Im Krieg schwerst verletzt
Hubert Weber, 1920 in Staffelstein geboren, wurde zu einem gefragten und weit über die Grenzen hinaus berühmten und viel schaffenden Kunstmaler und Bildhauer, der in 50 Jahren allein 20 Kirchen, Banken, Krankenhäuser, Schulen und Universitäten mit seinen Werken prägte. Dieser außergewöhnliche Gestalter war ein Glücksfall für Stadtsteinach. Doch sein Leben verlief dramatisch.
Mit 21 Jahren verlor der junge Soldat beide Hände an der russischen Front. Auch der linke Oberarm war völlig zertrümmert und die Amputation wartete auf ihn, doch er willigte nicht ein. Im Lazarett in Wien wurde wenig unternommen. Währenddessen nahm sein Vater Kontakt auf zu dem berühmten Professor Ferdinand Sauerbruch an der Charité in Berlin, der sich des Falls annahm.
Nach zehn Operationen, die Sauerbruch persönlich übernahm, gelang eine zur damaligen Zeit einmalige Leistung. Als der rechte Arm soweit bereit war, eine Sauerbruch-Prothese zu tragen, begann der junge Mann damit zu zeichnen. Dieses Phänomen veranlasste Sauerbruch, "seinen Patienten" überall vorzuführen, und als auch der andere Arm diese bewegliche Prothese tragen konnte, war die medizinische Fachwelt begeistert.
Kunst am Bau
Professor Sauerbruch war fasziniert von der Beharrlichkeit des jungen Mannes. Hubert Weber begann, ein Kunststudium zu absolvieren.
Sein Schwerpunkt wurde "Kunst am Bau". Er fertigte nicht nur Entwürfe an, sondern führte seine Werke selbst aus. Im Alter wurde der unermüdliche Künstler mit unzähligen Preisen überhäuft. Er starb hochbetagt 2013 in Lichtenfels.
Schon 1956 schuf Hubert Weber an der Eingangshalle am städtischen Krankenhaus Lichtenfels eine Sgraffitiarbeit. Das Wort "Sgraffito" kommt aus dem Italienischen und bedeutet "kratzen", was die Herstellungsweise gut beschreibt.
Diese Technik wird zur Dekoration von Wänden und Fassaden verwendet. Man trägt verschiedenfarbige Putzschichten auf, nach dem Trocknen werden obere Putzschichten wieder abgekratzt, damit ein Farbkontrast im Kunstwerk erzeugt wird.
Die seit dem 16. Jahrhundert bekannte Technik der Renaissance ist bei mehrfarbigen Werken wie am Schulhaus in Stadtsteinach schwierig und verlangt hohes künstlerisches Talent und Erfahrung. Doch waren diese Kunstarbeiten wegen ihrer langen Haltbarkeit auch unter ungünstigen Witterungsbedingungen beliebt.
Stadtsteinach kann stolz sein, ein Werk des "Malers ohne Hände", so wie ihn der Lions-Club bei einer hohen Auszeichnung zu seinem 90. Geburtstag bezeichnete, sein Eigen zu nennen.
Hoffentlich wird der heilige Georg nicht im Rahmen der energetischen Sanierung der Schule verletzt, verschandelt oder gar zerstört.