Hugo und Christa Reuther bauten den "Pressecker Hof" von einer Bierwirtschaft in einen Großbetrieb um.
Siegfried Sesselmann In der schönen Frankenwaldgemeinde Presseck schlossen in den vergangenen Jahren viele Betriebe. So fehlen Metzgerei, Bäckerei und Einkaufsmöglichkeiten, doch der "Pressecker Hof" steht wie ein Fels in der Brandung. Hier floriert das Lebenswerk von Hugo und Christa Reuther, die in fast 60 Jahren aus kleinsten Anfängen einen deutschlandweit bekannten Gastronomiemagneten mit viel Fleiß, Geschick und Geschäftssinn etablierten.
Als Hugo Reuther am 25. Mai 1939 in Großbirken (Gemeinde Schwand) das Licht der Welt erblickte, ahnte wohl kaum jemand, dass er mit seinem Unternehmen die Entwicklung Pressecks nicht nur im kulinarischen, sondern besonders auch im touristischen Bereich maßgeblich mit beeinflussen würde.
Hugo Reuthers Großvater Johann Reuther (1882 - 1957) entstammte der Metzgerei Reuther in Stadtsteinach. Er ehelichte 1907 die Wirtswitwe Sophie Schütz in Presseck, um mit ihr die Brauerei und Metzgerei zu führen. Hugos Vater, Hans Reuther (1908 - 1962), heiratete 1932 die Wirtstochter Katharina Sesselmann (1910 - 1963) in Großbirken.
In der "Neuen Welt" hat's gefunkt
Von den sechs Kindern war Hugo der dritte Junge, seine Geschwister sind bereits alle verstorben. Seine Eltern führten nicht nur den Gasthof in Großbirken, sondern nach dem Krieg auch die Land- und Bierwirtschaft in Presseck Nummer 8, heute Helmbrechtser Straße 2.
Als am zweiten Weihnachtsfeiertag 1959 der junge Hugo mit Freunden mit seinem Auto auf die "Frei" ging, landeten sie zufällig in Wolfersgrün bei Wallenfels im Gasthaus "Neue Welt", wo das Schicksal ihn und seine zukünftige Frau Christa, geborene Engelhardt, deren Vorfahren mütterlicherseits aus Enchenreuth stammen, zusammenführten. Beide merkten bald, dass ein gemeinsamer Lebensweg gewollt war, und so wurde ein halbes Jahr später geheiratet, zum 18. Geburtstag von Christa am 6. August 1960. Was nun folgte, waren Arbeit und Entbehrung, immer mit einem klaren Ziel vor Augen.
Es begann schon damit, dass Hugos Eltern unerwartet und viel zu jung verstarben. Die Jungvermählten mussten die Land- und Bierwirtschaft übernehmen. Drei kleine Kinder mussten versorgt werden - Christa und Hugo investierten ihre ganze Kraft in die gut florierende Gaststätte. Oft saßen die Zecher bis weit nach Mitternacht - und vor Sonnenaufgang wartete das Vieh. Zum Durchschnaufen gab es jahrelang keine Möglichkeit, das Wort Urlaub kannte man nicht.
Der Einsatz sollte sich lohnen. So riss man 1969 das komplette Pressecker Anwesen ab, um einen neuen Gasthof zu errichten, der den gestiegenen Ansprüchen genügen und mehr Platz und Möglichkeiten bieten sollte. Man spielte auch mit dem Gedanken, einen stattlichen Aussiedlerhof zu bauen, aber man verwarf den bereits genehmigten Plan über Nacht und startete in die gastronomische Zukunft. Das Bier kam von der Brauerei Schübel aus Stadtsteinach, seit 35 Jahren bietet man den Gästen auch Gerstensaft der Kulmbacher Brauerei an. So war man gerüstet für Hochzeiten, Familien- und Betriebsfeiern, die Gäste kamen aus nah und fern.