Gespenster-Ton stört die Nachtruhe in Fürth

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Der Ton, der in Fürth für Ärger sorgt, ist in der Vacher Straße zu hören. Foto: Nikolas Pelke
Der Ton, der in Fürth für Ärger sorgt, ist in der Vacher Straße zu hören. Foto: Nikolas Pelke

Ein mysteriöser Pfeifton spukt durch Fürth. Genauer gesagt durch die Vacher Straße. Meistens weckt er die Menschen dort mitten in der Nacht. Jürgen Tölk hat das Geräusch gejagt.

Besonders laut ist er nicht, der mysteriöse Ton. Mit einer etwas schrilleren Unterhaltung könnte man ihn vielleicht vergleichen. In der Spitze konnte ein Schalldruck von rund 60 Dezibel gemessen werden. "Nachts ist er ohne Schwierigkeiten wahrnehmbar. Er klingt wie ein technisches Geräusch. Als ob die Heizung ein bisschen piept", sagt Jürgen Tölk, der dem mysteriösen Ton in den letzten Monaten auf den Fersen gewesen ist.

"Wir haben den Pfeifton sogar gemessen", sagt der Mann vom Ordnungsamt, der sich wie ein Detektiv mit seinen Kollegen auf die Lauer gelegt hat. "Wir haben mit einem modernen Lärmmessgerät das Geräusch aufgezeichnet", erklärt Tölk. Vom Klang habe ihn das Geräusch an den Testton vom Fernsehen erinnert. Gleich herausfinden, woher der Ton kommt, konnte er nicht.
Um der unbekannten Geräuschquelle auf die Schliche zu kommen, haben Tölk und seine Männer sogar Feldmessungen unternommen.

Mitten in der Nacht haben sie mit ihren Mikrofonen auf den Ton gewartet. Aus unterschiedlichen Entfernungen konnte das Team den ominösen Ton aufzeichnen. "Wir hatten gehofft, dass wir durch die unterschiedlichen Lautstärken wenigstens die Richtung herausbekommen, aus der der Ton kommt." Aber auch dieser Fahndungsansatz brachte nicht den erhofften Durchbruch.


Vor zwei Jahren hörten sie den Ton das erste Mal

Besonders ein Haus in der Vacher Straße leidet unter dem Ton. Die Familie Müller (Name von der Redaktion geändert) konnte zeitweise kaum eine Nacht durchschlafen. "Wir wohnen schon acht Jahre hier. Erst war der Ton nicht da. Dann tauchte er plötzlich auf. Das war vor zwei Jahren", erzählt Frau Müller.

Das Komische an dem Ton sei seine kurze Dauer, berichtet Tölk. Zunächst sei ein gleichbleibendes, hochfrequentes Pfeifen zu hören. Nach 30 Sekunden wird der Ton meistens leiser und verschwindet schließlich nach 70 bis 80 Sekunden ganz. Die Uhr nach dem Ton stellen können die Müllers nicht. Das Ton-Gespenst kommt immer zu unterschiedlichen Uhrzeiten. Nur tagsüber hat es sich bisher kaum blicken lassen.

Auch den Winter mag der Ton nicht so gern. Im Sommer klingelt er die Müllers aber seit zwei Jahren regelmäßig aus dem Bett. Leider nicht pünktlich, sondern viel zu früh. Auch die Nachbarn haben ihn schon gehört. Allerdings ist der Ton bei ihnen nicht so laut. Das haben kreisförmige Messungen rund um das Müllersche Anwesen ergeben. Tölk und sein Team haben ihre Mikrofone in verschiedenen Radien aufgebaut. "Nach 80 Metern kann man nichts mehr messen. Der Ton muss irgendwie aus dem Haus kommen", erklärt Tölk.

Herr Müller hatte zuletzt die Heiztechnik im Verdacht. Aber auch hier konnte der Ton nicht gefunden werden. Die Gerüchteküche hat die lange Suche freilich zum Kochen gebracht. Tölk und seine Kollegen sind den meisten Hinweisen nachgegangen. Haben der Hauptkläranlage genauso wie der Mülldeponie einen Besuch abgestattet. Weder gesehen noch gehört haben sie den Ton auch dort.


Kein Ton in der Kanalisation

Auch die jüngste Fährte verlief im Sande. Ein paar Abwasserpumpen in der Kanalisation hatte Tölk zuletzt im Visier. Die Masse der Abwässer könnte den Absperrschieber theoretisch zum Vibrieren bringen und dabei den Ton erzeugen. Das funktioniert genauso wie beim Musizieren auf der Mundharmonika. Nur eben viel größer. Aber in der Praxis war auch in der Kanalisation kein Ton zu finden.

Rein rechtlich hätte Tölk übrigens eigentlich überhaupt keine Handhabe. Denn das Gesetz kennt kein Ton-Gespenst. Nach den Immissionsrichtwerten muss ein Ton mindestens eine Stunde dauern, damit man gegen ihn überhaupt rechtlich vorgehen kann. Trotzdem hätte Tölk natürlich dem Ton oder dem Verursacher oder beiden gut zugesprochen, damit die Familie Müller wieder durchschlafen könnte.

Aber Gesetzeslage hin oder her. Dafür hätte Tölk die Tonquelle eben erst einmal finden müssen. Hat er aber nicht. "Wir tappen immer noch im Dunkeln", gibt Tölk offen zu. Glücklich ist er damit nicht. "Wir hätten gerne geholfen und den Fall gelöst." Nun hoffen alle auf die Hilfe durch Kommissar Zufall. Die Müllers wünschen sich freilich, dass der Ton ganz verschwindet. "Weg ist der Ton noch nicht", sagen die Müllers. Nur leiser sei er jetzt im Winter.