Für den 2016 anstehenden Abriss der Höchstadter Aischbrücke käme ein zweiter dauerhafter Übergang nicht mehr rechtzeitig. Die aktuell geplante Behelfsbrücke stößt auf heftigen Widerstand.
Warum wird nicht möglichst schnell ein zweiter Aischübergang gebaut? Der könnte dann den Verkehr von Nord nach Süd aufnehmen, während Aisch- und Flutbrücke in den nächsten beiden Jahren erneuert werden. Die rasche Realisierung einer solchen, vom Stadtrat schon für gut befundenen Planung wird allerdings von der Fledermaus und dem Biber gebremst.
Soviel kann der Landschaftsarchitekt, Stadt- und Umweltplaner Markus Fleckenstein schon vorab verraten. Sein Büro in Lohr am Main führt derzeit die Umweltuntersuchungen durch, um das für den in Höchstadt geplanten zweiten Aischübergang nötige Gutachten zu erstellen.
"Die Untersuchungen laufen noch, vor August werden wir keine Endergebnisse haben", sagt Fleckenstein auf Anfrage des FT. Notwendig ist einmal eine "artenschutzrechtliche Prüfung". Sie befasst sich mit in Europa geschützten Arten.
Kaum Wiesenbrüter In einer zweiten Untersuchung geht es um das Vogelschutzgebiet Aischgrund, das die Trasse eines zweiten Aischübergangs queren würde. Hier wird nach Wiesenbrütern wie Kibitz, Bekassine, Braun- und Blaukehlchen geforscht. Weil der untersuchte Bereich durch einen Rad- und Fußweg aber ohnehin schon vorbelastet ist, wurden hier wenige Wiesenbrüter entdeckt, sagt Fleckenstein.
Fledermäuse sind die schwierigste Hürde in der Planung eines neuen Aischübergangs. "Aber noch wissen wir nicht genau, welche Fledermäuse dort ziehen", räumt Fleckenstein ein. Mit speziellen Messgeräten geht man dieser Frage derzeit nach.
Für die Fledermäuse habe die Aisch eine Leitfunktion. Mit Fahrzeugen auf einer niedrigen Brücke könnten die Tiere kollidieren. Eine höhere Brücke würde diese Gefahr reduzieren, da würden die Fledermäuse unten durch fliegen. Das würde sich aber nicht mit den Vorstellungen des Wasserwirtschaftsamtes decken, das eine Straße auf Wiesenniveau mit möglichst niedriger Brücke wünscht.
Eine höhere Brücke käme auch dem Biber gelegen, der darunter durch am Fluss entlang ziehen soll. Auch wenn der Biber im Aischgrund inzwischen zur Plage geworden ist, muss sich Fleckenstein daran orientieren, dass er noch immer "europarechtlichen Schutz" genießt. Der Landschaftsarchitekt ist jedoch zuversichtlich, dass man Lösungen finden könnte, um der Fledermaus und dem Biber gerecht zu werden.
Brehm bietet fünf Alternativen Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm (JL) und seinem Stadtrat läuft die Zeit davon. Ein dauerhafter zweiter Aischübergang käme nicht mehr rechtzeitig, um damit auf die Behelfsbrücke verzichten zu können. In der nächsten Stadtratssitzung am Montag, 27. Juli, wird nun darüber entschieden, ob eine Behelfsbrücke überhaupt nötig ist. Radler und Fußgänger können während der Bauphase die alte Aischbrücke nutzen.
Brehm will dem Stadtrat am 27. Juli fünf Alternativen zur Wahl stellen. Weil Träger der Gesamtbaumaßnahme das Staatliche Bauamt ist, wäre die Stadt bei einer Behelfsbrücke nicht beteiligt. "Bei den Anwohnern stößt dies aber auf nachvollziehbare Kritik", sagt der Bürgermeister. Zweite Alternative wäre der Verzicht auf die Behelfsbrücke. Möglich wäre als Variante 3 der zweite Aischübergang ein Jahr später. Als Variante 4 dann ein kompletter Verzicht auf den zweiten Übergang. Als fünfte Variante bietet Brehm den Räten den Verzicht auf eine Behelfsbrücke und die langfristige Planung für den zweiten Übergang an.
Bevor nun der Stadtrat entscheidet, sind alle interessierten Bürger am Mittwoch, 22. Juli, um 18.30 Uhr zu einer Informationsveranstaltung in die "Fortuna-Kulturfabrik" eingeladen.