Beikheimer Wahrzeichen seit 1569

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Der Küpser Künstler Dieter Backert schuf aufgrund der Unterlagen ein Bild des ursprünglichen Beikheimer Brunnens, wie dieser nach seinem Bau im Jahr 1569 ausgesehen hat. Fotos: Rainer Glissnik
Der Küpser Künstler Dieter Backert schuf aufgrund der Unterlagen ein Bild des ursprünglichen Beikheimer Brunnens, wie dieser nach seinem Bau im Jahr 1569 ausgesehen hat.  Fotos: Rainer Glissnik
Das Brunnenteam, das sich maßgeblich in der Vorbereitung des Beikheimer Brunnenfestes engagierte
Das Brunnenteam, das sich maßgeblich in der Vorbereitung des Beikheimer Brunnenfestes engagierte
 

Der historische Brunnen in der Ortsmitte besteht 450 Jahre. Das Jubiläum wird am Pfingstwochenende gefeiert.

Beikheim — Die Dorfgemeinschaft Beikheim feiert vom 7. bis 9. Juni das 450-jährige Bestehen ihres historischen Dorfbrunnens. Der voll funktionsfähige Brunnen gilt als ein Wahrzeichen der Gemeinde Beikheim und wird weit über den Landkreis Kronach hinaus als wertvolles Kulturdenkmal angesehen.

Kreisheimatpfleger Dieter Lau ist begeistert vom Beikheimer Brunnen. An einer der beiden Sandsteinsäulen, welche die schiefergedeckte Dachhaube des Brunnens tragen, ist das reliefierte Wappen des Bamberger Fürstbischof Veit II. von Würtzburg mit der Jahreszahl 1569 erhalten geblieben. Das fürstbischöfliche Wappen markierte das bambergische Hoheitsgebiet im Steinachtal und stellte den Ort an der Grenze zum Herzogtum Sachsen-Coburg unter den besonderen Schutz des Bamberger Fürstbischof Veit II. von Würtzburg.

Festschrift erarbeitet

Zur Vorbereitung des Jubiläums "450 Jahre Dorfbrunnen Beikheim" wurde ein Arbeitskreis gebildet, der sich seit Mai 2018 regelmäßig traf. Neben einzelnen Schautafeln mit dem Hinweis auf historische Besonderheiten in der Gemeinde Beikheim sollte eine übersichtliche, gut lesbare Festschrift erstellt werden, die wesentliche Aspekte der historisch-geografischen Entwicklung Beikheims unter Berücksichtigung der Konfessionsgeschichte aufgreift. Bei den Recherchen konnten Elemente der Kulturlandschaft herausgearbeitet werden, die bisher wenig beachtet oder nur vereinzelt als historische Relikte erkennbar waren. Solche Relikte sind neben dem historischen Brunnen die beiden Mühlen mit den Mühlbächen, die baulichen Anlagen für die Wiesenbewässerung, Wege und Brücken sowie Wirtschaftsgebäude oder Vorratsräume wie Gewölbe- und Felsenkeller, die im dörflichen Umfeld eine besondere Rolle besitzen.

Ideelle und finanzielle Unterstützung erhielt das Vorhaben durch die politische Gemeinde mit Bürgermeister Morgenroth und die örtlichen Vereine. Zusätzlich wurde das Projekt "Wassernutzung im Steinachtal" durch das LAG-Programm "Bürgerschaftliche Beteiligung" vom Landratsamt Kronach finanziell gefördert.

Der historische Dorfbrunnen in Beikheim versorgt seit mehr als 450 Jahren die Menschen im Steinachtal mit Wasser. Er steht im Mittelpunkt des 450-jährigen Brunnenjubiläums, das am Pfingstwochenende 2019 gemeinsam mit den Dorfbewohnern und Gästen gefeiert wird.

Der Brunnen besitzt einen ein Meter hohen runden Brunnenkranz. Das Sandsteinmauerwerk reicht bis zur Brunnensohle in sechs Metern Tiefe. Die Speisung des Brunnens erfolgt aus einem wasserführenden Schichthorizont, der geologisch gesehen am Rande der "Kulmbacher Störung" in den Schichten des Sandsteins Wasser speichert und entsprechend dem Einfallen der Schichten das Wasseraufkommen zum Brunnen leitet. Derzeit liegt der ständige Wasserspiegel in 2,90 Meter Tiefe. Ursprünglich wurde der Brunnen als Ziehbrunnen mittels eines Seils oder einer Kette über eine Laufrolle betrieben. Erst im 20. Jahrhundert ersetzte eine mechanische Handpumpe diese Konstruktion.

Die Pflege des Brunnens zählte zu den Pflichten eines jeden Dorfbewohners, wie sie in der Dorfordnung festgelegt waren. Sie wurde vom Dorfschultheiß überwacht und Fehlverhalten der Nutzer nötigenfalls von ihm sanktioniert. Im Brunnen durfte beispielsweise kein Geschirr gespült, keine Wäsche gereinigt und dort keine Tiere getränkt werden. Wer den Brunnen verunreinigte, verlor die Gemeinderechte.

Brunnenbau nach Trockenperiode

Im Zusammenhang mit dem Brunnenbau wird von einer längeren Trockenphase berichtet, die regional bis Mitte des Sommers 1566 andauerte. Auch das folgende Jahr wird als äußerst trocken beschrieben. Auch für 1569 liegen Berichte für eine längere Hitze- und Trockenperiode in Franken vor. Nach der großen Hitze im Sommer 1567 und der folgenden schweren Dürre, die im Fürstbistum Bamberg auftrat, ordnete Bischof Veit II. von Würtzburg im Bistum Prozessionen an. Sie sollten von den Kirchen zu den Kapellen führen, um diese Naturereignisse entsprechend dem damaligen Weltbild durch "gute Werke" der Gläubigen abzuwenden.

Die Versorgung mit Wasser stellte für die Gemeinde Beikheim einen bedeutsamen Einfluss für das Leben der Menschen dar. Der Brunnenbau war damit auch eine Reaktion auf extreme Witterungsverhältnisse im 16. Jahrhundert und die technische Antwort auf die schwierigen geologischen Bedingungen mit geringem Wasseraufkommen. Erst mit dem Brunnenbau von 1569 konnten neue wasserführende Schichten erschlossen und die nachhaltige Versorgung des Dorfes mit Wasser über Jahrhunderte gesichert werden.