Eine Art Altholzstau führt zu gestiegenen Verwertungskosten am Markt, die auch der Landkreis Haß- berge zu spüren bekommt: Die Entsorgung des Materials kostet plötzlich fast drei Mal so viel wie zuvor.
Andreas Lösch
Die Kosten für die Altholz-Entsorgung haben sich in kurzer Zeit verdreifacht. Bei der vergangenen Sitzung des Kreis-Umweltausschusses wurde dieser Umstand angesprochen, der Fränkische Tag hat beim Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Haßberge (AWHAS) nachgefragt, woran das liegt und welche Folgen das auf die Müllgebühren hat.
Keine, zumindest noch nicht, erklärte AWHAS-Chef Wilfried Neubauer zu letzterem Punkt. Die gestiegenen Verwertungskosten haben "aktuell keine Auswirkungen auf die Müllgebühren", so Neubauer, aber bei dem Kalkulationszeitraum für die Jahre 2019 bis 2022 "müssen die höheren Aufwendungen natürlich eingestellt werden."
Die Gründe für die gestiegenen Kosten hätten indes nichts damit zu tun, dass erheblich größere Mengen Altholz im Kreisabfallzentrum in Wonfurt anfallen. "Die Altholzmengen bewegen sich relativ konstant bei etwa 3000 Tonnen pro Jahr", erklärt Neubauer. Der finanzielle Aufwand für die Altholzverwertung (ohne Logistik und ausgenommen das Altholz der Kategorie A IV, siehe Informationskasten) bewegt sich laut Neubauer "nunmehr bei circa 200 000 Euro" pro Jahr. Dass die Kosten "um circa den Faktor drei" gestiegen sind, führt er unter anderem auf "die hohen Lagermengen aus 2015 und 2016" zurück, die Winterlager seien nicht vollständig abgebaut worden. Am Markt gibt es derzeit mehr Altholz, als es die Entsorger verwerten könnten.
Der "Bundesverband der Altholzaufbereiter" schreibt in einem Bericht vom Oktober 2016 zur Situation, dass sich der Altholzmarkt seit mehr als einem Jahr durch ein "drastisches Überangebot" auszeichnet, welches "derzeit nicht im vollen Umfang von den Altholzverwertern abgefragt werden kann". Weiter heißt es: "Die geregelte Entsorgung von Altholz stößt deutschlandweit an ihre Grenzen", diese Tendenz sei generell in Europa zu beobachten.
Übermengen am Markt
Wilfried Neubauer erklärt, dass die stoffliche Verwertung von Altholz (zum Beispiel zur Herstellung von Spanplatten) vermehrt der energetischen Verwertung (Verbrennung) gewichen ist, dadurch gebe es besagte Übermengen am Markt. Die Qualitätsansprüche der stofflichen Verwertung sind weiter angestiegen, wobei der Landkreis Haßberge "schon bisher von einer stofflichen Verwertungsmöglichkeit aus ökologischen Gründen nicht Gebrauch" gemacht habe.
Aufgrund der Konjunkturlage seien große Altholzmengen am Markt, zum Beispiel Paletten, Verpackungsmaterial und Bauhölzer. Der Kreis Haßberge gibt sein Altholz der Klassen I bis III in eine Verwertungsanlage, wo es laut Neubauer "zu Heizzwecken" eingesetzt wird. Sprich: Energiegewinnung. Betreiber entsprechender Anlagen müssen sich aber auf geänderte gesetzliche Rahmenbedingungen einstellen, Förderungen fallen weg. Seit heuer ist eine Änderung aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wirksam. Der Altholzverband schreibt dazu: "Bis 2026 gehen wir nach derzeitigem Kenntnisstand davon aus, dass die letzten Altholzkraftwerke aus der Förderung herausfallen werden." Altholz der Klasse IV muss der Kreis gesondert entsorgen, es wird im Gemeinschaftskraftwerk in Schweinfurt verbrannt, an dem der Kreis Haßberge beteiligt ist.