Weil die im Mittelschulverbund beschlossene Kooperation zwischen Stegaurach und Priesendorf vielen Eltern missfällt, wird es im nächsten Schuljahr an keinem der beiden Schulstandorte eine 8. Klasse geben.
Das Signal war klar gewesen: Bei einer Befragung hatten sich im Frühjahr fast alle Eltern der Stegauracher Mittelschüler für einen Verbleib ihrer Kinder an der Grund- und Mittelschule Altenburgblick ausgesprochen. Zuvor war im Schulverbund Aurachtal-Ebrachgrund - dem die Mittelschulen Burgebrach, Frensdorf, Priesendorf, Schlüsselfeld und Stegaurach angehören - beschlossen worden, dass künftig die Klassen 5 und 6 in Stegaurach, die Klassen 7, 8 und 9 in Priesendorf beschult werden sollen. Nun ist klar, dass es im Schuljahr 2017/18 weder in Stegaurach noch in Priesendorf eine 8. Klasse geben wird. Das bestätigt auf Nachfrage der Verbundkoordinator, Burgebrachs Rektor Matthias Thiem.
Der Grund ist, dass von der jetzigen 7. Klasse in Stegaurach - deren Schüler fast zur Hälfte aus Priesendorf, Lisberg und Walsdorf kommen - mehrere Eltern ihre Kinder für das kommende Schuljahr an andere Schulen schicken wollen. Elternsprecherin Birgit Weiß zufolge wollen drei Kinder in den M-Zug wechseln, der in Burgebrach unterrichtet wird. In einem Fall sei ein Wechsel an die Blaue Schule (Graf-Stauffenberg Wirtschaftsschule) in Bamberg geplant. Für drei weitere Schüler sollen Gastschulanträge an der Trimberg-Schule in Bamberg gestellt werden. Zudem sei mit zwei Wegzügen und zwei Wiederholern zu rechnen.
Mit den verbleibenden Schülern der Jahrgangsstufe ist nun keine Klassenbildung in Priesendorf möglich. Sie werden nun, so Thiem, in Frensdorf oder Burgebrach zur Schule gehen. "Die haben wohl nicht damit gerechnet, dass die Eltern so hartnäckig sind", sagt Weiß in Richtung der Verantwortlichen des Verbunds.
Entwicklung so nicht gewollt
Allerdings schwingt darin keine Freude und kein Triumphgefühl mit, dass die Klasse nun zerschlagen wurde. "Schade, der Lehrer war toll und die Klassengemeinschaft war toll", bedauert Weiß. Schließlich sei es der Elternwille gewesen, dies zu erhalten - aber eben in Stegaurach.
Nun hat Stegaurach bereits in den vergangenen Jahren keine 8. und 9. Klasse mehr bilden können. Die sechstgrößte Gemeinde im Landkreis hat zwar keinen Nachwuchsmangel zu beklagen und verzeichnet gerade seit der Auflösung der einst großen US-Community einen regen Zuzug junger Familien. Doch Stegaurach hat sozusagen ein Akademikerproblem. Die Übertrittsquote an Gymnasien und Realschulen ist hier weit höher als in den meisten anderen Gemeinden. Die Mittelschule Altenburgblick ist deshalb die kleinste im Verbund.
Doch auch Priesendorf als Standort des Verbands Priesendorf-Lisberg-Walsdorf hat inzwischen Probleme, genug eigenen Schülernachwuchs zu finden. Obwohl sich die Schule mit ihrer Ausstattung und Ausrichtung nicht zu verstecken braucht, wie Rektor Alexander Pfister und der Verbandsvorsitzende, Lisbergs Bürgermeister Michael Bergrab, stets betonen. Die Kooperation von Stegaurach und Priesendorf soll daher der Sicherung beider Standorte dienen. Entsprechend war der Beschluss in der Verbundversammlung - der die Schulen und die Sachaufwandsträger (Gemeinden) angehören - auch einstimmig gefasst worden.
Allgemeine Verunsicherung
Nach dem Aufschrei der Stegauracher Eltern wurde als kleines Zugeständnis beschlossen, die 7. Klasse übergangsweise im Schuljahr 2017/18 in Stegaurach zu belassen. Doch auch in der davon betroffenen jetzigen 6. Klasse wollen die Eltern Gewissheit, was danach wird. Auch hier hatten sich die Eltern von 15 der 17 Schüler im Frühjahr für Stegaurach ausgesprochen. "Es wäre schön, wenn Politiker und Schulverantwortliche möglichst bald eine Lösung für die Kinder finden, damit sich dieses Fiasko nicht wiederholt", sagt Birgit Weiß.
Der Verbundkoordinator sieht allerdings derzeit keinen Bedarf, den Kooperations-Beschluss neu zu verhandeln oder gar zu revidieren. "Wir müssen uns jedes Jahr an den aktuellen Schülerzahlen orientieren", sagt Matthias Thiem. Es sei gefährlich, schon jetzt über künftige Schülerbewegungen zu spekulieren. Das schaffe nur Verunsicherung. Viel wichtiger sei: "Die Schule muss in Ruhe mit den Kindern arbeiten können", betont Thiem.
Dass einmal eine Klasse nicht gebildet werden kann, sieht er nicht als großes Problem. Auch mit nur einer Klasse gelte ein Standort als aktiv. Und selbst wenn ein Jahr lang gar keine Klasse unterrichtet werde, gelte der Standort als nicht aktiv, verliere aber nicht den Status als Mittelschule. Optimistisch stimmen den Schulleiter aktuelle Prognosen über steigende Schülerzahlen.