Bei der Spiraltechnik läuft längst nicht alles rund

2 Min
"Aufgepasst" - bei den Flechtkursen musste so mancher Hinweis beachtet werden. Fotos: Markus Häggberg
"Aufgepasst" - bei den Flechtkursen musste so mancher Hinweis beachtet werden. Fotos: Markus Häggberg
 

"Sprechen Sie mit mir mit: Der vordere Flügel macht sich auf den Weg nach unten." Oder: "Der muss nach hinten schwenken" (...), offener Flügel (...), aufsam...

"Sprechen Sie mit mir mit: Der vordere Flügel macht sich auf den Weg nach unten." Oder: "Der muss nach hinten schwenken" (...), offener Flügel (...), aufsammeln - halten!" Solche Anweisungen waren bei den Flechtkursen von Theresia Asam immer wieder zu hören. "An drei Tagen sieben Kurse mit sechs verschiedenen Themen", präzisiert die Frau aus Altbayern, die mit weiteren Frauen beim Korbmarkt die Gelegenheit hatte, interessierte Besucher zu schulen.


"Köcher mit Liebespfeil"

Samstagnachmittag: Manchmal steht Theresia Asam auf, geht im Kreis an den Menschen vorbei, die an Gebilden arbeiten oder ihr solche entgegenstrecken, die wie Reusen anmuten. "Köcher mit Liebespfeil in Spiraltechnik" heißt die Aufgabe. Laut Auskunft im Kurskalender gilt die zweistündige Lektion als leicht.
Das sieht nicht jeder in der elfköpfigen Gruppe so. Eine Frau beispielsweise wirkt genervt, sucht öfter Hilfe bei Theresia Asam und scheint die Spiraltechnik nicht in den Griff zu bekommen.
Hielte sich die Frau rund 15 Meter weiter nördlich im "Schleckerhaus" auf, so wäre sie in den Kurs "Korb am Stock" eingebunden. Auch dort hat sich ein Kreis gebildet, auch dort liegen von der Stadt gestellte Werkzeuge wie Pfrieme oder kleine Heckenscheren parat. Zwei Stunden lang werden die Teilnehmer der auf je maximal zehn Personen begrenzten und ausgebuchten Kurse ihre Konzentration halten müssen. Eine Frau, die von ihrem ursprünglichen Weg abgekommen ist, heißt Petra Honeck. Mit Geflecht im Haar und in der Hand ist die Frau aus der Karlsruher Gegend erstmals nach Lichtenfels gekommen. Und sie ist sehr lernwillig.
Früher sei sie Rektorin einer Schule für geistig Behinderte gewesen. Irgendwann aber habe sie sich nach etwas anderem umgesehen. Heute sei sie Flechterin, habe aber einen Schnappfinger, eine kleine Beeinträchtigung an der Hand also, die es ihr gebietet, mit biegsamerem Material als Weide zu hantieren. So kam sie auf Papier. "Ich möchte die einzelnen Schläge von Korbmachern lernen und sie auf Papier übertragen", erklärt Petra Honeck. Der kleine Weidenköcher, den sie in Händen hält, weist eine annehmbare Spiraltechnik auf. Was sie am Korbmarkt und an den Kursen schätzt, ist, dass diese dem Internet weit überlegen sind. Dort erhält man zwar auch Anleitungen, aber sie sind einfach nicht so hilf- und lehrreich.
Genau wie Petra Honeck darf auch Kursleiterin Theresia Asam auf einen ursprünglich anderen beruflichen Lebensweg zurückblicken. Die ehemalige Fachverkäuferin aus Eichach schulte von 1998 bis 2001 an der Korbfachschule um. Seitdem flechtet sie beruflich und gibt Kurse. Aber sie besucht auch welche, um sich zu vervollkommnen, erst jüngst in der Schweiz. Ihre Meinung zum Korbmarkt: "Ein Dorado." Zum dritten Mal schon gibt sie hier Kurse, und glaubt man ihr, hat auch sie mit etwas Lampenfieber zu kämpfen.


Überstunden inbegriffen

Eigentlich hätte sie nach zwei Stunden Feierabend gehabt. Doch Theresia Asam schaut nicht auf die Uhr und gibt ihren zehn erwachsenen Schülern Hilfestellung und beantwortet noch lange Fragen. Auch der genervten Dame flicht sie pädagogisch hilfreich und unter gemeinsamem Schmunzeln das Werkstück zu einem annehmbaren Endergebnis.