Beim VdK macht man sich viele Gedanken zu Inklusion und Barrierefreiheit

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Diese Mitglieder des VdK-Neustadt wurden für ihre Treue ausgezeichnet. Foto: Edwin Meißinger
Diese Mitglieder des VdK-Neustadt wurden für ihre Treue ausgezeichnet.  Foto: Edwin Meißinger

Der VdK-Ortsverband (OV) Neustadt zählt zu den größten OV im Kreisverband Coburg. Zum 31.12.2015 zählte der Neustadter OV 1109 Mitglieder, bei der Hauptvers...

Der VdK-Ortsverband (OV) Neustadt zählt zu den größten OV im Kreisverband Coburg. Zum 31.12.2015 zählte der Neustadter OV 1109 Mitglieder, bei der Hauptversammlung am vergangenen Samstag waren es bereits 1128 Mitglieder, eine auffällige Steigerung.
Im Mittelpunkt der Versammlung stand die VdK-Kampagne "Weg mit den Barrieren". Diese Aktion wird deutschlandweit vom VdK durchgeführt. Dazu gibt es auch eine Landkarte, in der man die vorgefundenen Barrieren eintragen kann. In Coburg sind momentan fünf Barrieren verzeichnet, in Neustadt, wie OV-Vorsitzender Gerald Zutter mitteilte, seien keine Barrieren angegeben.
Die stellvertretende Kreisvorsitzende und OV-Vorsitzende Coburg-Stadt, Angelika Beilein, betonte in ihrer Rede: "In Bayern sind wir an drittletzter Stelle, was Inklusion anbelangt." Inklusion sei Zugehörigkeit, das Gegenteil von Ausgrenzung.
Beilein hob die Stärke der VdKler hervor, die mit ihren 1,75 Millionen Mitgliedern entschlossen der Politik entgegentreten könnten und sie zum Handeln in punkto Barrierefreiheit bewegen müssten. Beilein rief der Versammlung zu "Zeigen Sie Barrieren vor Ort auf!", und nannte die Internetseite www.weg-mit-den-barrieren.de.
Der CSU-Landtagsabgeordnete Jürgen W. Heike betonte, dass in Bayern die Barrierefreiheit Programm sei. Der Freistaat investiere mehrere Millionen Euro für deren Umsetzung. Nach seinen Worten müsse man die vorhandenen Barrieren lediglich benennen, damit Abhilfe geschaffen werden könne.


Einiges liegt im Argen

Neustadts Zweite Bürgermeisterin Elke Protzmann (CSU) bezeichnete in ihrer Rede Barrierefreiheit als ein Menschenrecht. Mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention habe sich die Bundesrepublik 2009 verpflichtet, geeignete Maßnahmen für eine barrierefreie Gesellschaft zu treffen. Aber: Bestehende Vorgaben würden oftmals nicht umgesetzt. In einigen Bereichen fehlten klare gesetzliche Regelungen sogar ganz. Protzmann ging auf das neue Pflege- und Wohnqualitätsgesetz ein. Den stationären Einrichtungen, den Pflege- und Altenheimen, würden Vorschriften gemacht, die zu großem Frust bei Betreibern und Mitarbeitern führten. Als Beispiele nannte sie, dass Fenstergriffe 1,05 Meter hoch angebracht werden müssten. Alle Toiletten müssen 70 Zentimeter tief sein, damit Rollstuhlfahrer diese besser nutzen könnten, in Aufzügen müsse die Stockwerkanwahl, also das Tableau, so angebracht werden, dass es mit waagrecht ausgestrecktem Arm betätigt werden kann. "Stellen Sie sich das vor, welche Umrüstungen hier notwendig werden", sagte Protzmann. Dies bedeute auch eine Verteuerung der Heimkosten. Im privaten Umfeld, in dem überwiegend ambulante Hilfe stattfinde, sei Barrierefreiheit aus ihrer Erfahrung als Bezirksrätin und Baubürgermeisterin heraus noch weniger oder gar nicht gegeben, sagte Protzmann. "Aber: Inklusion ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe - Inklusion gibt es nicht zum Nulltarif", betonte Neustadts Zweite Bürgermeisterin.
Im Rahmen der Hauptversammlung wurden zahlreiche Mitglieder für ihre hohes Engagement und ihre jahrzehntelange Treue geehrt. Es sind Rolf-Dieter Christ (20 Jahre im Ehrenamt), Brunhilde Weinert (40 Jahre Mitglied), Hanna Schmidt (30 Jahre), Ursula Knauer und Guenther Eichhorn (25 Jahre Mitglied) sowie 46 Mitglieder, die vor zehn Jahren dem VdK-Ortsverband beigetreten sind.
Der Vorstand wurde neu gewählt. Erster Vorsitzender ist Gerald Zutter, Zweite Vorsitzende Karin Birmelin, Kassiererin ist Vera Eichhorn-Bühling, Zweiter Kassierer ist Andreas Hopf und Schriftführerin ist Ute Schwutke. Zu Vertreterinnen der Frauen wurden Maria Springer und Renate Wenzel, zu Vertretern der Männer Manfred Moeller und zum Vertreter der jüngeren Mitglieder Andreas Hopf gewählt. em