Bangen um das letzte Moor

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Folgen noch weitere so trockene Jahre wie 2018 und '19, könnte das Rottenbacher Moor als wertvoller Lebensraum verloren gehen. Foto: Rainer Lutz
Folgen noch weitere so trockene Jahre wie 2018 und '19, könnte das Rottenbacher Moor als wertvoller Lebensraum verloren gehen. Foto: Rainer Lutz

In Coburg ist zur Demo für mehr Schutz für Moore und Feuchtgebiete aufgerufen. Das Rottenbacher Moor ist für die Region eine Seltenheit - kommen weitere trockene Jahre, ist es wohl kaum zu retten.

Um besseren Schutz für Moore und Feuchtgebiete geht es den Demonstranten, die sich heute, gegen 14 Uhr, auf dem Bahnhofsplatz versammeln werden. Moore, ausgerechnet in Coburg? Es ist eine ausgemachte Seltenheit, doch das Coburger Land kann tatsächlich neben einigen sehr kleinen mit dem Rottenbacher Moor ein bedeutendes solches vorweisen. Und dieser in der Region extrem seltene Lebensraum ist durch die Dürre stark bedroht.

Erst im Fichtelgebirge oder in der Rhön findet sich Vergleichbares. Daher suchte wohl früher nicht wirklich jemand nach einem Moor in der Region. Zumal das Rottenbacher Moor halb im Grenzstreifen und halb auf bayerischer Seite der innerdeutschen Grenze recht versteckt lag. 1974 nahmen es dann doch Gutachter der Uni Stuttgart gründlich unter die Lupe. Sie waren begeistert, und so wurde das Rottenbacher Moor zum ersten Naturschutzgebiet des Landkreises. Das Bewusstsein, wertvolle Flächen erhalten und schützen zu müssen, existierte auch schon in den 70ern.

Die Experten stuften die Fläche als Übergangsmoor ein, das in seiner Entwicklung auf dem Weg vom Niedermoor zum Hochmoor ist. Prognose: Wenn es mit dem Wachstum um einen Millimeter pro Jahr so weiterginge, könnte sich das Rottenbacher schon in rund 1000 Jahren rühmen, ein Hochmoor zu sein. Voraussetzung aber eben sei, dass nicht das Klima einen warmen und trockenen Strich durch die Rechnung macht. Das scheint jetzt zu drohen.

Speicher für Treibhausgase

Wissenschaftlern geht es nicht um das Rottenbacher Moor allein. Es ist klein. Aber es ist Teil aller noch verbliebenen Moore in Bayern. Experten am Landesamt für Umweltschutz (LfU) gehen davon aus, dass fünf Prozent der Gesamtmenge an Treibhausgasen im Freistaat aus der Trockenlegung von Mooren stammen. Eine Menge, die erst einmal kompensiert sein will. Ein Teil der Trockenlegungen ließe sich tatsächlich rückgängig machen - eine Chance, Treibhausgase wieder zu binden. Moore und Feuchtgebiete zu schützen, ist erklärtes Ziel der Umweltpolitik. Nun müsste es daran gehen, sie zu regenerieren, fordern Klimaschützer.

Regen kann Erholung bringen

Wie schnell sich fehlende Niederschläge auswirken können, zeigte das Extremjahr 2018. Im Rottenbacher Moor ging der Wasserstand drastisch zurück. Sofort begann der Faulbaum sich auf der rund einen Hektar großen Fläche auszubreiten. "Das Moor kann so einen Schlag verkraften", urteilte damals der Biologe Frank Reißenweber. Vorausgesetzt, es folgen dann wieder Jahre mit ausreichendem Niederschlag. So wie nach dem Rekordsommer 2003. Doch nun fiel im Coburger Land nach 2018 auch in diesem Jahr zu wenig Regen.

Akut betroffen sind nicht nur die Moore. Die Waldbauernvereinigung Coburger Land schlägt Alarm. Anders als in Südbayern regnete es in der Region viel zu wenig. Die wenigen Niederschläge dringen nicht in die Tiefe. Nach der Fichte bekommt jetzt auch die Kiefer Probleme mit Hitze und Trockenheit und sogar Buchen und Eichen, die als Hoffnungsträger der Forstwirtschaft galten, fallen aus.

Das Rottenbacher Moor konnte bisher nicht ergänzen, was im vergangenen Jahr an Wasser fehlte. Folgen weitere solcher Jahre, könnte es das Ende des für die Region so seltenen Lebensraumes sein.