Die Population der Biber nimmt im Landkreis Forchheim immer weiter zu. Acht Tiere wurden bereits mit Genehmigung der Naturschutzbehörde abgeschossen.
Parallel zur weiteren Ausbreitung der Biber nehmen die Klagen von Teich- und Landwirten zu. Es werde sich nicht vermeiden lassen, dass Biber auch in sensible Bereiche vordringen, in denen sie durch ihre Lebensweise Schaden anrichten können, räumt Michael Urbanczyk von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Forchheim ein. Von einer Biber-Plage könne aber nicht die Rede sein. Landwirt Heinz Söhnlein aus Burk sieht das ganz anders.
Am Uferstreifen entlang des Regnitz-Altarmes und in dem Wäldchen zwischen diesem Gewässer und der Autobahn 73 fühle sich der Biber so wohl, dass er sogar Eichen angenagt habe. Im Uferbereich seien die Nager dabei, eine Burg zu errichten. Dafür schleppte Meister Bockart jede Menge kleiner Äste bis zu hundert Meter flussaufwärts.
Die sanduhrförmig gefällten Bäume entlang der Wiesent belegen: Auch hier fühlt sich der Biber sehr wohl. Zu wohl? In einem Schreiben an das Landratsamt verweist Kreisrat Eduard Nöth (CSU) darauf, dass verstärkt Schäden durch Fischotter und Biber zu beklagen seien. Er fragt, welche Gebiete besonders betroffen seien und wo eine "artenschutzrechtliche Ausnahme" angezeigt sei. In Burk, so sagt Heinz Söhnlein, seien Biber bereits mit Erlaubnis der Naturschutzbehörde getötet worden.
Ärger beim Biber-Berater
Das jedoch ärgert den ehemaligen Biber-Berater des Landkreises, Gunter Brokt (79). Auch die Fallen im Bereich der Fischweiher in Haid seien ausgebracht worden, ohne dass er davon in Kenntnis gesetzt worden sei. Brokt, der mehr als sieben Jahre lang als Berater tätig war, beklagt, dass zu viel vom Schreibtisch aus beurteilt werde. Er habe auf Grund seiner Beobachtungen in der Natur 22 Biber-Reviere markiert und in einer Karte zusammengestellt. Das war vor einem Jahr.
Aktuell gehe man von 30 Biber-Familien aus, erklärt Michael Urbanczyk. Bei mindestens drei Jungen pro Jahr kommt Brokt auf mehr als 200 Biber. Dazu müsse man wissen, dass mindestens zwei Generationen in einem Bau wohnen und jetzt im März und April die Weibchen ihre Jungen bekommen. Dann müssen die zweijährigen Tiere ausziehen und sich neue Reviere suchen.
Büg als Lebensraum entdeckt
Doch das wird immer schwieriger. Auch das Naturschutzgebiet Büg bei Eggolsheim haben die Nager als Lebensraum für sich entdeckt. Laut Gunter Brokt ist dies ein idealer Rückzugsort, doch auch da gebe es Klagen der Fischer.
Zwischen September 2014 und März 2017 wurden im Landkreis Forchheim acht Biber gezielt getötet, meldet das Landratsamt. "Zur Abwendung erheblicher wirtschaftlicher Schäden oder aus Gründen der öffentlichen Sicherheit" , begründet Urbanczyk die Tötungs-Erlaubnisse. Er betont, dass die Naturschutzbehörde Bereiche festsetzen könne, in denen Biber zwischen dem 1. September und 15. März gefangen oder getötet werden dürften. Allerdings handle es sich dabei immer um Einzelmaßnahmen. Die Regulation der Biber-Population durch den Straßenverkehr sei ungleich höher.
Während sich Eduard Nöth für eine Reduzierung der Biber starkmacht anstatt die Ausgleichszahlungen zu erhöhen, verweist Urbanczyk auf die Vorteile der Nager. Biber-Teiche bauten Nährstoffe ab, hielten Sedimente zurück und reinigten das Wasser. In den von Bibern gestalteten Lebensräumen laufe bei Starkregen das Wasser langsamer ab, in Trockenzeiten komme das Wasser, das durch Biber-Dämme zurückgehalten werde, auch den angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen zugute. Die Renaturierung der Bäche und Auen durch den Biber spare dem Freistaat hunderttausende von Euro, die sonst für Gewässer-Renaturierungen ausgeben werden müssten. Im Übrigen hielten sich die Biber-Schäden in Grenzen. Seit 2010 seien erst 36 Fälle gemeldet worden. 2016 wurden vom Landratsamt 5577 Euro an Entschädigung ausbezahlt.