Ab 1. Januar greift der Regelsatz von 8,50 Euro je Stunde. In Forchheim dürfte die Zahl der 17 Taxis und 50 Fahrer nicht zu halten sein. Unternehmer können sich lange Standzeiten nicht leisten. Auf die Kunden kommen Wartezeiten zu.
Noch stehen in der Mittagszeit sieben bis acht Taxen am Forchheimer Bahnhof und warten auf Fahrgäste. Dieses Bild wird bald schon der Vergangenheit angehören. Kunden können sich auf längere Wartezeiten einstellen. Der Grund: Am 1. Januar 2015 kommt der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro und die Taxi-Unternehmer sparen sich dann lange Standzeiten ihrer Fahrer.
Joachim Schertel von der Taxi-Vereinigung Forchheim erklärt: "Derzeit verdienen Fahrer etwa 6,50 Euro in der Stunde. Mit dem Mindestlohn wird wohl die Zahl der Aushilfsfahrer abnehmen." Die Folge würde sein: längere Wartezeiten, weil nicht mehr so viele Taxen vorgehalten werden würden.
17 Autos mit rund 50 Fahrern sind in der Taxi-Vereinigung Forchheim zusammengeschlossen. Höhere Fahrtarife für die Kunden soll es aber zunächst nicht geben. Schertel sagt: "Wir sehen uns zunächst an, wie sich der Mindestlohn für uns auswirkt."
Das erste Halbjahr entscheidet Im ersten Halbjahr 2015 wollen die Forchheimer Unternehmer dann entscheiden, ob sie die Gebühren für Taxifahrten erhöhen werden und dies beim Landratsamt beantragen. Zur Zeit kostet der Kilometer 1,50 Euro und die Grundgebühr liegt bei 2,70 Euro. In Bamberg und Erlangen ist ebenfalls noch nicht klar, ob dort die Taxi-Gebühren steigen sollen. Nürnberg dagegen wird auf jeden Fall ab Januar teurer.
Thomas Stolz hat schon reagiert. Seit fünf Jahren ist er Taxi-Unternehmer in Forchheim, hatte bis vor kurzem zwei Fahrzeuge samt Fahrer. Doch nun ist er ein Ein-Mann-Betrieb. Er begründet dies: "Es ist einfach durch den kommenden Mindestlohn nicht mehr machbar. Ich habe durch die höheren Löhne 30 Prozent mehr Kosten."
Er kalkuliert, dass ein Taxi pro Tag in Forchheim rund 150 Euro Umsatz macht und zwischen 4000 und 5000 Kilometer im Monat zurücklegt. "Dadurch komme ich auf eine Bruttomarge von etwa 30 Cent pro Kilometer - vor Abzug der Steuern", fügt Stolz an. Tendenz fallend. Der Betrieb eines zweiten Autos samt Aushilfsfahrern lohne sich ab Januar nicht mehr.
"Starre Auflagen" Er sieht nur eine Lösung: Die Politik solle endlich die starren gesetzlichen Auflagen für das Taxigewerbe entzerren. "Nur so haben wir auch eine Chance", erklärt der Taxi-Fahrer, der am Tag etwa zehn Stunden hinter dem Steuer sitzt. Bundesweit drohen dem Gewerbe harte Einschnitte. Bis zu 70 000 Fahrer könnten infolge des Mindestlohns ihren Job verlieren, weil die Taxi-Unternehmen die höheren Lohnkosten nicht tragen können. Das wäre etwa ein Drittel aller Mitarbeiter in Deutschland. Und am Forchheimer Bahnhof wird daher das Winken nach einem freien Taxi bald nicht mehr so einfach sein.
Hintergrund: Was ist Mindestlohn? Ein Mindestlohn ist ein in der Höhe festgelegtes kleinstes rechtlich zulässiges Arbeitsentgelt. Ab 1894 etwa vergab die Stadt Amsterdam öffentliche Aufträge nur noch an Unternehmen, die ihre Beschäftigten nicht unter einem Mindestlohn bezahlten.
Heute existieren in 21 der 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union Gesetze, die einen Mindestlohn regeln. In Luxemburg liegt der Satz bei 11,10 Euro, in Frankreich bei 9,11 Euro und in Großbritannien bei umgerechnet 7,43 Euro. In den USA gilt eine nationale Regelung von 7,25 US-Dollar (5,72 Euro), wobei jeder Bundesstaat einen anderen Satz festlegen kann, der aber nicht niedriger sein darf.
Ab 1. Januar 2015 wird auch Deutschland eine Mindestlohn-Regelung besitzen. Befürworter dieser Regelung sehen darin einen notwendigen Bestandteil von angemessenem Arbeitsentgelt im Zusammenhang mit der Menschenwürde. Gegner befürchten, dass sich Mindestlöhne negativ auf die wirtschaftliche Lage auswirken und einen Arbeitsplatzabbau zur Folge haben werden.
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung warnte bereits 2006: "Anders als in der Diskussion teils suggeriert dürfte ein gesetzlicher Mindestlohn in Deutschland durchaus negative Beschäftigungseffekte nach sich ziehen. Dies gilt umso mehr angesichts der gegenwärtig diskutierten Höhe eines gesetzlichen Mindestlohns von 7,50 Euro und mehr."
.... in Forchheim heim auf´s nächste Dorf statt für 14 für 21 EUR zu fahren?
Sind Sie bereit für das Pfund Spargel statt 8 dann 12 EUR zu zahlen?
Das Angebot regelt die Nachfrage. Die Reaktion des Taxiunternehmers ist demzufolge logisch.
Und statt Spargel aus Franken gibt´s halt den aus dem preiswerteren Ausland, ohne oder mit entsprechend wenig Mindestlohn (z.B. Rumänien mit 91 Cent die Stunde)
wer will den schon für 6,50 € arbeiten? Da wird doch nur die Not von Leuten zusätzlich ausgenutzt. Schämt euch!!!