Bedenkenträger in Hochform

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Die Fotomontages zeigt, wie Pettstadt mit Begegnungsstätte aussehen würde. Fotomontage: Tschopoff | Grafik & Layout
Die Fotomontages zeigt, wie Pettstadt mit Begegnungsstätte aussehen würde.  Fotomontage: Tschopoff | Grafik & Layout

Städteplanung  Nicht alle Pettstadter sind von der Notwendigkeit einer seniorengerechten Wohnanlage und eines Bürgerzentrums überzeugt.

von unserem Mitarbeiter Werner Baier

Pettstadt — Phasenweise hätte man den Eindruck gewinnen können, es gehe darum, ein Freudenhaus zwischen dem Caritas-Jugendheim (St. Marien) und Kindertagesstätte St. Anna zu verhindern. In Wirklichkeit ging es Bürgermeister und Gemeinderat darum, die Meinung der Bürger zur Errichtung einer senioren- und behindertengerechten Wohnanlage mit bis zu 25 Wohneinheiten in Kombination mit einer gemeindlichen Begegnungsstätte nebst Bibliotheksneubau zu erfahren. Vorschläge zur Verbesserung der Planung waren gefragt.
Doch stattdessen mussten sich Kommunalpolitiker, Städteplaner, Bauträger und der Investor zwei Stunden lang vor den im Bürgersaal zahlreich versammelten Pettstadtern geradezu verteidigen. Der Ertrag dieses Informationsaustausches wird den Gemeinderat in seiner Juni-Sitzung beschäftigen. Am Projekt wird sich dennoch nichts Grundsätzliches ändern. Es sei denn, der extra aus Südtirol angereiste Finanzier David Hall, kommt noch auf die Idee, sein Geld doch lieber woanders zu investieren.

Integration

Hall erklärte den Teilnehmern des Anhörungstermins, er habe sich für das Vorhaben der Gemeinde Pettstadt interessieren lassen, weil er das Ziel gut findet: Integration von Jung und Alt, zusammenkommen und zusammenwohnen in einer neuen Anlage. Wie viel Geld David Hall in Pettstadt investieren wird, wurde nicht bekannt. Auch konnte die Neugier der Ortsbewohner, was denn nun die künftigen Wohnungen kosten sollen, nicht befriedigt werden. Letztendlich kalkuliert sei noch nicht, vertröstete der Architekt Karl-Heinz Wunder. Man werde sich an marktüblichen Preisen orientieren, gab er zu verstehen.
Breiten Raum in der Veranstaltung nahm die Frage ein, ob Pettstadt überhaupt eine seniorengerechte Wohnanlage benötigt und warum gerade in der verzwickten Lage zwischen Fabrikstraße und Hauptstraße. Dort müssen erst noch ein paar Häuser abgerissen werden. Und ohnehin muss das Objekt hufeisenförmig um ein schmuckes Mehrfamilienwohnhaus herum verwirklicht werden, das nicht zum Verkauf steht.
Im Landkreis Bamberg sei Pettstadt die Gemeinde, die mit dem höchsten Zuwachs an Senioren zu rechnen habe, erklärte Bürgermeister Jochen Hack (FWG). Aus seriösen Bevölkerungsprognosen folgerte Nadja Christmann vom Planungsbüro Valier den Bedarf von 30 bis 40 zusätzlichen seniorengerechten Wohnungen allein für die ansässige Bevölkerung. Von den jetzt 2000 Einwohnern würden in zehn Jahren etwa 450 über 70 Jahre alt sein. Vor diesem Hintergrund habe die Gemeinde handeln müssen, rechtfertigte der vormalige Bürgermeister Jürgen Schmitt (FWG) den Einstieg in die Problemlösung vor über zwei Jahren. Nachdem keiner der gängigen Betreiber von Alten-Einrichtungen aus der Region für den Standort Pettstadt zu gewinnen war, habe man in der AS-Bau und Immobilien GmbH (Küps) einen geeigneten Partner mit einem überzeugenden Konzept gefunden, informierte Schmitt.
Der Stadtplaner Leonhard Valier ergänzte, dass es bei dem Projekt auch um die Innenverdichtung gehe, die Verwertung von Brachland mitten im Dorf. Zudem stößt der Bau von senioren- und behindertengerechten Wohnungen die Tür zur Förderung aus dem Programm "Soziale Stadt" auf. Die Chancen, daraus einen etwa 60-prozentigen Zuschuss zu erhalten, stünden gut, berichtete Bürgermeister Hack.

Geldsegen nötig

Diesen Geldsegen brauche die Gemeinde bei der Errichtung der Begegnungsstätte mit Veranstaltungsraum, Café und Bibliothek. Hinzu kommen öffentliche Parkplätze und ein kleiner Park mit Spielgeräten, Teich und Ruheplätzen. Für den kommunalen Bauabschnitt muss auf Verlangen der Bezirksregierung ein kleiner Architektenwettbewerb durchgeführt werden. Von den Pettstadtern selbst wurden bei dem Anhörungstermin kaum Anregungen gegeben. Der dringende Rat, den Veranstaltungsraum und das Tagescafé in enger Abstimmung mit den voraussichtlichen Nutzern zu konzipieren, wurde allerdings auch erst auf Nachhaken ins Protokoll genommen. Und über einen griffigen Namen für die Begegnungsstätte wird man sich auch endlich Gedanken machen.

Verkehrsbelastung

Zweifel, ob die Fabrikstraße dem zunehmenden Verkehr gewachsen ist, bleiben bestehen. Auch ist nicht jeder Anlieger glücklich, mit einem Mal über 20 neue Nachbarfamilien und einen Kulturraum vor die Nase gesetzt zu bekommen. Und es stellt sich für so manchen Pettstadter sogar die Frage, ob sich die Gemeinde den Aufwand nicht gänzlich sparen sollte. Defizitär wird die Begegnungsstätte mit Sicherheit, gab der Städteplaner Valier zu verstehen. Wenn man etwa den (privaten) Göller-Saal mit Hilfe eines Zuschusses ertüchtigen und die jetzige schnuckelige Bücherei durch den Anbau einer Rampe behindertenfreundlich gestalten könnte, käme man auch voran, schallt es prompt aus Bürgerkreisen. Zudem weiß man in Pettstadt, dass so manche neue Bibliothek zwar eine architektonische Meisterleistung ist, aber am Bedarf vorbeigeht. Schließlich gibt es auch noch den Einwand, dass es im Südwesten Bambergs mehr an einer Gemeinde übergreifenden Alten-Pflege-Einrichtung mangelt als an einer Wohnanlage, die frei vermarktet werden kann. Und wenn Pettstadt für Senioren attraktiv werden soll, müssen die öffentlichen Verkehrsverbindungen nach Bamberg verstärkt werden, wurde klargestellt.

Kritik verstummt

Mithin: Einige Probleme und Fragen haben die Projektanten und die örtlich Verantwortlichen noch zu lösen. Verstummt ist allein die Kritik an dem ursprünglich geplanten dreigeschossigen Querriegel. Die mehrgliedrigen, zwei- oder dreigeschossigen Baukörper modernen Stils werden zwar auch kritisiert ("Bunker"). Aber da tröstete der Stadtplaner: Selbst am Bamberger Domplatz treffen verschiedenste Baustile aufeinander.