Welche Brille brauche ich denn?

3 Min
Optiker Siegfried Maertens demonstriert die Wirkung einer Kantenfilterbrille. Foto: Carmen Schwind
Optiker Siegfried Maertens demonstriert die Wirkung einer Kantenfilterbrille. Foto: Carmen Schwind
Siegfried Maertens zeigt Kantenfilterbrillen. Foto: Carmen Schwind
Siegfried Maertens zeigt Kantenfilterbrillen. Foto: Carmen Schwind
 
Maertens zeigt eine Tageslichtlampe. Foto: Carmen Schwind
Maertens zeigt eine Tageslichtlampe. Foto: Carmen Schwind
 
Kantenfilterbrillen sollen verhindern, das schädliches Licht von der Seite auf das Auge wirkt. Foto: Carmen Schwind
Kantenfilterbrillen sollen verhindern, das schädliches Licht von der Seite auf das Auge wirkt. Foto: Carmen Schwind
 
Eine Kantenfilterbrille Foto: Carmen Schwind
Eine Kantenfilterbrille Foto: Carmen Schwind
 

Der Optiker Siegfried Maertens erklärt, welchen Problemen sich Ältere gegenübersehen und wie man Schädigungen des Auges vermeiden kann.

Jeder Mensch erfreut sich an Lichtblicken in seinem Leben. Wir betrachten gern Kunstwerke, Farben oder spielende Enkelkindern. Und wir können Dinge aus dem Augenwinkel heraus beobachten.

Doch was ist Sehen eigentlich? Lichtstrahlen, die von einem Gegenstand reflektiert werden, treffen zunächst auf die Hornhaut des Auges und dann durch die Pupillenöffnung hindurch auf die Augenlinse. Dort werden die Lichtstrahlen gebündelt und treffen dann im hinteren Bereich des Auges auf die lichtempfindlichen Sinneszellen der Netzhaut. Unser Auge ist ein Organ - und wie alle Organe altert auch dieses und verschiedene Krankheiten können auftreten wie beispielsweise die Altersabhängige Makula-Degeneration (AMD), der grüne oder der graue Star.

Die meisten Menschen bemerken spätestens ab dem 50. Lebensjahr, dass ihre Arme für das Lesen eines Buchs zu kurz geworden sind; es wird schwieriger, Dinge in der Nähe scharf zu sehen.
"Etwa ab dem 40. Lebensjahr verliert die Augenlinse an Elastizität und Eiweißverbindungen, sogenannte Schlacken, können nicht mehr abtransportiert werden und lagern sich ab", erklärt Augenoptikermeister Siegfried Maertens von Abele Optik in Forchheim.

Die Linse kann die Brechkraft für Naheinstellungen nicht mehr leisten und eine Lesebrille wird benötigt. Die Stärke der Gläser wird in Dioptrien angegeben. Bei der Lesebrille sind die Dioptrien-Werte im positiven Bereich, weil die Gläser leicht nach außen gewölbt sind. Die Lesebrille wird nur zum Lesen benötigt und sitzt etwas weiter vorne auf der Nase, damit man über den Brillenrand hinweg in die Ferne schauen kann. "Da ich schnell mal auf die Uhr schauen oder was lesen will und genau dann meine Lesebrille nicht finde, trage ich lieber ständig eine Gleitsichtbrille", empfiehlt Maertens. Im oberen Bereich ist es nur Glas, im unteren Bereich eine Lesehilfe.
Kunden, die am grauen Star operiert wurden, also eine neue - kleinere -Linse eingesetzt bekamen, empfiehlt der Optikermeister einen Blauschutz einbauen zu lassen: "Die Linsen sind sehr klar und die Lichtempfindlichkeit erhöht sich. Hochdosierte schädliche Strahlen können die Netzhaut schädigen und eine AMD kann sich um das 3,5-fache schneller bilden."


