Die drei Seiten des Glücks

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Ein Sonnenuntergang kann glücklich machen. Fotos: Carmen Schwind
Ein Sonnenuntergang kann glücklich machen. Fotos: Carmen Schwind
Erika Schneider schenkte Helmut Hof einen Glückbringer.
Erika Schneider schenkte Helmut Hof einen Glückbringer.
 

Helmut Hof erläuterte den Senioren in Heroldsbach, dass Glück oft eine Frage der Definition ist.

Was macht uns glücklich? "Die meisten Menschen glauben, auf die Frage nach dem Beglückenden und auch nach dem Unglück eine klare Antwort geben zu können - und liegen damit ziemlich falsch." Das sagte Helmut Hof von der katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Forchheim beim Seniorennachmittag in Heroldsbach.
Er war von der dortigen Seniorenbeauftragten Erika Schneider eingeladen worden, um den vielen Zuhörern die drei Seiten des Glücks zu erklären. Doch zuerst zeigte der Referent auf, dass viele Menschen eine falsche Vorstellung vom Glücklichsein haben. Beispielsweise rede sich mancher ein, dass er glücklich würde, wenn er im Lotto gewinnen würde. Mancher Senior habe den Ruhestand herbeigesehnt und geglaubt, dann glücklich zu sein. Doch jetzt merke er, dass eigentlich die Arbeit schön war.


Innere Einstellung wichtig

Die naive Glückstheorie "wünschen, dann bekommen, dann glücklich sein" funktioniere leider nicht, meinte Hof und zählte auf, dass es drei Seiten des Glücks gibt: "Glück haben" bedeute, dass einem ohne eigenes Zutun etwas zufällt. Doch wer Glück habe, sei nicht automatisch glücklich. Wichtig sei die innere Einstellung: offen zu sein für das Unerwartete, aber auch loslassen zu können.
"Glücklich sein" wiederum ist ein kurzer, erfüllter Augenblick. "Es sind die Momente höchster Lebendigkeit. Momente, in denen wir ganz bei uns oder auch ganz außer uns sind. Verständlich, dass wir das gerne festhalten oder wiederholen möchten", erklärte der Referent und sagte weiter: "Der Versuch, das Glück des Augenblicks zu konservieren, führt also paradoxerweise in die Leblosigkeit - so wie bei Menschen, die sich aus Angst vor Falten das Nervengift Botox spritzen lassen, um durch Lähmung der Gesichtsmuskulatur den Schein von Jugendlichkeit festzuhalten."


Durch die Hintertür erreichbar

Um nun immer wieder Momente des Glücks erfahren zu können, empfahl Helmut Hof den Senioren, dieses nicht krampfhaft anzustreben, und meinte: "Glück ist ein Nebenprodukt; es ist nur durch die Hintertür erreichbar." Um Glück zu erkennen bedarf es laut Redner der Achtsamkeit auf das Hier und Jetzt. Und man sollte "im Fluss" sein. Also etwas tun und in diese Tätigkeit so vertieft sein, dass man alles darum herum vergisst. Allerdings sollte diese Tätigkeit weder über- noch unterfordern. Deshalb sollte sich jeder fragen, was er von ganzem Herzen tun kann.
Die dritte Seite des Glücks ist nach Helmut Hof "das geglückte Leben". Dazu trug er vor: "Wir haben bereits gesehen, dass dies nicht bedeuten kann, einen Zustand ständigen hohen Glücks zu haben. Wobei heute viele Menschen die Vorstellung haben, dass Glück bedeutet, ständig angenehme Zustände zu haben und nur noch Positives zu erleben." In der Glücksforschung sei ein geglücktes Leben ein intensives Leben. Es gehe um Lebenskunst, um die Kunst, die verschiedenen Seiten in Balance zu bringen. "Im Konkreten heißt das, dass ich das lebe, was jetzt wirklich da ist - was es auch sei", so der Referent.
Das wiederum heiße aber nicht, dass man resignieren müsse, man sollte sich viel mehr auf die Wirklichkeit des Lebens einlassen. Glücklich machen nicht Reichtum, Gesundheit oder Bildung. Glücklich macht, wenn man wirkliche Bedürfnisse erkennt und der Freude auf der Spur bleibt, eine positive innere Einstellung, selbst gestaltete Aktivitäten, Neugier, Beziehungen und Liebe.


Erste Mohrrübe nach dem Krieg

Das sahen auch die Besucher des Vortrags so. "Wir wurden 1946 nach Poppendorf in ein halb verfallenes Haus ausgesiedelt. Da fand ich am 16. November eine Mohrrübe im Garten", erzählte dann auch Erika Schneider. Noch heute kann sie sich an das Glücksgefühl erinnern, als sie hungrig in diese Mohrrübe biss. Jetzt ist sie glücklich beim Spazierengehen in der Natur. Für Kuni Hümmer dagegen bedeutet Glück, dass sie jeden Tag aufstehen und laufen kann. Und sie ist glücklich, wenn sie etwas arbeiten darf und ihre Kinder gesund sind.
"Ich bin ein zufriedener Mensch und bin glücklich, wenn ich anderen etwas Gutes tun kann", sagte Teresia Gügel. Für Agnes Geiger ist Glück eine gute Partnerschaft und gesunde Kinder. "Für mich ist das auch so; Hauptsache, wir sind alle gesund. Ich bin zufrieden wie es ist, denn ich habe genug erlebt", sagte auch Hilde Büttner.
Und Gertraud Rascher ergänzte, dass Glück für sie sei, sich selbst versorgen zu können, den Verstand zu behalten und anderen nicht zur Last zu werden. Und es sei Glück, dass sie zu solchen Vorträgen gehen kann und damit aus dem Haus herauskommt und nette Menschen trifft.