Wie gefährlich ist dieses Medium?

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Ab wann wird der Umgang der Kinder und Jugendlichen mit sozialen Medien zur Gefahr? Um Eltern bei der Klärung solcher Fragen zu helfen, startet der Landkreis Forchheim jetzt das Förderprogramm "Elterntalk". Foto: Tobias Hase, dpa
Ab wann wird der Umgang der Kinder und Jugendlichen mit sozialen Medien zur Gefahr? Um Eltern bei der Klärung solcher Fragen zu helfen, startet der Landkreis Forchheim jetzt das Förderprogramm "Elterntalk".  Foto: Tobias Hase, dpa

Kinder und Jugendliche sind vom Konsum, von der Internetz-Nutzung und von Suchtverhalten bedroht. Die Sozialpolitik des Landkreises Forchheim bietet den Eltern eine neue Möglichkeit , ihre Kinder vor diesen Gefahren schützen.

Ab wann darf die Tochter ein Handy haben? Wie viele Stunden pro Tag dürfen die Kinder im Internet surfen? Manchmal, sagt Marianne Meyer (Mitarbeiterin bei der Aktion Jugendschutz der Landesarbeitsstelle Bayern) fühlen sich Eltern schon entlastet, wenn sie merken, dass andere Familien dieselben Probleme haben. Wenn Eltern dann ins Gespräch kämen, seien Lösungen greifbar.

Das ist das Ziel des Förderprogramms Elterntalk. Marianne Meyer und ihr Kollege Martin Präßler warben am Dienstag im Jugendhilfe-Ausschuss für die Ideen des Elterntalks.

Bei Jugendamtsleiterin Dagmar May rannten sie offene Türen ein. Sie sei eine "Verfechterin der Prävention", sagte May. Vor allem Eltern aus fremden Kulturen oder "Frauen, die sehr zurückgezogen leben", könnten dank dieser Förderung ihre "Erziehungskompetenzen stärken".

Staatlich geförderte Elterntalks gibt es in Bayern seit 20 Jahren. 2017 erreichten über 3200 Gesprächsrunden 18 000 Eltern. Die Idee: Geschulte Gesprächsleiterinnen moderieren Gruppen von etwa sieben Müttern und Vätern. Die Moderatoren-Rolle ist unabhängig Bildungshintergrund. Die zweistündigen "Talks" drehen sich um die Frage, wie Kinder (bis 14 Jahren) vor "gefährlichen Einflüssen" geschützt werden können. Mediennutzung, Konsum und Suchtverhalten (hervorgerufen durch die Unfähigkeit zu streiten) seien die zentralen Themen, sagt Marianne Meyer. Etwa werde erörtert, welche TV-Programme für Kinder geeignet seien. Oder: "Ist es okay, das Handy meines Kindes zu kontrollieren?"

60 Prozent der Gespräche finden bei Eltern zu Hause statt, 40 Prozent in Einrichtungen. In 45 Landkreisen und kreisfreien Städten wird das Konzept schon umgesetzt. Der Landkreis Forchheim ist seit Dienstag Nummer 46. Das heißt: Für eine Regionalbeauftragte, für Fortbildungen, Bewirtungen, Gastgebergeschenke und Talkpauschalen (40 Euro) stehen pro Jahr 13 000 Euro zur Verfügung. Der Eigenanteil des Landkreises Forchheim beträgt rund 6000 Euro. Gemessen an den zwölf Millionen Euro, die die Jugendhilfe des Landkreises jährlich für Personalkosten ausgibt, eine "minimale Summe", meinte Dagmar May.

SPD-Kreisrätin Lisa Hoffmann fühlte sich an vergangene Zeiten der Mutter-Kind-Gruppen erinnert und Mathilde Hartmann (CSU) sprach von einer "fantastischen Idee". Die Elterntalks könnten viele Wie-macht-man-das-Fragen beantworten, sagte Lisa Hoffmann.

Zwar war auch Rainer Polster (FW) angetan von dem Konzept; nicht aber von der Idee, die Koordination und die Schulung der Besucher beim Familienstützpunkt in Forchheim Nord anzusiedeln. Ein Integrationslotse sei der geeignetere Ansprechpartner bei der Organisation des Elterntalks, meinte Polster. Ansonsten passiere zu wenig "in der Fläche".

Jugendamtsleiterin Dagmar May widersprach: Der Familienstützpunkt verfüge bereits über "das Klientel und ein Fundus an Helfern". In Forchheim zu starten, sei "leicht" - wegen der vorhandenen Strukturen, sagte auch Jutta Strom-Haensch (Amt für Jugend, Familie und Senioren). CSU-Kreisrat Konrad Rosenzweig lobte das Vorhaben als ein "Leuchtturmprojekt", das in der Stadt am Besten aufgehoben sei. Lediglich müsse darauf geachtet werden, dass die Gesprächsrunden "nicht zu elitären Kreisen mutieren". Vorsichtig skeptisch zeigte sich Hermann Greif (CSU), was die "Durchdringungstiefe" der Elterngespräche betrifft. Er bezweifelte, dass bei zehn "Talks" pro Jahr sonderlich viel Betroffene erreicht werden könnten. Doch Mathilde Hartmann wies darauf hin, dass Eltern die Idee, einmal unter geschulter Anleitung erprobt, auch in privaten Runden umsetzen könnten.