"Die Bürger müssen bereit sein"

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Viele statistische Erhebungen, die den Klimawandel beschreiben, hatte der Ingenieur Karlheinz Paulus dabei. Der Fachmann erläuterte sie bei seinem Referat und sprach über Wege, Energie einzusparen. Foto: Helmut Will
Viele statistische Erhebungen, die den Klimawandel beschreiben, hatte der Ingenieur Karlheinz Paulus dabei. Der Fachmann erläuterte sie bei seinem Referat und sprach über Wege, Energie einzusparen.  Foto: Helmut Will

Die Stadt Ebern will mit dem Projekt Energiecoaching ihren Beitrag zur Energieeinsparung leisten.

Helmut will Die Stadt Ebern war mit ihrer Bewerbung um ein Energiecoaching bei dem vom bayeri-schen Staatsministerium für Wirtschaft ausgelobten Förderprojekt erfolgreich. Damit gehört sie zu den acht in Unterfranken bedachten Gemeinden, die eine Initialberatung zur Umsetzung der Energiewende bekommen.

Der Ingenieur Karlheinz Paulus von der Energieagentur Unterfranken, ein Fachmann für Energie und energiesparendes Bauen, war am Donnerstagabend im Betreuungsgebäude der Grundschule zu Gast. 13 interessierte Personen waren gekommen, um sich den Fachvortrag zur Energiewende von Paulus anzuhören.

Jeder kann mitmachen

Das Fazit seiner Ausführungen vorweg: Klimaschutz gehe nicht von heute auf morgen. Hier müssten alle Länder an einem Strang ziehen. Das Bemühen um Klimaschutz dürfe nicht nachlassen. Bis spätestens 2050 müssten Erfolge spürbar werden, sagte er. Jeder könne mithelfen und sich bei Kaufentscheidungen an klimafreundlichen Fahrzeugen und Produkten orientieren.

Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) erläuterte, dass das Energiecoaching eine intensive Beratung der Gemeinden in Bezug auf die Umsetzung der Energiewende beinhalte. Ferner gehe es um die aktive Beteiligung von Kommune und Bürgern und Beratungsbedarf für geplante Objekte. "Wir in der Stadt Ebern haben schon einiges umgesetzt. Wir haben von 1350 Lampen 1094 auf LED umgerüstet." In Verbindung mit einer Nachtschaltung werden laut Hennemann auch die Türme der Stadt nur bis 22 Uhr angestrahlt; damit würden 210 000 Kilowattstunden pro Jahr eingespart, was eine Reduzierung von 103 Tonnen Kohlendioxid bedeute. "Unsere größten Stromfresser sind die Kläranlage und die Pumpwerke im Stadtgebiet", sagte der Bürgermeister. Beide verbrauchten im Jahr 918 000 Kilowattstunden.

Die Kläranlage erfordere hohe Investitionskosten, und in diesem Zusammenhang werde die Stadt auf eine Verminderung des Stromverbrauchs achten. "Wir wollen da weiterkommen, aber es wird uns die nächsten Jahre noch beschäftigen", sagte der Bürgermeister.

Hennemann führte weiter aus, dass gegenwärtig 44,9 Prozent des Stromverbrauchs mit regenerativer Energie gedeckt würden. "Wenn die Photovoltaikanlage Fischbach am Netz ist, werden es 70 Prozent sein, und sollte Heubach noch kommen, wären wir etwa bei 110 Prozent", sagte er.

Harald Amon vom Bund Naturschutz schlug vor, im Stadtgebiet ein Dachkataster zu erstellen, um den Bürgern zu zeigen, welches Energiepotenzial sie auf ihren Dächern haben. Auf Frage von Klaus Schineller sagte der Bürgermeister, dass bei dem Verbrauch von 57 Millionen Kilowattstunden im Stadtgebiet alles, auch privater Verbrauch, eingerechnet sei.

Karlheinz Paulus begann sogleich mit dem Sparen - unfreiwillig. Zunächst streikte der Beamer. "Er beginnt wohl schon mit dem Energiesparen", sagte er scherzhaft.

Beim Energiecoaching werden nach seinen Angaben Daten erfasst und im Januar sollte man sich noch einmal Gedanken machen, wo man an Gebäuden Energie sparen könnte. "Die Förderungen für solche Maßnahmen werden erhöht und auch die für energetische Sanierungen", sagte Paulus.

Der Klimawandel werde nicht mehr rückgängig zu machen sein, und man müsse überlegen, was auf Kinder und Enkel zukommen könnte. "Der Klimawandel stellt unsere Gesellschaft vor immense Herausforderungen und die Bundespolitik und die Wirtschaft handeln zu zaghaft", rügte der Fachmann.

Noch mehr Erwärmung

Er zeigte auf, wie die Temperaturen seit 1850 stiegen und was noch zu erwarten ist. "Es heißt, vorbereitet zu sein, und auch in Unterfranken müssen wir mit mehr Erwärmung rechnen." Er verwies auf das "Schweinfurter Becken", zu dem auch Ebern gehöre. Das Klima in Unterfranken werde mehr und mehr mediterran. Mit weiteren Hitzerekorden sei zu rechnen, was er an den statistischen Erhebungen verdeutlichte.

Die Entwicklung sei auch ein Problem für die Landwirte und Gemüsebauern. In einigen Regionen Unterfrankens gebe es seit zehn Jahren keine Grundwasserneubildung, schilderte er.

Kann man dem Hitzestress bautechnisch begegnen? Paulus zeigte Bebauungsmöglichkeiten auf, die in Städten und an Häusern die Temperaturen klimafreundlicher ausrichten können.

Bürger müssen mitziehen

Auf energetische Maßnahmen eingehend, sagte Bürgermeister Hennemann, dass sich solche bei kleinen Gebäuden eher nicht rechnen. Man müsse solche Projekte berücksichtigen, bei denen der Energieverbrauch hoch ist.

Es wurde das Für und Wider von Elektroautos diskutiert. Klaus Schineller stellte fest, dass die Herstellung von Batterien und deren Entsorgung auch Energie verbrauchen.

Hennemann zog für Ebern das Fazit, dass man konkret auf die Stadt schauen müsse und bei Anschaffungen, wo es möglich ist, energiesparende Aspekte nicht außer Acht lassen dürfe. "Wir müssen sehen, wo man Anreize setzen kann, aber man kann nicht alles auf Kommunen und Städte abwälzen. Die Bürger müssen konkret mitgenommen werden und bereit sein."