Ein bergmännischer Stollen erinnert auf dem Sportplatz "Maxschacht" an den Kohleabbau. Vor 65 Jahren brach direkt beim Fußballplatz ein Schacht ein und es entstand ein 135 Meter tiefes Loch.
Der erste Kunstrasenplatz des Landkreises Kronach befindet sich in Stockheim und ist seit etlichen Wochen bespielbar. Die Verantwortlichen des 1. FC Stockheim haben sich bei diesem außergewöhnlichen Vorhaben - es verschlang rund 900 000 Euro - für die Umwelt und gegen Mikroplastik entschieden. Und das hat bayernweit Vorbildcharakter.
Vorbildlich ist aber auch die Verbundenheit zur bergmännischen Tradition, denn an der Nordseite entstand dieser Tage in ehrenamtlicher Arbeit ein bergmännischer Stollen, ausgebaut mit Grubenstempel und Holzkappen, so wie dies Jahrhunderte unter Tage der Fall war. Zukünftig gelangen Spieler, Trainer, Schiedsrichter, Betreuer und Fans durch den Stollen auf den grünen Rasen.
Abraumhalde umgewandelt
Damit gewinnt die Bezeichnung "Bergleute" für die Aktiven eine besondere Bedeutung. Am Ausbau waren Hartwig Renk, Günther Scheler, Markus Nickol, Karl Weißerth und Dietmar Renk beteiligt. Vorgesehen ist außerdem die Anbringung von fotografischen Dokumenten aus der Bergwerksära.
Außergewöhnlich ist aber auch der Standort des Fußballplatzes, denn die mächtige, über 100 000 Kubikmeter umfassende Abraumhalde der Steinkohlengrube "Maxschacht", die von 1855 bis 1911 in Betrieb war, ist in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts durch die Fußballer selbst in einen Sportplatz umgewandelt worden. Und das war ein beispielhafter Kraftakt. In Tag- und Nachtschichten - die in der damaligen Glashütte beschäftigten Sportler leisteten nach Schichtschluss so manchen Arbeitseinsatz - ebneten sie die Halde, sprengten und beseitigten die alten Fundamente des Bergwerks und schufen so einen Sportplatz.
Darüber hinaus hat die Fußballergemeinschaft - 1922 ins Leben gerufen - in den Folgejahren so etliche Bewährungsproben überstehen müssen. Vor 65 Jahren kam es dann besonders dick: Auf dem "Maxschacht" tat sich am 28. März 1955, einem Montag, gegen 18 Uhr urplötzlich die Erde auf. Ein 135 Meter tiefer Höllenschlund hatte sich nur wenige Meter vom Fußballtor entfernt aufgetan, sechs Meter lang und fast drei Meter breit. Nicht auszudenken, wenn das Unglück 27 Stunden eher am Sonntag während des Fußballspiels passiert wäre. Gerade dort bei der Einbruchstelle am Fußballtor hatten bei den Heimspielen stets zahlreiche FC-Anhänger gestanden. Ein Spieler wäre beim Abendtraining fast in die Tiefe gerissen worden. Nur durch einen Sprung zur Seite konnte er sich gerade noch retten.
Und unter Tage war die Hölle los, denn gewaltige Kräfte sorgten im Bergesinnern für ein unbeschreibliches Chaos. Die traurige Bilanz: Die beiden Hauer Heinrich Welscher und Georg Limmer fanden während der Arbeit in 251 Meter Tiefe den Bergmannstod. Erst nach 60 Tagen konnten die Bergungsarbeiten abgeschlossen werden. Die Tragödie sorgte damals deutschlandweit für großes Aufsehen. Der Berg, der den Stockheimern in über zweihundert Jahren so vieles gegeben hatte, hatte diesmal genommen.
Neuer Platz war nötig
Die Einwohnerschaft, vor allem die Bergleute und die Fußballer, befanden sich aus verständlichen Gründen im Schockzustand: Die FC-Verantwortlichen waren nun gezwungen, einen neuen Sportplatz zu bauen. Er entstand innerhalb von zwei Jahren nördlich des alten Spielgeländes. Die Stadt Kronach stellte den Platz zur Verfügung. Die Wiesen von Schwalb und Schreiner südlich von Stockheim dienten zwei Jahre lang aus Ausweichplatz. 1957 konnte die neue Anlage eingeweiht werden.
Attraktion war damals das Hauptspiel, nämlich die Partie SpVgg Fürth gegen VfL Neustadt (2:1), vor sage und schreibe 5000 Zuschauern. Sieben Jahre später, am 12. Juli 1964, fand die Einweihung eines schmucken Sportheims statt. In 15 000 freiwilligen Arbeitsstunden stellten die Mitglieder ihre Kraft zur Verfügung. Weitere Großeinsätze folgten.
Feier wird nachgeholt
Die Realisierung des Kunstrasenplatzes erforderte nun erneut den Einsatz der FC-Anhänger. An die 5000 Stunden opferten die Mitglieder für das Projekt. Natürlich macht auch die Corona-Pandemie den Initiatoren zu schaffen. So musste unter anderem die Eröffnungsfeier abgesagt werden. Sie soll aber im kommenden Jahr auf jeden Fall nachgeholt werden, versichern die Verantwortlichen.