Der achtjährige Jan hat ADHS und ist Autist. Begleithund Smiley könnte sein Leben erleichtern. Doch so ein ausgebildeter Rehahund ist teuer. Deshalb ist jetzt eine Spendenaktion angelaufen.
Jans Augen strahlen. Stolz liegt seine Hand auf dem Rücken von Labrador "Smiley". Das rote Halstuch, das der Hund trägt, verrät, dass er ein so genannter Reha-Hund ist - ausgebildet, um Menschen beizustehen und ihnen das Leben zu erleichtern.
Jan ist so ein Mensch, der Smileys Beistand im Alltag gut gebrauchen könnte. Der achtjährige Junge hat ADHS und ist Autist. Was auf den ersten Blick nicht wirklich zusammenpasst, entpuppt sich beim zweiten tatsächlich auch als Dilemma. Tagsüber wird seine Hyperaktivität mit Medikamenten heruntergeschraubt, abends dreht der Bub völlig auf, lässt jedoch kaum jemanden an sich ran. Um schlafen zu können, muss er wieder ein Medikament nehmen.
Jan hat kaum Freunde, lebt sehr zurückgezogen, wie seine Mutter sagt. In der Schule verstehen die Kinder sein Verhalten oft nicht. Er sei deshalb auch schon gemobbt worden, erzählt sie traurig. Beim Anziehen, Zähneputzen und Duschen braucht der Achtjährige noch Unterstützung.
Späte Diagnose
Wir sitzen am Küchentisch in dem alten Bauernhaus in Meeder, in dem die Familie Fritzsche wohnt. Jan tunkt ausdruckslos gerade noch die letzte Nudel in den Ketchup. Dann steht er auf. Meine Fragen mag er nicht beantworten - eigentlich mag er gar nichts sagen. Er verzieht sich lieber.
Seine Mutter Jenny war jahrelang ratlos. "Wir wussten schon im Alter von drei Jahren, dass Jan irgendwie anders und auffällig war", erzählt sie. Aber überall, wo sie mit ihm vorstellig wurde, hieß es nur, er sei entwicklungsverzögert und das gebe sich schon. Erst im Frühjahr 2018 stand fest: Jan hat ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung), ein Jahr später wurde bei ihm auch noch Autismus diagnostiziert. Die Coburger Kinderpsychologin empfiehlt schließlich den Eltern, sich doch mal nach einem Begleithund für Jan umzusehen.
So kam es, dass die Familie im August einen Ausflug nach Rostock machte, um dort Astrid Ledwina zu treffen, die Vorsitzender von Rehahunde Deutschland. Zusammen mit einer Hundetrainerin beobachtet sie den Jungen und spricht mit den Eltern, um eine Einschätzung geben zu können, ob und welcher Hund am besten zu Jan passt. Die erste Wahl fällt auf einen Colli. Doch schnell ist klar: Der ist viel zu ruhig für Jan.
Dann schwänzelt Smiley in den Raum. Und Jan strahlt vom ersten Moment an. "Wir haben Jan kaum wieder erkannt", erzählt Jenny Fritzsche. Sie beschreibt ihn als ruhig, konzentriert und ausgeglichen. Es sei sofort klar gewesen: Da haben sich zwei ins Herz geschlossen. Jan streichelt den schwarzen Labrador und redet auf ihn ein. Der Hund sucht immer wieder Jans Blick. Bei einem anschließenden Spaziergang will das Temperament mit Jan durchgehen und er rennt ganz plötzlich los. Doch Smiley, den er an der Leine führt, bleibt stehen und zwingt den Jungen inne zu halten. "Das war für uns natürlich ganz wunderbar zu sehen", sagt seine Mutter und denkt sofort an die vielen Gefahrensituationen, in denen Jan schon war, weil er Verkehr nicht einschätzen kann.