Lotterie Eine der ältesten Lotto-Annahmestellen in Coburg befindet sich am Markt. Dort arbeitet Pia Schwesinger seit über 20 Jahren und denkt auf ihre Weise über 60 Jahre "6 aus 49" und 50 Jahre Live-Ziehung im Fernsehen nach.
von unserer Mitarbeiterin Helke Renner
Coburg — Es ist Dienstag, kurz vor 17 Uhr. Pia Schwesinger steht vor ihrem kleinen Laden am Markt und genießt die frische Luft nach dem kurzen Schauer. Sie hat gerade keine Kundschaft. "Erst am Mittwoch ist hier richtig viel los, da geben alle ihren Tipp für das Mittwochslotto ab", erzählt sie.
Thomas, einer der Stammkunden in der Lotto-Annahmestelle, kommt aber auch schon mal am Dienstag nach der Arbeit vorbei. Er holt sich die aktuelle Ausgabe der Lottozeitschrift, um sich die Quoten der letzten Ziehungen anzuschauen. Lotto spielt er nicht. "Die Gewinnchancen sind mir zu gering, und es gibt zu wenig Geld in den unteren Gewinnklassen", sagt er. Daher ziehe er Sportwetten vor. Seit über 30 Jahren spielt er. Einen großen Gewinn hatte er noch nicht.
"Aber man hofft ja immer." Dann führt er noch ein Fachgespräch mit Pia Schwesinger über die Vor- und Nachteile der modernen Lotterie.
Da habe sich in den 60 Jahren, die seit der Wiedereinführung des Gewinnspiels in Deutschland vergangen sind, vieles verändert. "Das Lottospielen ist vielfältiger geworden", sagt die Chefin der Annahmestelle. Heute gebe es neben "6 aus 49" die Glücksspirale, den Euro-Jackpot, die tägliche Lotterie Keno, die Sportwetten und viele kleinere Aktionen.
Und weil inzwischen alles über den Computer läuft, kann ein Tipp noch bis kurz vor der Ziehung am Mittwoch oder Samstag abgegeben werden. "Ich habe zum Beispiel am Mittwoch bis 18 Uhr geöffnet, bis dahin kann man mit seinem Tippschein noch zu mir kommen.
Um 18.25 Uhr erfolgt die Ziehung, und um 18.54 Uhr werden die Gewinnzahlen bekanntgegeben", erläutert Pia Schwesinger.
Früher saßen die Spieler noch vor dem Fernseher und verfolgten gespannt die Ziehung der Lottozahlen. Am 4. September 1965 wurde sie zum ersten Mal live übertragen. Im Juni 2013 klackten die Kugeln zum letzten Mal via Television. Sie habe das auch manchmal geschaut, erzählt Pia Schwesinger.
Sie ist seit 1994 im Lotto-Geschäft, damals noch als Angestellte, aber schon an gleicher Stelle am Markt 10. "Als mein damaliger Chef in Rente gegangen ist, habe ich mich entschlossen, den Laden zu übernehmen. Das war 2012."
Einst "Niermann Toto-Wetten"
Die Annahmestelle am Markt ist eine der ältesten in Coburg. Bereits kurz nach dem Krieg sei sie als "Niermann Toto-Wetten" eingerichtet worden, so Schwesinger.
Eine historische Aufnahme, die vermutlich aus den ersten Jahren stammt, hängt heute noch in dem kleinen Laden. Seit sie das Geschäft führt, hat sich manches verändert. Heute verkauft sie nicht nur Lottoscheine, sondern auch Zigaretten, Taschen und Geldbörsen. Und wer Lust auf einen Kaffee, Espresso oder Kakao hat, kann ihn zwischen den Gewinnversprechen der verschiedenen Lotto- und Toto-Anbieter genießen.
Pia Schwesinger hat Kundschaft jeglichen Alters, von 18 bis 80. Aber volljährig muss man sein, um spielen zu dürfen. "Da passe ich auf und lasse mir auch den Ausweis zeigen, wenn ich mir nicht sicher bin." Gewinne bis zu 2500 Euro werden in Coburg ausgezahlt. Das erlebt Pia Schwesinger öfter. Für die Auszahlung der sogenannten Zen tralgewinne müsse man aber nach München fahren.
Plausch mit den Kunden
Dass Pia Schwesinger ihre Arbeit und ihr kleines Geschäft mag, ist nicht zu übersehen. Der kleine Plausch mit den Kunden, so wie mit Thomas, ist dafür ein Grund. Gibt es dabei etwas, an das sie sich besonders gern erinnert? "Einmal kam ein älterer Herr und wollte Batterien für sein Hörgerät kaufen. Er war fest davon überzeugt, dass er sie schon immer hier bekommen hat. Aber Batterien habe ich nie geführt", erzählt Pia Schwesinger lachend.
Und dann kommt trotz fortgeschrittener Stunde doch noch eine Kundin.