Aufbruch für die Gartenbauer

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Mit diesem farbenfrohen, aussagestarken Plakat lud der Gartenbaukreisverband Kronach unter der Leitung von Vorsitzendem Rudolf Schnorrer zu seiner ersten großen Obstschau nach dem Zweiten Weltkrieg in die Kreisstadt ein. Repros: Gerd Fleischmann
Mit diesem farbenfrohen, aussagestarken Plakat lud der Gartenbaukreisverband Kronach unter der Leitung von Vorsitzendem Rudolf Schnorrer zu seiner ersten großen Obstschau nach dem Zweiten Weltkrieg in die Kreisstadt ein. Repros: Gerd Fleischmann
Schirmherr der Frankenwald-Obstschau war stellvertretender Landrat Gottfried Witzgall.
Schirmherr der Frankenwald-Obstschau war stellvertretender Landrat Gottfried Witzgall.
 
Die Frankenwald-Obstschau 1950 war erste Bewährungsprobe für Kreisfachberater Willi Assion.
Die Frankenwald-Obstschau 1950 war erste Bewährungsprobe für Kreisfachberater Willi Assion.
 

Die Frankenwald-Obstschau vor 70 Jahren im Kronacher Schützenhaus war nach Jahren der Entbehrung ein großartiger Erfolg für Gartenbaukreisverband Kronach.

Nach Jahren des Stillstandes hatte vor 70 Jahren der Kreisverband für Obst- und Gartenbau Kronach unter Vorsitz von Regierungsrat Rudolf Schnorrer zu einer Frankenwald-Obstschau, verbunden mit einer landwirtschaftlichen Lehr- und Maschinenschau, in das Kronacher Schützenhaus eingeladen. Über 250 Aussteller aus 18 Vereinen waren vom 14. bis 19. Oktober 1950 in der Kreisstadt präsent. Die Veranstaltung, die in der Bevölkerung eine enorme Resonanz fand, übertraf alle Erwartungen. Sie glich nach Jahren der Entbehrung und der Unterernährung einem Aufbruch zu neuen Ufern.

Für den unvergessenen Kreisfachberater Willi Assion (Kronach) war dies eine erste große Bewährungsprobe, die er glänzend meisterte. Ein Jahr später ist der Gartenbauspezialist durch den Regierungsbezirks-Verband Oberfranken für die "schönste, lehrreichste und größte Schau", wie auf höchster Ebene formuliert wurde, besonders ausgezeichnet worden.

Als Schirmherr dieser hochkarätigen Veranstaltung fungierte stellvertretender Landrat Gottfried Witzgall. Aus seinem bemerkenswerten Grußwort wurde die Problematik jener Zeit offensichtlich. Gottfried Witzgall: "Mit Freuden haben wir diese Veranstaltung gefördert. Denn nach den schicksalsschweren, tragischen Jahren, die hinter uns liegen, finden wir uns auf allzu eng gewordenem Raum als arm gewordenes Volk wieder. So ist es denn eine Aufgabe, aus unserer so klein gewordenen Scholle die größten Erträge zur Ernährung unseres Volkes herauszuwirtschaften. Im Rahmen dieser Zielsetzung hat auch der Obstbau, dieser volkswirtschaftlich und volksgesundheitlich so wichtige Teil unserer Bodenkultur, eine hervorragende Aufgabe zu erfüllen. Ist er doch berufen, unsere Bevölkerung mit einem wertvollen Nahrungsmittel ausreichend zu versorgen und dadurch eine starke Abwanderung unseres Volksvermögens durch Devisenersparnis zu beschränken."

Schließlich nannte der Schirmherr diese Veranstaltung als ein ermutigendes Zeichen, dass der Lebenswille unseres Volkes über Depression und Gleichgültigkeit zu siegen beginnt und dadurch die Wege des Wiederaufstiegs beschritten werden.

Optimistisch äußerte sich auch Gartenbaukreisvorsitzender Regierungsrat Rudolf Schnorrer zu den eingeleiteten Initiativen. "Die zeitlose Gültigkeit des Sprichwortes, dass ,Worte belehren, Beispiele aber hinreißen', möge sich auch an dieser Schau offenbaren. Mögen alle, die es angeht - Produzent, Verbraucher und auch unsere Jugend - offenen Auges und mit begeisterungsfähigem Herzen diese Schau besuchen und jeder in seiner Weise Sorge tragen, dass die schöne Hoffnung, zu der sie berechtigt, zu noch schönerer Erfüllung in späterer Zeit heranreift."

An der Obstschau beteiligten sich aus dem Landkreis Kronach die Vereine aus Burggrub, Ebersdorf/Ludwigsstadt, Eichenbühl, Lauenstein, Ludwigsstadt, Neufang, Steinbach/Haide, Steinberg, Stockheim, Schmölz, Theisenort, Unterlangenstadt, Unterrodach, Vogtendorf, Wallenfels, Weißenbrunn, Ziegelerden und Kronach. Einzelaussteller waren außerdem Franz Barnickel, Kronach, Ernst Kraus, Gifting (Kurhaus), Christian Moser, Hinterstöcken, Hermann Wich, Höfles.

Die vielen Besucher zeigten sich beeindruckt von dem Dargebotenem, insbesondere von der Vielfalt. Schließlich präsentierten sich auch Imker und Pilzexperten mit verschiedenen Ständen. Redakteurin Marianne Hasch brachte es auf den Punkt: "Ein köstlicher Duft der Früchte erfüllt den großen Saal des Schützenhauses, und das Auge kann sich nicht sattsehen an dem prachtvollen Obst."

Als Pionier des Frankenwaldobstbaues wurde Jakob Schedel aus Thonberg vom Kreisvorsitzenden Schnorrer bezeichnet und für seine herausragenden Leistungen mit einer Urkunde gewürdigt. Erste Preise als beste Aussteller erhielten Ernst Kraus, Gifting, und Franz Barnickel, Kronach. Für den schönsten Fenster- und Balkonschmuck in Kronach wurden Georg Wachter, Lina Müller, Max Ferner, Lorenz Müller und Johann Heinlein prämiert.