Das neue Restwasserkraftwerk am Main-Donau-Kanal bei Neuses an der Regnitz hat sein Herzstück bekommen: eine übergroße, 20 Tonnen schwere Wasserkraftschnecke.
Technik und Umweltschutz passen wohl doch zusammen: In Neuses zumindest wurde jetzt eine 20 Tonnen schwere Wasserkraftschnecke in den Rhein-Main-Donau-Kanal gesetzt. Das riesige blaue Bauteil mit 18 Metern Länge ist das Herzstück eines Restwasserkraftwerks, das ab Dezember in den Probebetrieb gehen soll.
Rund 1,2 Millionen Euro werden hierfür investiert. Jan Kiver von der Rhein-Main-Donau-AG erläutert: "Die Anlage in Neuses hat eine Ausbauleistung von 130 Kilowatt. Bei einem Betrieb von rund 8760 Stunden im Jahr erzeugt sie Strom für etwa 350 Haushalte oder fast 720 Menschen. Rein rechnerisch können also gut elf Prozent aller Bürger der Marktgemeinde Eggolsheim mit der Jahreproduktion aus der Wasserkraftschnecke ökologisch und sicher mit Strom versorgt werden."
Restwasserabgaben in die Regnitz
Doch zuvor musste eine wahre Präszisionsarbeit hingelegt werden, um die
fischfreundliche Wasserschnecke zu installieren. Zwei Tage war sie auf einem Tieflader von Ungarn bis nach Oberfranken unterwegs. Am Mittwochmorgen dann hievten zwei Kräne die Stahlschnecke in die schräge Verankerungsposition des Kraftwerks an der Wehranlage Neuses, mit dem Restwasserabgaben in die Regnitz genutzt werden.
Um kurz nach 9 Uhr startete die Aktion. Die Arbeiter vor Ort machten einen tollen Job und keine zwei Stunden später war alles - wie geplant - an Ort und Stelle. Doch warum wird eine Wasserkraftschnecke zur Stromerzeugung verwendet? Kiver erklärt: "Damit können die zusätzlichen Wassermengen sinnvoll zur Stromproduktion genutzt werden.
Der Wasserauslauf aus der Kraftschnecke wird nach ökologischen Vorgaben der Fischerei so gestaltet, dass die Tiere bestmöglich geschützt werden."
Doch im Gegensatz zu Wind- oder Solarenergie wird Wasserkraft mit ihren hohen ökologischen Standards so gut wie nicht gefördert. "Derartige Stromerzeugung rechnet sich nur dank ihrer langen Laufzeiten", fügt Kiver an. So gebe es Anlagen im Main, die fast schon 100 Jahre in Betrieb sind - und dabei so gut wie keine Wartung benötigen.
Im Frühjahr soll der Probebetrieb des Kleinwasserkraftwerks abgeschlossen sein. Dann fließt der umweltfreundliche Strom und die Fischwelt kann weiter ungestört und ungefährdet durchs Wasser schwimmen.