"Die Denkmalpflege klappt nur in Zusammenarbeit und deshalb ist ein Schwerpunkt der Denkmalpflege 2020 die Kommunikation." Das erklärte der Generalkonservat...
"Die Denkmalpflege klappt nur in Zusammenarbeit und deshalb ist ein Schwerpunkt der Denkmalpflege 2020 die Kommunikation." Das erklärte der Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Professor Mathias Pfeil, am Freitag in Haßfurt. In der Stadthalle tagte die Arbeitsgemeinschaft Fränkische Stadtbaumeister, deren Mitglieder mit Bayerns oberstem Denkmalschützer in einen regen Austausch traten.
Genau zu diesem Zweck wurde die Arbeitsgemeinschaft in den 1970er Jahren in Mittelfranken gegründet; seit 2000 ist sie "gesamtfränkisch", wie ihr Vorsitzender Reinhold Schöpf feststellte. Sich austauschen, positive und negative Erfahrungen teilen und voneinander lernen, das wolle man bei den gemeinsamen Tagungen. Die in Haßfurt war bereits das 77. Treffen.
Die Stadthalle selbst war ein ideales Beispiel dafür, wie ein historisches Gebäude mit neuem Leben erfüllt wird, ebenso wie gleich nebenan das Rathaus und das Landratsamt. Am Nachmittag führte Annette Faber vom Landesamt für Denkmalpflege in Schloss Seehof die Teilnehmer durch die Ritterkapelle.
Ihr und Bernhard Joos von der Unteren Denkmalschutzbehörde am Landratsamt Haßberge dankte der gastgebende Haßfurter Stadtbaumeister Wolfgang Braun für die hervorragende Begleitung seiner Tätigkeit für Haßfurt. "Wer weiß, wie Haßfurt heute aussehen würde, wenn diese Zusammenarbeit nicht so hervorragend geklappt hätte". Das betonte auch Bürgermeister Günther Werner. Sicher sei die Lebendigkeit der Kleinstadt auch darauf zurückzuführen, dass weder Landratsamt, noch Stadthalle oder Rathaus auf der grünen Wiese errichtet wurden. Allerdings müsse man die Altstadt auch modernen Erfordernissen anpassen und barrierefreier gestalten.
Das Hauptreferat des Tages, das im zweiten Teil fließend in eine Diskussion überging, bestritt Professor Pfeil. Der betonte einerseits, dass Denkmäler natürlich geschützt werden müssen - allerdings müsse auch beachtet werden, dass Denkmalpflege fast immer auch Eingriff in Privateigentum bedeutet und dass ein Denkmal nur dann erhalten bleibt, wenn es mit Leben erfüllt sei. Immer, über die ganzen Jahrhunderte, seien Gebäude dem jeweiligen Nutzen oder auch Geschmack entsprechend angepasst worden und so dürfe auch ein Denkmal im vertretbaren Rahmen verändert werden.
Denkmalschutz und Denkmalpflege suchten heute neue Wege für den Bürgerdialog, denn "gemeinsam findet man Ergebnisse, die man allein nicht findet. Und auch eine Fachbehörde lässt sich beraten", erklärte er. Zwar gingen nicht alle Denkmalschützer so aktiv auf die Leute zu wie Annette Faber, doch sei das die vorgegebene Arbeitsweise im Denkmalschutz 2020. Er ging auf Baudenkmäler ebenso ein wie auf Bodendenkmäler, die er besonders spannend findet. Das neue kommunale Denkmalkonzept sei ein Ansatz für eine neue Ortsentwicklung. Das sei vollkommen neu: aus der Denkmalpflege heraus in die Zukunft planen, um die Identität von Orten oder Regionen zu erhalten. Dabei könnten historische Ortskerne auch durch moderne Architektur aufgewertet werden - auch hier mit intensiver Bürgerbeteiligung.
In seinem Vortrag zeigte der Generalkonservator viel Verständnis dafür, dass sich Städte auch entwickeln müssen. "Man kann nicht alles schützen", erklärte er pragmatisch.
Michael Knappe, Stadtbaumeister in Rothenburg ob der Tauber, stellte dazu fest, dass man leider oft das Gegenteil erlebe. Auch in Gerolzhofen gibt es immer wieder Hausbesitzer, die dann eben gar nichts an ihren Häusern machen, weil der Ensembleschutz Holzfenster vorschreibt, erklärte Jens Pauluhn.
Natürlich gebe es auch weiterhin die Einzelfallprüfung, erklärte dazu Pfeil. Und Fenster seien nun einmal ein sehr wesentliches Fassadenelement und daher ein heikles Thema.
Oliver Graubmann aus Kitzingen plädierte dafür, bei den Eigentümern das Bewusstsein zu stärken, dass "ein Denkmal ein Wert ist und keine Belastung". Reinhold Schöpf erklärte, dass oft der Blick von außen helfe: Die rund 100 000 Flusskreuzfahrttouristen, die jährlich Miltenberg besuchen, seien so begeistert, dass auch viele Einheimische ihre Stadt mit anderen Augen sehen.
Pfeil schloss mit den Hinweisen auf die Fördermöglichkeiten. Zu den 40 Millionen Euro an direkten Fördermitteln kommen die Möglichkeiten steuerlicher Absetzbarkeit, "und das kann auch mal eine Heizungsanlage sein, die ein Denkmal erst nutzbar macht", erklärte er.
sw