Der Herr der Kaltkreissäge

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Der Kulmbacher Gerhard Hacker (rechts) ist nach 33 Jahren bei der Maschinenfabrik Fischer in den Ruhestand gegangen. Anhand einer Laufkarte, die Meister Andreas Zeis hält, schneidet er noch einmal ein Rechteckrohr aus Stahl an einer Säge zurecht. Foto: Stephan Stöckel
Der Kulmbacher Gerhard Hacker (rechts) ist nach 33 Jahren bei der Maschinenfabrik Fischer in den Ruhestand gegangen. Anhand einer Laufkarte, die Meister Andreas Zeis hält, schneidet er noch einmal ein Rechteckrohr aus Stahl an einer Säge zurecht.  Foto: Stephan Stöckel

Nach 33 Jahren bei der Firma Fischer in Burgkunstadt trat der Kulmbacher Gerhard Hacker in den Ruhestand.

Eiligen Schrittes macht sich Gerhard Hacker auf den Weg zur Fertigungshalle, während er von seiner früheren Tätigkeit zu erzählen beginnt. Wie ein Wasserfall sprudeln die Fachausdrücke aus seinem Mund. In seinem Gesicht spiegelt sich die Vorfreude, noch einmal am alten Arbeitsplatz sägen zu dürfen.

In einem Regal stapeln sich die Stahlprofile, mal rund, mal eckig. "Solche vorgefertigten Rohmaterialien nennt man in der Fachsprache Halbzeuge." Man spürt: Hackers Fachwissen ist in seinem Gehirn noch immer fest einprogrammiert wie die Daten auf der Festplatte eines Computers.

"Noch voll in seinem Element"

Auch die Arbeit geht ihm leicht von der Hand. Hacker greift sich ein Rechteckrohr und beginnt zu sägen. "Der ist ja noch voll in seinem Element", entfährt es voller Bewunderung seinem ehemaligen Vorgesetzten, dem Zerspanungsmeister Andreas Zeis.

33 Jahre lang war der Kulmbacher, der aus Theisau stammt, der Burgkunstadter Maschinenfabrik Fischer, die Cordschneideanlagen für die Reifenindustrie herstellt, treu verbunden. Rund zehn Jahre davon war der heute 64-Jährige der Herr an der Kaltkreissäge, wo er Kleinteile aus Aluminium, Kunststoff, Messing und Stahl zusägte.

Hacker zeigt den Drehknopf, mit dem die Geschwindigkeit eingestellt wird. "Härteres Material sägt man etwas langsamer und mit Wasser als Kühlschmierstoff, das an der Seite beim Sägeblatt herunterläuft. Bei Kunststoff wiederum kann man die Geschwindigkeit ein bisschen erhöhen", spricht aus ihm der Fachmann.

Der Erste in der Arbeitskette

Woher kommt der Name Kaltkreissäge? "Es gibt Sägen, die so schnell sind, dass das Material fast glüht. Das ist bei dieser Säge nicht der Fall", klinkt sich Zeis ein.

"Beim Sägen sind Konzentration und Genauigkeit gefragt. Schließlich ist der Säger der erste in der Arbeitskette. Hätte ich ungenau gearbeitet, dann hätten alle anderen ein Problem gehabt", erklärt der frischgebackene Rentner. "Deshalb habe ich immer mal wieder nachgemessen. Mit dieser Stichprobe bin ich immer gut gefahren", erinnert sich der Kulmbacher nicht ohne Stolz.

Säger mit Leib und Seele

Hacker war Säger mit Leib und Seele, der nach eigener Aussage das konzentrierte Arbeiten liebte und im Laufe der Zeit ein Gefühl für das richtige Bearbeiten der unterschiedlichen Materialien bekam. "Das Sägeteam bei der Maschinenfabrik Fischer hat ebenfalls gepasst", hebt der 64-Jährige hervor.

Bevor aus dem gelernten Heizungsbauer ein leidenschaftlicher Säger wurde, hatte Hacker bei dem Burgkunstadter Unternehmen als ein Mann für alle Fälle gearbeitet. Ob Transportarbeiten, Pförtnerdienst oder Rasenmähen - der Kulmbacher war sich für keine Arbeit zu Schade.

Beim Verteilen von Laufkarten, Zeichnungen und Arbeitsscheinen eignete er sich Wissen über die Arbeit an einer Säge an.

Der richtige Riecher

Zeis wiederum hatte den richtigen Riecher, als ein Mann an der Kaltkreissäger gesucht wurde.

Auch ohne das tägliche Sägen fällt dem Rentner die Decke nicht auf den Kopf. Zu Hause gäbe es mit Hasen, Kaninchen und einem Gemüsegarten genug zu tun. "Nur die Kollegen aus dem Sägeteam vermisse ich." Spricht‘s und geht zu ihnen.

Bei einem Essen im Hotel "Fränkischer Hof" im Altenkunstadt Ortsteil Baiersdorf wurde Hacker offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Der frischgebackene Rentner schwelgte mit Zeis, Betriebsratsvorsitzendem Dietmar Geßlein, und seinem ehemaligen Arbeitskollegen Hans Völk aus der Terminverfolgung in alten Erinnerungen.

"Er war ein gewissenhafter und ordentlicher Mitarbeiter, der seine Arbeit immer selbstständig erledigte", hob Andreas Zeis anerkennend hervor.