Baiersdorfer leiden unter der Bahn

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Ärger  Der Abriss der alten Eisenbahnbrücke und der Bau einer neuen bringt das Leben in Baiersdorf gehörig durcheinander. Bürgermeister Andreas Galster wirft der Bahn Nachlässigkeit und mangelndes Verantwortungsbewusstsein vor.

von unserer Mitarbeiterin Dagmar Niemann

Baiersdorf — In seiner jüngsten Sitzung hat der Baiersdorfer Stadtrat einen Behindertenbeauftragten ernannt und Beschlüsse bezüglich der städtischen Kindergärten gefasst. Des Weiteren sind Maßnahmen auf den Weg gebracht worden, um die Schaffung von Wohnraum zu fördern. Ein neu erlassener Bußgeldkatalog soll in Zukunft der Verschmutzung der öffentlichen Grünanlagen Einhalt gebieten.
Zu Beginn der Sitzung informierte Bürgermeister Andreas Galster (CSU) über den Stand der Verhandlungen mit der Deutschen Bahn (DB) im Zusammenhang mit dem Abriss der alten Eisenbahnbrücke und dem Bau einer neuen. Die derzeit auf sechs Wochen angesetzte Sperrung der Jahnstraßenbrücke (Kreisstraße ERH 5) über die A 73 und die Eisenbahnlinie kappt die Ost-West-Verbindung zwischen der Stadt und ihren Ortsteilen In der Hut, Hagenau und Igelsdorf.

Umweg über Kersbach

Ebenfalls betroffen sind die Baiersdorfer, deren Ziel die östlich von Autobahn und Eisenbahn gelegene Schule ist oder auch die Mehrzweckhalle oder die Sportanlagen.
Während den Autofahrern der Umweg über Kersbach oder Bubenreuth zugemutet werden kann, ist die Situation der Fahrradfahrer, unter ihnen viele Kinder, die zur Schule wollen, viel gravierender. Zwar hat die DB eine Behelfsbrücke, eine Art Rampe, für Fahrradfahrer und Fußgänger errichten lassen, aber die Nutzung dieses Überquerungsweges hat dazu geführt, dass der Fahrstuhl und die Unterführung am Baiersdorfer Bahnhof überfrequentiert sind. Konkret geht es um täglich etwa
2000 Personen. "Die Bahnanlagen sind zu einem öffentlichen Verkehrsweg geworden, ohne dass die DB dafür Sorge trägt, dass die Sicherheit gewährleistet ist", kritisierte Galster.
Die Sperrung der Brücke habe eine störende und belastende Trennlinie geschaffen - fast schon ein wenig wie die Berliner Mauer. "Diese Situation ist untragbar!", sagte Galster. Deshalb will er weiter das Gespräch mit der DB suchen.

Kompetente Beratung

Im Zuge des Projekts "Inklusion" hat der Stadtrat einstimmig Robert Böhm aus Baiersdorf zum ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten ernannt. Böhm ist selbst schwerbehindert.
Er will mit kompetenter Beratung kommunale Ämter und private Firmen in der Stadt für die Bedürfnisse behinderter Menschen sensibilisieren; beispielsweise auch, wenn es um die barrierefreie Gestaltung des öffentlichen Raums geht. Der Neubau des Kindergartens in der Blumenstraße wird voraussichtlich um mindestens 300 000 Euro teurer als geplant: Statt von 2,3 Millionen Euro ist nach letzten Kostenberechnungen jetzt von rund 2,6 Millionen Euro die Rede. Der Eigenanteil der Stadt wird sich dabei auf rund 1,7 Millionen Euro belaufen. Dieser Betrag muss über Kredite finanziert werden.
Um die Belastung für den Haushalt zu reduzieren, schlug der Bauausschuss Einsparmöglichkeiten vor: Reduzierung der Glasfläche, Senkung des energetischen Standards oder auch ein
anderes Heizsystem. Die genauen Wirtschaftlichkeitsberechnungen werden im September vorgelegt werden. Der Stadtrat beschloss aber bereits jetzt die Beibehaltung des geplanten Flachdachs.

Lästige Verschmutzung

Des Weiteren wurde beschlossen, dass die Stadt Baiersdorf die Mehrkosten in Höhe von rund 100 000 Euro für den Umbau des Kindergartens in Hagenau übernimmt
Diese werden nötig, um die bisher fehlenden Schallschutzdecken einzuziehen und die Außenanlagen inklusive eines Gartens mit Spielgeräten herzurichten, was vom Elternbeirat der Einrichtung dringend angemahnt worden ist.
Um der lästigen und andauernden Verschmutzung der öffentlichen Grünanlagen entgegenzuwirken, verabschiedeten die Räte einen Bußgeldkatalog, der ab September in Kraft tritt und demnächst im Mitteilungsblatt veröffentlicht werden soll. Ein kommunaler Überwachungsdienst wird Ordnungswidrigkeiten feststellen, sodass Bußgeldbescheide verschickt werden können.
Der Stadtrat beabsichtigt, mehr Wohnraum zu schaffen. Dafür will er Grundstücke kaufen; der Kaufpreis soll jedoch erst 2016 entrichtet werden. Da für den Abschluss des Kaufvertrages eine Verpflichtungsermächtigung nötig ist, beschloss das Gremium, für das Haushaltsjahr 2015 eine Nachtragshaushaltssatzung zu erlassen, in der eine Verpflichtungsermächtigung in Höhe von 1,8 Millionen Euro festgeschrieben ist.

Als Nutzfläche ausgewiesen

Der Bebauungsplan "Bergstraße Nord" in Igelsdorf zielt ebenfalls in Richtung Wohnraumbeschaffung. Um das dort angedachte Siedlungsgebiet realisieren zu können, musste zunächst der Flächennutzungsplan der Stadt Baiersdorf geändert werden - und zwar dahingehend, dass das zur Diskussion stehende Gebiet nicht mehr als landwirtschaftliche Fläche, sondern als Nutzfläche ausgewiesen wird.
Diese Änderung wurde beschlossen, allerdings gab es sechs Gegenstimmen vonseiten der SPD und der ÖWG. Dies galt für den Aufstellungsbeschluss des Baugebiets, dessen Geltungsbereich Flurstücke auf einer Fläche von insgesamt rund 17 400 Quadratmetern umfasst.
Als nach der Abarbeitung der Tagesordnungspunkte die Baiersdorfer das Wort hatten, wies Wolfgang Merkel aus Igelsdorf als Sprecher etlicher Bürger des Ortes auf die Probleme des geplanten neuen Wohngebietes hin: Es liege in einem Hochwassergebiet. Die bestehende Kanalisation in den angrenzenden Straßen sei bereits jetzt überlastet, weshalb vor Baubeginn ein
Grundstücksentwässerungkonzept erarbeitet und ein zusätzliches Abwasser-Kanal-System ein-plant werden müsse.
Zudem müsse überlegt werden, ob nicht eine zusätzliche Straßenanbindung herzustellen sei, um die Mehrbelastung des örtlichen Straßennetzes durch die Fahrzeuge der Bewohner von 30 bis 40 neuen Wohneinheiten aufzufangen.
Bürgermeister Galster versprach, die vorgetragenen Bedenken bei der Bauplanung zu berücksichtigen.