Zerstört ein Parkwächter den Ruf von Gräfenberg

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In der Gräfenberger Innenstadt ist die Parkplatzsituation regelmäßig angespannt. Foto: Malbrich
In der Gräfenberger Innenstadt ist die Parkplatzsituation regelmäßig angespannt. Foto: Malbrich
Hans Derbfuß
Hans Derbfuß
 

Mit dem eigensinnigen Parkverhalten vieler Gräfenberger hat sich der Gemeinderat inzwischen abgefunden. Von einem Parkwächter will nun aber die CSU nichts mehr wissen. Sie fürchtet um den Ruf der Stadt.

Eine endgültige Lösung für die schwierige Parkplatzsituation in Gräfenberg wird es wohl nie geben. Vor allem am Marktplatz ist die Lage regelmäßig angespannt. Auch Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla (SPD) macht sich da keine Illusionen darüber.

Immerhin beschäftigt sich der Stadtrat schon seit 30 Jahren mit dem Problem. Jetzt ist die CSU-Fraktion auf der Suche nach einem tragfähigen Kompromiss vorgeprescht. Sie hat beantragt, die die kommunale Parküberwachung in Gräfenberg so schnell wie möglich abzuschaffen.

Die Stadt und die Geschäftswelt möchte die CSU damit beleben, anstatt sie durch Gängelungen zu schädigen. Gerade jene Geschäftsleute, die ihre Läden umbauen oder vergrößern wollten, nehmen laut CSU von diesen Plänen regelmäßig Abstand. Schuld daran sei offenbar auch die Überwachung.
Zudem verließen Kunden oft schlagartig die Geschäfte, wenn der Parkwächter unterwegs sei.

Die Parkvergehen beschränken sich allerdings nicht allein auf dem Gräfenberger Marktplatz. Ähnlich Zahlen kann Nekolla auch für die Bayreuther Straße vorlegen. Hans Derbfuß (CSU) mäkelte allerdings an der Art und Weise, wie die Zahlen zustande gekommen sind. Der Parkwächter sei durch die Stadt gelaufen, während gleichzeitig Beerdigungen stattgefunden hätten.

"Das ist ein Imageschaden, wenn der Parkwächter bei Beerdigungen hier herummarschiert. Wenn er das in Thuisbrunn oder einem anderen Ort machen würde, würde er den Ort nicht mehr verlassen", sagte Derbfuß.

Zehn Stunden im Monat

Nekolla ließ den Vorwurf so nicht gelten. Die Termine mit dem Parkwächter werden seinen Angaben zufolge über einen längeren Zeitraum im Voraus ausgemacht. Und eine Beerdigung könne man ja schließlich im Vorfeld nicht berücksichtigen.

Bis in die 70er- und 80er-Jahre hat es am Marktplatz keine Regularien gegeben. Selbst als anschließend verschiedene Regelungen eingeführt wurden, entstanden immer wieder mal Probleme. Beispielsweise auch durch Dauerparker. Da reifte die Erkenntnis, dass sich im Grunde kein Autofahrer beim Parken an die Regelungen hält. Aus diesem Grund haben die Gräfenberger einen Parkautomat errichtet und auch einen kommunalen Parkwächter beauftragt. Zehn Stunden im Monat überprüfte der seitdem, ob Besucher und Kunden überhaupt einen Schein aus dem Automaten mit der Brötchentaste ziehen.

Falsches Signal

Von Anfang an war in diesem Zusammenhang von einem Einnahmeüberschuss die Rede. Nach Abzug der Kosten nimmt die Stadt im Schnitt 3000 Euro im Jahr ein. "Einen Erziehungseffekt kann man selbst bei gutmütiger Interpretation nicht herauslesen", klagt Nekolla allerdings auch.

Klar ist für Nekolla aber auch: "Wenn nicht überwacht wird, macht jeder, was er will." Auch Matthias Striebich (Grüne) findet das Signal falsch, dass der Stadtrat kein Interesse am Parkverhalten der Bürger habe. "Gräfenberg muss mit anderen Dingen punkten. Mit Flair und Qualität", sagte der Grüne. Die beiden SPD-Stadträtinnen Elisabeth Meinhardt und Antje Rammensee wollen ihrerseits, dass die Brötchentaste den Autofahrer stärker ins Bewusstsein gebracht wird. Wer die Taste drückt, kann inzwischen 30 Minuten lang kostenlos in Gräfenberg parken.

Selbst Hans Weber (FW), der vor einigen Jahren noch gegen die Parküberwachung war, hat seine Meinung inzwischen geändert: "Was nützt es, wenn jemand den Parkplatz blockiert, weil er sich irgendwo ruhig niederlässt? In der Zeit hätten fünf Kunden einparken können."

Am Ende der Diskussion stimmten die Gräfenberger Räte über den CSU-Antrag ab, die Parküberwachung zu beenden. Mit Ausnahme der drei CSU-Räten sprachen sich sämtliche Mitgliede des Gemeinderats dafür aus, das bestehende Konzept beizubehalten.