von unserem Mitarbeiter Werner Baier Hirschaid — Die kulturelle Nutzung des Schlosses Sassanfahrt hat sich gut entwickelt. Hingegen ist die Verwendung als Bildungszentrum ins Stock...
von unserem Mitarbeiter Werner Baier
Hirschaid — Die kulturelle Nutzung des Schlosses Sassanfahrt hat sich gut entwickelt. Hingegen ist die Verwendung als Bildungszentrum ins Stocken geraten. Das ist dem Bericht zu entnehmen, den die Sachbearbeiterin Annette Schäfer dem Marktgemeinderat erstattete.
Die Kunsthistorikerin wird seit März dieses Jahres als Schlossverwalterin und Kulturarbeiterin von der Gemeinde beschäftigt. Sie hat offenbar alle Hände voll zu tun, das im Sommer 2014 nach dreijähriger Renovierung wiedereröffnete Schloss des Reichsgrafen Julius von Soden mit Leben zu erfüllen. Außerdem betreut sie noch die gemeindlichen Museen "Alte Schule" und "Tropfhaus Sassanfahrt". Die Absicht, Hirschaids ehemalige Judenschule an der Nürnberger Straße zu einer musealen Gedenkstätte zu gestalten, wird unter ihrer Federführung weiter verfolgt.
Schäfer bilanzierte die
Aktivitäten im Schloss Sassanfahrt: Je sechs Vorträge, Theater- oder Kabarettabende fanden statt; dazu kamen fünf Vorstellungen im Rahmen des Fränkischen Theatersommers und drei Konzerte. Ein Jazzabend sowie eine Veranstaltung im Rahmen des Bamberger Blues- und Jazzfestivals zogen das Publikum in Massen an. Weiter fanden sich auf dem Veranstaltungsprogramm zwei Lesungen, ein Filmabend mit der Uraufführung einer Dokumentation jüdischer Ortsgeschichte, ein Workshop und der Besuch von Architekten aus dem ganzen Land anlässlich der "Architektouren".
Knapp 1600 Besucher
Bei insgesamt 20 Veranstaltungen registrierte die Schlossverwalterin knapp 1600 Besucher, darunter mehr Sassanfahrter, als nach der ursprünglich negativen Stimmung zu erwarten waren. Man erinnere sich: So mancher Ortsbewohner hielt die Sanierung des "alten Gerümpels" für reine Geldverschwendung.
Zu den kulturellen Veranstaltungen seien Gäste bis aus Schweinfurt, Bamberg und Forchheim angereist, freute sich Annette Schäfer. Der Mangel an Parkplätzen sei bislang nicht beklagt worden, die 600 Besucher der Jazz- und Blues-Open-Airs seien größtenteils mit Fahrrädern angerollt.
Gut bewährt und zunehmend beliebt sei Schloss Sassanfahrt als Rahmen von standesamtlichen Hochzeiten: 15 Paare gaben sich hier seit der Wiedereröffnung des Baudenkmals das Ja-Wort. Mitglieder des "Tanzrhythmus" bewährten sich bei der Bewirtung der bis zu 100 Hochzeitsgäste, teilte Schäfer mit.
Um das Schloss für Trauungen noch attraktiver zu machen, senkte der Marktgemeinderat die pauschale Mietgebühr auf 150 ohne, beziehungsweise 350 Euro mit Sektempfang. Die Pauschale für die ganztägige Nutzung des Schlosses und des Gartens wurde auf 2500 Euro reduziert.
Nach der bisherigen Gebührensatzung hätte die komplette Anmietung 4307 Euro pro Tag gekostet, ein unrealistischer Betrag.
Gleichwohl diente das Schloss als Veranstaltungsort von sechs Lehrerfortbildungen, drei Projekttagen, zwei Ausstellungen sowie für Tagungen externer Nutzer, von der Staatsanwaltschaft Bamberg bis zur Tourismuszentrale Fränkische Schweiz. Bei solchen Veranstaltungen, so Annette Schäfer, sei das Fehlen zeitgemäßer technischer Standards, zum Beispiel eines Beamers, bemerkt worden. Hier gebe es Nachholbedarf.
Die Frage von Gemeinderat Udo Wüst (Freie Wähler) nach den Einnahmen aus dem Betrieb von Schloss Sassanfahrt soll erst bei den Haushaltungsberatungen beantwortet werden. Um die gewährten Zuschüsse von Bund und Land sowie von der EU nicht nachträglich zu gefährden, dürfe kein Gewinn erzielt werden, warnte die Geschäftsleitende Beamtin Ulrike Piontek.
Diese Schwelle dürfte allerdings in weiter Ferne liegen.
Für Arbeiten der Hausverwaltung stehen Ortsbewohner zur Verfügung. Ferner können Asylbewerber auf Ein-Euro-Basis beschäftigt werden, um den Schlosspark in Ordnung zu halten. Mithin sind viele Probleme gelöst, die Kopfzerbrechen bereitet hatten. Andererseits macht die Nutzung des Schlosses als Bildungswerkstatt einigen Kummer, zumal die vom Staat bezahlte Halbtagsstelle binnen Jahresfrist ausgelaufen sei. Die Verlängerung sei beantragt, berichtete die Schlossverwalterin. Auch über eine Ersatzlösung werde mit der Regierung von Oberfranken und dem Kultusministerium verhandelt. "Höhere Gewalt" nannte es Schäfer, dass die Bildungswerkstatt ins Stocken geraten ist. Aber deshalb sei auch die staatliche Förderung nicht in Gefahr.
Eventmanager passé
Bürgermeister Klaus Homann (CSU) und der gesamte Marktgemeinderat quittierten den Bericht der Schlossverwalterin mit Beifall. Die hauptberufliche Koordination und Öffentlichkeitsarbeit hat zu einer überraschend guten Zwischenbilanz geführt; von der Einschaltung eines Eventmanagers ist jedenfalls keine Rede mehr.
Die aufgrund der gesammelten Erfahrungen geänderten Benutzungs- und Entgeltsatzungen wurden einmütig gebilligt.