Vereinsvorstände plagen sich bei Festen mit vielen und strengen Auflagen sowie hohen Kosten herum. Stirbt das Brauchtum im Landkreis Forchheim aus?
"Uns wird vorgeworfen, dass es uns nur ums Trinken geht und wir verdienen wollen. Aber das stimmt nicht. Wir Vereine wollen die Kultur pflegen", sagt Marcel Lampret, Vorstandsvorsitzender des Vereins "Walkersbrunner Buam". Das bestätigt auch Manuel Hötzelein, Vereinsvorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr Oberehrenbach: "Es soll das Kulturerbe gefördert werden. Doch wir tun uns schwer, denn für alles sollen wir zahlen."
Jetzt beginnt wieder die Zeit, in der Kirchweihen und Vereinsfeste ausgetragen werden. "Wir investieren viel Zeit und Geld für die Feste, doch es gibt mittlerweile so viele Auflagen zu beachten", meint Andreas Potzner, Vorsitzender des Sportvereins Mittelehrenbach. Und Christian Kern, Vorsitzender im "Club 72 Oberehrenbach", nickt zustimmend: "Ja, eigentlich müssten wir neben unserem normalen Job auch noch Jura studieren, eine Ausbildung zur Verwaltungskraft und zum Finanzbeamten haben, und Lebensmitteltechniker sollten wir auch noch sein, um alles richtig zu machen. Und in der restlichen Zeit organisieren wir dann das Fest."
15 Sicherheitsleute erforderlich
Roland Eder, Vorsitzender der "Burschenschaft Dachstadt", erzählt, dass es in seinem Verein 20 aktive Mitglieder gibt. Wenn er ein Fest mit voraussichtlich 500 Besuchern plane, brauche er laut Vorschrift 15 Sicherheitsleute, also drei Personen je 100 Besucher. Ob tatsächlich 500 Gäste kommen, sei bei der Planung allerdings noch unklar.
Manuel Hötzelein ergänzt, dass man ja eine Sicherheitsfirma beauftragen könne, doch das koste viel Geld. Er erzählt, dass sein Verein das 125. Jubiläum feierte. Es wurde eine Festchronik erstellt, Spenden gesammelt und es gab vier Tage lang Festbetrieb. "Wir haben alle unentgeltlich mitgeholfen, aber es blieben nur 2000 Euro Gewinn. Und die mussten wir am Ende noch versteuern", berichtet Hötzelein. Er schlägt vor, dass Feste, die nur alle 25 Jahre gefeiert werden, doch steuerfrei sein könnten.
Das eigene Verhalten
Roland Eder weiß, dass man an viel denken müsse. Beispielsweise, wenn der Verein eine Hüpfburg aufstellen will, muss eine Versicherung abgeschlossen werden. Andreas Potzner fragt sich, ob denn keiner mehr für sein eigenes Verhalten verantwortlich sei: "Als Veranstalter bist du der Depp, denn du bist für alles verantwortlich. Du musst dich dreifach absichern und das kostet viel Geld."
Roland Eder ist für Jugendschutz, aber nicht in der Strenge: "Eine gewisse Verantwortung sollte bei einem selbst und bei den Eltern liegen." Er erinnert sich an seine Jugend: Da mussten er und seine Kumpels den Eltern sagen, wo sie hingehen. Und wenn was schief lief, wurde man von den Eltern bestraft.
Wegen der strengen Regelungen und Auflagen wolle auch niemand mehr Mitglied im Vorstand werden, denn man könne eigentlich nur Fehler machen. "Dadurch ist das Vereinsleben vom Aussterben bedroht und am Dorf wird dann für die Jugend nichts mehr geboten", meint Eder.
Effeltricher Burschen
Philip Kupfer vom "Burschenverein Zufriedenheit Effeltrich" sieht darin ein gesellschaftliches Problem, denn auch an Kindergarten und Schule werde immer mehr Verantwortung abgegeben. Er selbst übernahm - wie seine Kollegen auch - den Vereinsvorsitz, weil sich niemand anderes fand und er will, dass es mit dem Verein und der Brauchtumspflege weitergeht. Er hat ein mulmiges Gefühl vor Veranstaltungen, denn alles soll funktionieren. Es reiche nicht nur, dass eine Veranstaltung angemeldet werde, die Vorschriften für Jugendschutz und Ausschank seien sehr umfangreich. Beispielsweise müsse an jedem Ausschank und am Einlass das Jugendschutzgesetz aushängen und dies müsse während des Festbetriebs überprüft werden.
Vorschriften über Aushänge
Es gibt Vorschriften über Aushänge von Inhaltsstoffen der Lebensmittel, Spuckschutz, Lebensmittelkühlung oder Handwaschbecken fürs Personal. "Ja, und dann musst du noch Gema-Gebühren bezahlen und es gibt die Künstlersozialabgabe. Und bei den Bands hoffst du dann, dass nicht nur Kosten entstehen, sondern das Zelt voll wird", schimpft Christian Kern. Er ärgert sich, dass der Verein sogar für Freibier an die ehrenamtlichen Helfer Umsatzsteuer zahlen muss.
René Lampret wirft ein, dass vielleicht das Zelt voll wird, aber ein einzelner Nachbar sich dann über den Lärm beschweren kann. Manuel Hötzelein erklärt, dass Vereine ja etwas für die Allgemeinheit und damit für die Gemeinde tun. Ehrenamt sei wichtig für die Gesellschaft. Und Christian Kern ergänzt: "Dann sollte das Ehrenamt aber auch gefördert werden. Denn wenn man es so einschränkt, mag bald keiner mehr. Und dann stirbt auch das kulturelle Leben am Dorf aus."