"Die Naturbühne mit ihrem Umfeld ist im bunten Herbstlaub zwar schön anzusehen. Aber es wird Zeit, dass wieder Normalität einkehrt, und die Bühne selbst wieder mit Leben erfüllt wird." Das war die Ansage von Anja Dechant-Sundby, eine der Geschäftsführerinnen und die künstlerische Leiterin der neuen "die naturbühne gGmbH" auf dem Trebgaster Kulturhügel. Im Foyer der Bühne erläuterte sie das geplante Programm für 2022 mit den vier Eigenproduktionen, von denen drei bereits für 2019 und dann 2020 vorgesehen waren.

Begonnen wird mit dem komödiantischen Klassiker "Diener zweier Herren" nach Carlo Goldini. In diesem Paradestück der Commedia dell'Arte führt Anja Dechant-Sundby selbst Regie. Das Volksstück "Nicht öffentlich", eine Posse des Chiemgauer Volkstheaters, wird in das Rathaus einer fränkischen Provinz verlegt. Die Regie übernimmt Rainer Streng. Als besonderes Stück wurde die Komödie "Kalender Girls" gewählt. Die Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht, wird von Sonja Wassermann inszeniert. Als Kinderstück war ursprünglich "Emil und die Detektive" vorgesehen. Da "Emil" in den zwei Jahren aus der Rolle buchstäblich herausgewachsen ist, musste umdisponiert werden. In dem fantastisch-komischen Familienstück "Aladin" vereinen sich orientalische Stimmung und fränkische Natur. Die Regie hat mit Michal Sykora ein alter Bekannter in Trebgast.

Die Bühnenbilder werden von André Putzmann, die Kostüme von Wolfram Broeder gestaltet. Bei den rund 70 Aufführungen von Mai bis August dürfte somit für jeden Theaterfan etwas dabei sein.

18 Gastspiele

Abgerundet wird die Freilichtsaison mit 18 Gastspielen. Von Musik über Comedy bis zu feinstem fränkischem Kabarett wird auch da Kulturgenuss auf höchstem Niveau geboten. Bereits erworbene Karten für die Gastspiele behalten ihre Gültigkeit für 2022.

Hannah-Katharina Martin ist mit der betrieblichen Leitung betraut. Sie verwies auf die neue Web-Präsenz (www.dienaturbuehne.de). Im Ticketshop können dort wie gewohnt der Sitzplatz, Abonnements und Geschenkgutscheine gebucht werden.

Der organisatorische Neubeginn auf dem Wehlitzer Berg hatte vor fast genau einem Jahr begonnen. Am 18. Oktober 2020 beschlossen Vorstand und Verwaltungsrat, das von Initiatoren vorgeschlagene und vorgestellte Projekt eines neuen Theaters zu befürworten. Damit wurde angestrebt, mit einem Neubau ein ganzjähriges Naturtheater zu realisieren.

Zum Start in die Saison 2022 - der Vorverkauf beginnt am 1. November - erklärte Vorsitzender Siegfried Küspert, wie es dazu kam, diesen Schritt zu gehen. "Bis auf die letzten beiden Jahre spielen wir seit fast 70 Jahren auf der schönsten Amateurbühne Deutschlands ohne Unterbrechung Theater. Durch Teamarbeit ist uns ein enormer Schritt nach vorne gelungen. Trotz jahrelanger Bemühungen zeichnete sich aber ab, dass keine Nachfolger für den amtierenden Vorstand zu finden sind."

Der Kontakt zu altbekannten Theaterkollegen ließ dann die Idee reifen, auf dem Wehlitzer Berg eine Stätte zu gestalten, in der im Sommer wie bisher im Freien und im Winter in einem neuen Theater gespielt werden kann. "Das ist ein Vorhaben, das uns über eine normale Amateurbühne hinaushebt."

Bürgermeister Herwig Neumann sprach von einem Kulturzentrum mit großer Bedeutung für die Region.

"Im Klartext heißt das: Die Mitglieder können sich mehr auf das Eigentliche, das Theaterspielen konzentrieren und ihrem Hobby mit noch mehr Fokus und ungetrübter Leidenschaft nachgehen", so Küspert.

Sigurd Sundby, einer der Geschäftsführer der neu gegründeten gGmbH, zerstreute erste aufkommende Bedenken: "Für die Mitglieder ändert sich dadurch nichts. Sie können ihren Theater-Enthusiasmus dann sogar das ganze Jahr über einbringen. Der Verein bleibt selbstständig und wird in der neuen gGmbH Mitgesellschafter. Ziel ist es, die organisatorische Belastung im Ehrenamt zu vermindern." Nach Überzeugung von Sundby ist diese reizvolle Kombination aus Freilichttheater und professionell geführtem Theaterhaus an einem Standort deutschlandweit einzigartig.