrem Pkw da war, weigerte sich der schon renitente Mann, auf dem Beifahrersitz einzusteigen. Sie fuhr zurück, und er trat die Heimreise ins wenige Kilometer entfernte Haus in einem kleinen Dorf im Kreis Haßberge zu Fuß an.
Böses ahnend, hatte dort die Ehefrau die Haustür verschlossen.
Natürlich hätte sie die Tür geöffnet, sagte sie im Zeugenstand, wenn er sich "normal und anständig" verhalten hätte. Das war offensichtlich nicht der Fall, denn als der Betrunkene zuhause ankam, tobte er gleich los. Er trat eine Tür ein, um ins Haus zu gelange. Seine Frau beschimpfte er und schubste sie heftig beiseite. Sie fiel über einen Kompressor und schürfte sich den rechten Ellenbogen auf. Als sie sich wieder aufgerappelt hatte, packte er sie von hinten und nahm sie in den Schwitzkasten. Obwohl sie erst mal keine Luft mehr bekam, konnte sie sich irgendwie befreien und die Polizei alarmieren.
Nach einer Viertelstunde waren die Ordnungshüter vor Ort. Auch ihnen gelang es zunächst nicht, den Tobenden zu beruhigen. Also legten sie ihm Handschellen an und führten ihn zum Streifenwagen. Der Gefesselte sträubte sich nach Kräften und versuchte immer wieder, sich loszureißen.
Noch auf dem Hof der Polizeiinspektion in Haßfurt titulierte er die Beamten als "Arschlöcher".
Angesichts von zwölf Vorstrafen, wovon etliche einschlägiger Natur waren, kam für Staatsanwalt Arno Ponnath eine Geldstrafe nicht mehr in Betracht. Er forderte vielmehr eine Bewährungsstrafe von sieben Monaten. Der Verteidiger hielt drei Monate für ausreichend. Strafrichterin Ilona Convers Urteil lag genau in der Mitte. Als Auflage wurde ein Bewährungshelfer bestellt, der Verurteilte muss 50 Sozialstunden leisten sowie 150 Euro Geldbuße bezahlen.