Wie einst am Hof des Fürstbischofs

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Tänze in zeitgenössischer Kleidung machten die Barock-Ära auf der Jägersburg lebendig. Foto: Görner
Tänze in zeitgenössischer Kleidung machten die Barock-Ära auf der Jägersburg lebendig.  Foto: Görner
Rudolf Distler Foto: Görner
Rudolf Distler Foto: Görner
 

Zu einem Abend auf die Jägersburg hatte der Fränkische-Schweiz-Verein Eggolsheim eingeladen - mit Musik und Tanz und vielen Hintergrundinformationen.

Vom der "allzu genehmen" Aussicht nach Bamberg und zur Altenburg schwärmt Lothar Franz von Schönborn (1655-1729) in einem Brief an seinen Lieblingsneffen Friedrich Karl; er hatte auf dem Bammersdorfer Gemeindeanger samt der sogenannten Hutweide eine Stelle für den Bau eines Jagdhauses entdeckt.

Der prunkliebende und kunstsinnige Kirchenfürst veranschlagte für das Jagdschloss, heute als Jägersburg bekannt, 4000 Gulden, damit "ein würdiges Absteigequartier für Hofjagden" entstehen könne. Bis zur Fertigstellung der gesamten Anlage im Jahre 1730 wurden die Kosten dann um das fast Sechsfache überschritten.
Die höfische Jagd war im Zeitalter des Absolutismus und des Barock eine "Noble Passion", also eine gehobene Freizeitbeschäftigung, die dem Grundherrn und dem Adel vorbehalten war. Zugleich war sie - mit den entsprechenden Einladungen - auch ein gesellschaftliches Ereignis, das einem Staatsempfang entsprach.


Barocktanz im Burghof

In diese Zeit zurück führte die Gäste auf Einladung des Fränkische-Schweiz-Vereins Rudolf Distler in seinem Vortrag. Und nach der Musik von Händel, Purcell sowie Jean-Baptiste Lully und nicht zuletzt nach Kompositionen von John Playford (aus dem Werk "The English Dancing Master") belebte und illustrierte die Barocktanzgruppe Gößweinstein unter der Leitung von Daniela Drummer den Vortrag durch Country Dance und Menuett - die Damen in den farblich schön aufeinander abgestimmten typischen Gewändern mit an den Hüften verbreiterten Röcken durch sogenannte Paniers, die Herren samtbehost und mit Federhut.


Tanzpartner aus dem Publikum

Als sich die einzelnen Tänzer am Ende der Veranstaltung noch Partner aus dem Publikum suchten, zeigte sich, dass die elegant und meist mehr ruhig wirkenden Formationen für Ungeübte es in sich haben! Auch der jetzige Eigentümer der "Burg", Hannfried Graf Bentzel Sturmfeder Horneck, übte sich im Tanz auf dem Mittelweg des Innenhofes und, seine Söhne Johannes und Stephan lauschten an dem herrlich lauen Sommerabend der Musik und der wechselvollen Geschichte ihres Schlosses, das nach und nach wieder sein herrschaftliches Aussehen erhält und das sie nun als Kunst- und Kulturmanager nach sieben Jahren des Leerstandes wieder mit Leben erfüllen.

Nach dem Tod von Lothar Franz von Schönborn (1729) hatte schon sein Nachfolger Friedrich Karl, obwohl selbst Jäger, kaum mehr Interesse am Jagdschloss. Die Bayerische Cavalerie mit 140 Pferden wurde einquartiert und das Anwesen war nach gut 20 Jahren außen wie innen ziemlich heruntergekommen. Als Kriegslazarett in den Franzosenkriegen diente es noch Ende des 18. Jahrhunderts und 1803 fiel es anlässlich der Säkularisation und der Auflösung des Fürstbischofstums an das Königreich Bayern. Bis 1890 diente die Jägersburg dann jeweils unterschiedlich lang alsTabakfabrik, als Kunst- und Mineralienhandlung eines Jakob Wächter, gehörte neun Jahre einem königlich griechischen Oberleutnant und zehn Jahre lang einem niederländischen Kammerherrn.


Museum und Heilanstalt

Zwischen 1860 und 1870 hatte das ehemalige Jagdschloss wohl seine bedeutendste wissenschaftliche "Sonderfunktion", nämlich als Aufbewahrungsort der naturhistorischen Sammlung der weitgereisten Brüder Schlaginweit; prominentester Besucher war Prinz Ludwig von Bayern, der spätere König Ludwig III. Mangels Nachkommen von Hermann und Robert und weil sich auch sonst niemand für die Exponate interessierte, wurden diese 1870 auf Museen in München, Nürnberg und Berlin verteilt, wo sie sich noch heute befinden. Aufgrund der Unkenntnis der Ausräumer landeten wertvolle Korrespondenzpapiere sogar in der Papiermühle in Forchheim.

Schon bevor Franz Erich Graf Bentzel von Sternau-Hohenau die Jägersburg 1890 kaufte und erst einmal die Kapelle restaurierte, beherbergte das Gebäude eine orthopädische Heilanstalt. Auch später war es Ziel der Familie Bentzel, dass das Schloss für gemeinnützige Zwecke eingesetzt wurde; unter verschiedenen Trägern wurden in ihm bis zum Jahre 2007 durchgängig kranke und alte Menschen sowie Kinder ("Sonnenhaus" der Evangelischen Gemeinschaft) gepflegt und - während der Nazi-Zeit - geschützt. Allerdings war die Jägersburg auch für eine kurze Zeit von den Nationalsozialisten für eigenen Bedarf beschlagnahmt worden, bevor sie Anfang 1946 vom Caritasverband Bamberg pachtweise übernommen wurde.


Events und Hochzeiten

Es ist bekannt, dass alte Menschen schon seit fast zehn Jahren ein Zuhause im St. Martin Seniorenheim "unten" in Eggolsheim haben und dass seit etwa sechs Jahren die selber noch jungen Grafen in dem draußen wie drinnen wunderbar dafür geeigneten ehemaligen fürstbischöflichen Jagdschloss "auf der Bammersdorfer Höhe" den Akzent auf, wie man heute sagt: Events für Jüngere setzen - einschließlich Hochzeiten, die ja in jedem Fall auf Zukunft angelegt sind. Vielleicht würde auch Lothar Franz von Schönborn sich freuen!