Blaues Licht fördert Migräne

Maertens weist darauf hin, dass nicht nur das bekannte UVA und UVB schädigen, sondern auch das blaue Licht. "Blaues Licht ist sehr energiereich, deshalb ist der Himmel ja so blau", erklärt der Augenoptiker und warnt auch gleich vor LED und Flachbildschirmen, deren hoher Blaulichtanteil ebenfalls schaden kann. Blaues Licht streue kreuz und quer und könne somit auch seitlich auf das Auge treffen. Blaues Licht fördere zudem Migräne und Verspannungskopfschmerzen.

Grünes Licht dagegen wirke hier positiv. "Im Fall von Migräne führen wir Spezialmessungen durch und versuchen die Augenmuskulatur in Harmonie zu stellen", erklärt Maertens, der sich auf das Thema Migräne spezialisiert hat und seit 20 Jahren mit Grüntönen arbeitet. Zudem empfiehlt er Gläser mit Lichtschutzfaktor.

Bei Sonnenbrillen warnt er vor grau-blauen und violett-lastigen Gläsern, denn die lassen viel Blaulicht durch. Grüne und braune Gläser seien hier besser. Senioren, besonders AMD-Patienten, empfiehlt Maertens Kantenfilterbrillen. "In der heutigen Zeit sind Sonnenbrillen sehr wichtig. Man darf auf keinen Fall direkt in die Sonne schauen", sagt der Optikermeister und rät sogar, zusätzlich noch eine Schirmmütze zu tragen. Und auch bei Sonnenbrillen seien der Blauschutz und ein Lichtschutzfaktor sehr wichtig.

Senioren rät er zudem, zu Hause mehr Licht einzusetzen oder sich eine Tageslichtlampe zu kaufen. "Und sollte der Fernsehapparat kaputt gehen, dann gleich einen größeren kaufen, als man gerade braucht", empfiehlt Maertens. Seine Mutter sei am Anfang gegen das große Gerät gewesen, sei jetzt aber froh, ein solches zu haben, da sie immer noch problemlos die Schrift lesen kann.

"Immer mehr Senioren nutzen einen Computer, deshalb sollten sie überlegen, ob sie sich eine Zweizonenbrille, also eine Computerbrille, besorgen", meint der Optiker. Denn diese sorgt für eine ergonomische Haltung vor dem PC und verhindert entsprechende Verspannungen.


Verschiedene Brillenarten

Lesebrillen
Um einen Text im Abstand von 35 Zentimetern lesen zu können, brauchen normalsichtige Menschen im Alter von cirka 45 Jahren eine Lesebrille mit etwa +0,75 Dioptrien. Die Fähigkeit des Auges, sich auf den Nahbereich einzustellen, lässt jedoch im Laufe des Lebens weiter nach, so dass man etwa im Alter von 55 bis 60 Jahre mit +2,25 Dioptrien rechnen muss, über 60 Jahre: Lesebrille mit mehr als +3,0 Dioptrien.

Bifokal-Brillen Durch sie lässt sich das lästige Wechseln der Brillen für den Nah- und für den Fernbereich vermeiden. Sie sind im oberen Glasbereich auf die Fernsicht eingestellt und im unteren Glasbereich beim Lesen auf die Nahsicht. Eine sichtbare Kante trennt die beiden Bereiche.

Gleitsichtbrillen Hier ist das Glas so geschliffen, dass die beiden Zonen für die Ferne und die Nähe allmählich ineinander übergehen.

Bildschirmarbeitsbrille Es handelt sich um eine speziell für die Arbeit am PC konzipierte Brille, die ein optimales, beschwerdefreies Sehen am Computer-Arbeitsplatz ermöglicht. Es ist eine Zweizonenbrille, bei der man im unteren Bereich beispielsweise Dinge bis 40 Zentimeter besser sieht und im oberen Bereich bis zu 70 Zentimeter.

Kantenfilterbrillen Sie absorbieren unerwünschte Teile des Lichts. Kontraste werden verstärkt und Blendwirkungen reduziert. Breite und abgedunkelte Ränder verhindern störendes Streu- bzw. Seitenlicht Hell-Dunkel-Kanten an Treppenaufgängen oder Markierungen werden vom Brillenträger so besser erkannt.