Sie sind typisch für Deutschland und gefragt: die Autobahnkirchen. Eine davon ist St. Christopherus und steht weithin sichtbar auf dem höchsten Punkt von Himmelkron. Nach der Eröffnung vor 20 Jahren h...
Sie sind typisch für Deutschland und gefragt: die Autobahnkirchen. Eine davon ist St. Christopherus und steht weithin sichtbar auf dem höchsten Punkt von Himmelkron. Nach der Eröffnung vor 20 Jahren haben bereits 1,9 Millionen Menschen dieses Gotteshaus besucht, "so im Schnitt zuletzt etwa 60 000 pro Jahr", wie Hartmut Richter beim Pressegespräch anlässlich der Konferenz der Autobahnkirchen Deutschland erläuterte.
Der Vorsitzende der Stiftung von St. Christopherus schwärmt von der Anziehungskraft der Kirche. Man brauche nur in die Gästebücher zu schauen, um zu ermessen, wer hier alles schon vorbeigekommen ist. Die Einträge seien sogar in Kyrillisch. Und er machte auf die Attraktivität aufmerksam mit dem von Künstlern gestalteten Innenraum und dem schönen äußeren Umfeld mit Sitzgruppen und Pfaden.
Etwas ganz Neues hat man auch vor: die Anlage eines Meditationswegs "Viacolore" nebenan mit Stelen und Kunstwerken mitten in der Natur. Am 21. Juni soll die offizielle Einweihung gefeiert werden. Ein bisschen was von der Idee kann man heute schon sehen.
Richter ist auch ein wenig stolz darauf, dass es sich um ein umweltfreundliches Bauwerk handelt mit Regensammelbecken, eigener Stromproduktion und einer Gasheizung. "Wir haben sogar eine E-Ladesäule", sagte er.
Der zuständige katholische Pfarradministrator Michal Osak erzählte von vielen Begegnungen mit Fremden, die die Stille und das Insichgehen suchten. "Da ist die Kirche wenige hundert Meter von der A 9 entfernt der richtige Ort." Viele Fernfahrer würden die Möglichkeit nutzen, einmal Innezuhalten und zu beten. Kürzlich sei ein russischer Brummifahrer gekommen, habe sich bekreuzigt und hingekniet und sei kurz im Gebet verharrt, dann habe er entschuldigend gesagt: "Ich muss schnell weiter, Danke für die Gelegenheit dazu."
Die Konferenz selbst sei ein Erfolg gewesen, berichtete Georg Hofmeister von der Akademie der "Versicherer im Raum der Kirchen". Aus ganz Deutschland seien die Insider gekommen, um Netzwerke zu flechten und ihre Erfahrungen mit Autobahnkirchen zu kommunizieren. Und sogar Interessierte aus der Schweiz hätten sich Anregungen zum Nachahmen geholt. Hofmeister zeigte sich erfreut über die Resonanz auf den Grundgedanken "Rast für Leib und Seele"; jährlich würden rund eine Million Menschen die 44 Autobahnkirchen in Deutschland besuchen. Von diesen seien 19 evangelisch, acht katholisch und 17 ökumenisch getragen.
Diese Gotteshäuser hätten auch Anziehungskraft für Leute, die gläubig seien, der Amtskirche jedoch nicht mehr nahe stünden. "Das Individuelle, die Anonymität und keine Gebundenheit an eine feste Zeit spielen ebenso eine Rolle."