Kreis Kronach — Dass beim Wilhelmsthaler "Heimatfest" bayerische Kultur nach Franken transferiert und als unsere eigene Heimatkultur "verkauft" wird, dagegen wendet sich der Kreish...
Kreis Kronach — Dass beim Wilhelmsthaler "Heimatfest" bayerische Kultur nach Franken transferiert und als unsere eigene Heimatkultur "verkauft" wird, dagegen wendet sich der Kreisheimatpfleger für Regionalkultur, Hans Blinzler aus Nordhalben, in einer Stellungnahme. Er bezieht sich dabei auf den Bericht über das Wilhelmsthaler Heimatfest vom 4. August.
Der Kreisheimatpfleger schreibt in seiner Stellungnahme, man hätte sich ins tiefste Altbayern versetzt fühlen können, nach Lenggries oder Bad Tölz vielleicht: Auf der Bühne hätten "Vorschul-Bubis ihre Omis erfreut, aber auch das volle Zelt mit Sepplhut und Krachlederner, Edelweiß im Brustgurt beim Schuhplattln begeistert". Wir lebten aber im nordbayerischen Frankenwald, bei einem ganz anderen Volksstamm mit eigener Kultur, der mit den Südbayern nie viel zu tun gehabt habe, vor allem kulturell nicht. Wenn man nicht das einrechne, schränkt Hans Blinzler ein, was uns an kulturellen Schätzen nach der "Zwangseinvernahme 1802/1803 gemäß Napoleons Gnaden" abgenommen und in München "eingelagert" worden sei.
Er wolle kein gelungenes Fest madig machen, das ja in seiner Art schon auch wieder eine gewisse Tradition darstelle, "halt keine fränkische". Dabei gab er auch zu, dass das Wilhelmsthaler "Heimatfest" "trotz aller Kultursünden" unbestritten ein ganz großes Ereignis sei, seit vielen Jahren hervorragend organisiert von einer großen Zahl Ehrenamtlicher, mit viertägiger Riesenstimmung im vollen Festzelt. Davor müsse man "allen Respekt haben". Die Leistung, der Erfolg sei voll anzuerkennen. Gelte die Redensart "Der Erfolg gibt ihnen Recht" auch für das Wilhelmsthaler Fest, frage er sich, und auch für alle Belange?
Wir seien Franken - unser Brauchtum, von der Sprache über die traditionelle Tracht und die Musik zu den Bräuchen - sei alles andere als bayerisch. Sollten sich gestandene "Neuabäche" Männer aus der zweiten Lebenshälfte in kniekurze schwarze (eben bayerische) Lederhosen zwängen, "natürlich mit Edelweiß-Hosenträgern", und "zum Gaudium vor Hunderten begeisterten Zuschauern schuhplattln" - er habe nichts dagegen, würde es halt selbst nicht anschauen wollen. Aber unter dem Begriff "Heimat" würde das "Etikettenschwindel" darstellen. Dass auf dem "Heimat"-Fest als große Neuheit auch "Ungarisches Fladenbrot mit Auflagen" angeboten wurde, sei dabei schon fast Nebensache, aber, schlägt der Heimatpfleger vor, könnte stattdessen nicht mal aus einer anderen fränkischen Region etwas Gutes angeboten werden?
Fränkisches einbauen Der verdienstvolle Vorsitzende des Musikvereins, schreibt Blinzler weiter, habe in seiner Begrüßung von "unserer Volkskultur" gesprochen, die in Wilhelmsthal geboten worden sei. Und die Berichte in den örtlichen Tageszeitungen hätten "noch eins draufgesetzt", da sei über "stilecht gekleidete Jungs" und von "traditionellen Tänzen" berichtet worden, von einem "Potpourri aus Brauchtum und Traditionspflege" und "sogar von einem starken Stück gelebter Heimatliebe".
Die seiner Meinung nach zu Recht erfolgsverwöhnten Wilhelmsthaler sollten bitte über die Kritik nicht böse sein, endet die Stellungnahme, sie sollten weitermachen, aber halt ihre "Riesenveranstaltung" statt irreführend "Heimatfest" lieber ein "Bergfest" oder - was in seinen Augen lokal gesehen noch besser passe - das Grümpelfest nennen, wobei Letzteres sich schon eher nach "Gerümpel" anhöre und die Organisatoren wohl kaum erfreue. Diese sollten sich "etwas einfallen lassen", wobei sie den Freunden der fränkischen Heimat "die größte Freude machen" würden, wenn sie in ihr Programm künftig auch "echte Beispiele von starken Stücken gelebter Heimatliebe" einbauen könnten, also "echt Fränkisches". Dann würde ihr "Heimatfest" auch nicht mehr in Anführungszeichen geschrieben werden müssen. Zum Schluss bietet Hans Blinzler noch die beratende Mithilfe der Heimat- und Kulturpflege an.
kommt Herr H.G. aus Dörfles zu einer ganz anderen Sicht der Dinge , wenn er auf die Entstehungszeit des Heimatfestes zurückblickt. Well done. Der Verkauf von Ungarischem Fladenbrot(Langos) während des Festes ist für Herrn Blinzler ein No-go!? So abwegig finde ich das gerade in Wilhelmsthal nun auch wieder nicht.
schon verwunderlich über was sich sich der Heimatpfleger Blinzler Gedanken macht. scheinbar ist er mit seinem Rodachtal nicht ausgelastet.
Eine kleine Anregung noch für Hans Blinzler: machen sie es sich zu Aufgabe das Schaschlick aus Franken zu verbannen, das kommt ja bekanntlich auch nicht aus Franken, Bayern oder Deutschland.