Die Bilder und Fotos von Rosemary Keßler und Alexandra Woite wollen nichts geringeres, als die menschliche Existenz in ihrer ungeschminkten Vielschichtigkeit abzubilden. Ab 1. Februar sind die Werke der beiden Forchheimerinnen in der Klinik Fränkische Schweiz zu sehen.
Was machen zwei Künstlerinnen, die von den Werken der jeweils anderen begeistert und auch noch Nachbarn sind? Richtig, sie machen eine gemeinsame Ausstellung. "Mit Hand und Herz" lautet das Projekt der beiden Frauen, das sie seit über einem Jahr planen.
Wie kam es, dass Sie gemeinsam eine Ausstellung machen?
Rosemary Keßler: Für mich war klar, dass ich so etwas Großes nicht mehr alleine stemmen möchte. Ich kenne Alex seit sieben Jahren. Als ich die ersten Schnappschüsse von ihr gesehen habe, war ich gleich begeistert. Du siehst etwas und weißt, dass es gut ist. Das kommt nur ganz selten vor.
Die eine malt seit Jahren, die andere hat sich gerade erst als freie Fotografin selbständig gemacht. Wo ist Ihre Verbindung?
Keßler: Wir haben beide unser Handwerk nicht studiert, machen es aber aus ganzem Herzen.
Es nicht professionell gelernt zu haben, hat aber enorme Vorteile. Wer alle Regeln kennt, sieht aus wie jeder andere.
Alexandra Woite: Das macht es, denke ich, aus. Ein Bild muss nicht perfekt sein, um zu gefallen. Der Regelbruch erzeugt oft die wahren Emotionen.
In der Ausstellung gibt es auch sieben gemeinsame Projekte. Wie funktioniert das?
Woite: Ich fotografiere ein Motiv und bearbeite es ein wenig am PC nach. Danach lassen wir es auf Leinwand drucken und Rose übermalt es dann stellenweise.
Keßler: Das Bild soll sich aber dabei nicht komplett verwandeln. Dennoch entsteht ein einzigartiges Werk unter dem Einfluss zweier Künstler. Das Internet ist dabei eine große Hilfe.
Über E-Mail und Facebook können wir schnell und einfach Bilder austauschen und uns direktes Feedback geben.
Woite: Es war schwierig, eine Auswahl zu treffen. Wir haben unsere Lieblingsbilder genommen und uns immer wieder ausgetauscht, verglichen und geschaut, welche Bilder zusammenpassen.
Woher kommt dieInspiration?
Woite: Das sind ganz verschiedene Dinge. Zeitschriften, Erlebnisse im Alltag oder Gespräche, in denen wir abschweifen und in denen Rose zum Beispiel von ihrer Heimat England erzählt. Ich liebe außerdem die Arbeiten von Kristian Schuller, Rankin oder Lina Tesch.
Keßler: Andere Maler sind für mich auch eine Inspiration, natürlich ohne bei ihnen abkupfern zu wollen.
Woite: Ich denke aber auch, dass der Altersunterschied eine Rolle spielt.
Keßler: Zwischen uns liegen zwar über dreißig Jahre, aber wir begegnen uns trotzdem auf einer Augenhöhe. Ich bewundere Alexandra, weil sie schon so früh künstlerisch kreativ wurde.
Frau Woite, Sie haben eine Ausbildung zur Mediengestalterin gemacht und sich vergangenen August als freie Fotografin selbständig gemacht. Wie kam es dazu?
Woite: Als Künstlerin braucht man Bewunderer. Das waren bei mir in erster Linie meine Eltern. Ohne ihren Ansporn und Rückhalt hätte ich mich nie getraut, diesen Schritt zu gehen. Der Zeitpunkt war gut, ich habe meinen eigenen Stil gefunden. Es war natürlich ein Risiko, ich habe alles auf eine Karte gesetzt. Vorher war die Fotografie ein Hobby, jetzt ist sie mein Job.
Aber der Verkauf steht für mich nicht im Mittelpunkt. So lange man mit dem Herzen dabei ist, ist es keine Arbeit, sondern Leidenschaft. Es ist ein Geschenk, davon leben zu können.
Keßler: Es ist eine wahre Erfüllung, wenn man etwas gut kann und auch die Möglichkeit hat, dem nachzugehen. Kunst ist das, was bleibt. Wenn du tot bist fragt dich keiner, ob der Boden geputzt ist. Man ist verpflichtet, seine Gaben zu nutzen.
Was erwartet die Zuschauer in der Ausstellung?
Woite: Als gelernte Mediengestalterin habe ich besonders in der Werbung viel Manipulation erlebt. Die Bilder in der Ausstellung sind echt und sollen Gefühle erzeugen, sowohl positiv, als auch negativ. Düstere Bilder gehören auch zum Leben, besonders in einem Krankenhaus. Ich bin sicher, dass sich die Gefühle vieler Besucher in den Bildern widerspiegeln.
Keßler: Das Leben ist kein Disneyfilm. Wir wollen die Leute mit unseren Bildern ansprechen. Sie sollen eine Beziehung zu dem Bild aufbauen können, eine Gänsehaut bekommen oder sich verlieben.
Informationen zur Ausstellung Was? Bilder der freien Fotografin Alexandra Woite ("Frau Herz") und Gemälde der Malerin Rosemary Keßler sowie gemeinsame Arbeiten der beiden Forchheimer Künstlerinnen
Wann? Vernissage am Freitag, 1. Februar um 16 Uhr, Ausstellung vom 1. Februar bis 28. April rund um die Uhr
Wo? Klinik Fränkische Schweiz in Ebermannstadt (Atrium und Privatklinik)