Leute wie der Forchheimer Jürgen Kammler übernehmen Verantwortung, sogar für den Dreck anderer Leute.
Ekkehard Roepert Täglich läuft Jürgen Kammler achteinhalb Stunden durch die Stadt, um den Dreck aufzusammeln, den andere auf die Straße werfen. Der Mitarbeiter des städtischen Bauhofes zeigt auf seinen Handwagen: "Zwei Mal am Tag krieg ich den voll."
Eimer und Müllsack auf dem Wagen von Jürgen Kammler füllen sich mit Flaschen und Folien, mit Taschentüchern, Tüten und Pappbechern - und vor allem mit Zigarettenkippen. "Eigentlich haben wir ja Mülleimer", sagt der Stadtreiniger etwas verwundert.
Dennoch ziehen es viele Bürgerinnen und Bürger offensichtlich vor, ihre Abfälle auf die Gehwege zu werfen oder in die Hecken und Parkanlagen. Das "Zamzwicken" ist ein hartes Training für Jürgen Kammlers Unterarmmuskeln. 5000 Kippen greife er beim täglichen Rundgang auf. Wie bitte? "Ja", bekräftigt der orange gekleidete Mann mit der Greifzange: "5000, mindestens".
Wo die Kehrmaschine kapituliert
Zu den bevorzugten Plätzen, Müll abzulagern, zählen Hausecken oder auch der Durchgang am Nürnberger Tor. Für jene Winkel der Stadt "wo die Kehrmaschine nicht reinfahren kann", hat Walter Mirschberger, der Chef des Bau- und Grünbetriebes, den Handwagen angeschafft. "Damit können wir die Dreckecken anfahren."
Der Ausgangspunkt, die Stadtreinigung neu zu organisieren, sei ein Antrag der FBF- Stadtratsfrakion im vergangenen Jahr gewesen, sagt Walter Mirschberger. Das Forchheimer Bürger Forum hatte mehr Sauberkeit im Stadtbild gefordert.
Steter Tropfen reinigt die Stadt
Zu allererst hatte Mirschberger dann die "Samstagreinigung" auf den Nachmittag verlegt: "Vormittags war sie nicht sinnvoll, das sind zu viele Leute unterwegs und schmeißen gleich wieder was weg." Zudem gebe es nun eine "Sonderreinigung" der Parkanlagen am Wochenende. "Das organisiert das Gartenamt, seitdem wirken die Parks sauberer."
Diese Beobachtung von Walter Mirschberger teilt Roland Betz. Der Bewohner der Klosterstraße fühlt sich seit fünf Jahren für die Sauberkeit der Stadt mitverantwortlich. Daher hat er immer wieder die "Dreckecken" der Stadt dokumentiert; hat Veränderungen angeregt; das Gespräch mit der Stadtverwaltung und den Kommunalpolitikern gesucht. "Steter Tropfen höhlt den Stein", sagt Roland Betz. Die Innenstadt sei nun sichtlich sauberer: "Ich sehe viel häufiger als sonst die orangen Männer mit den Zangen. Das Sauberkeitsniveau hat sich gehoben, für mich ist das schon eine kleine Genugtuung."