Uwe Kirschstein will Forchheims OB werden

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Als OB-Kandidat der SPD will Uwe Kirschstein nicht nur beim Bogenschießen, sondern auch bei den Bürgern einen Treffer landen. Alle Fotos: Barbara Herbst
Als OB-Kandidat der SPD will Uwe Kirschstein nicht nur beim Bogenschießen, sondern auch bei den Bürgern einen Treffer landen. Alle Fotos: Barbara Herbst
 
 
 
 
 
 
 

Uwe Kirschstein ist Bogenschütze, Diplom-Informatiker und Neu-Forchheimer. Und er will am 16. März Oberbürgermeister der Stadt werden. Wir stellen Ihnen den Kandidaten der Forchheimer SPD vor.

Der Daumen liegt unter dem Kinn, drei Finger spannen die Sehne, bis sie Uwe Kirschsteins Nasenspitze berührt. Als das gelbe Zentrum der Zielscheibe - das Gold - im Fadenkreuz liegt, lässt er los. Der Pfeil saust durch die Luft.

Uwe Kirschstein ist 37 Jahre alt, lebt seit vier Jahren in Forchheim und arbeitet als Produkt-Risikomanager bei Siemens in Erlangen. Das heißt, er ist als Diplom-Informatiker an der Entwicklung eines fahrbaren Röntgen-Systems beteiligt und versucht, die Geräte möglichst sicher zu gestalten, sodass später keine Haftungsfälle eintreten. Seinen Ausgleich findet er als Bogenschütze bei der HSG Forchheim.

Kirschstein stammt ursprünglich aus Simmern im Hunsrück. Bereits mit 16 Jahren trat er in die SPD ein - und das, obwohl seine Familie nicht parteipolitisch geprägt ist, wie er betont. "Das habe ich meiner Sozialkundelehrerin zu verdanken.

Sie hat sich einmal pro Woche eine Stunde Zeit genommen, um mit uns über aktuelle Politik zu sprechen, wir haben Zeitung gelesen und diskutiert", erinnert sich der 37-Jährige. "Daraufhin sind zwölf Klassenkameraden verschiedenen Parteien beigetreten. Und ich eben der SPD."

Medizin zu unkreativ
Nach dem Abitur war Kirschstein unschlüssig, ob er sich für ein Medizin- oder ein Informatik-Studium einschreiben sollte. Den Ausschlag gab sein Zivildienst im OP in einem Karlsruher Krankenhaus: "Danach wollte ich nicht mehr Medizin studieren, die Arbeit war mir einfach zu unkreativ."

An der Technischen Universität München studierte Kirschstein also Informatik und theoretische Medizin.

Nach seiner Diplomarbeit am Stuttgarter Fraunhofer-Institut verschlug es Kirschstein unter anderem an die Uni nach Oldenburg, später wechselte er an die Uni Erlangen und kam 2007 als Leiharbeiter zu Siemens nach Forchheim. In dieser Zeit lebte er in Nürnberg.

Einmal wurde ihm ein Job bei einer Rüstungsfirma angeboten, erzählt der OB-Kandidat: "Aber ich wollte nichts programmieren, was automatisch Raketen abfeuert, wenn ein feindliches U-Boot erkannt wird." Stattdessen erarbeitete der 37-Jährige für seine Promotion eine Art Navigationsgerät für die Halswirbelchirurgie, wobei ein dreidimensionales Röntgenbild als Karte dient.

Forchheim für Lebensqualität
2010 erhielt Kirschstein dann eine Festanstellung bei Siemens in Erlangen, 2011 zog er nach Forchheim.

"Ich habe ja zunächst in Nürnberg gewohnt, aber ich wollte dann einfach mehr Lebens- und Wohnqualität haben", erklärt der Informatiker, "einfach eine ruhigere Umgebung mit mehr Grün. Deshalb habe ich mir in Buckenhofen eine Eigentumswohnung gekauft. Nach den beruflichen Umzügen habe ich mich hier endlich angekommen gefühlt."

Auch politisch hat Kirschstein in Forchheim eine Heimat gefunden. "In Murr in der Nähe von Stuttgart habe ich mal für den Gemeinderat kandidiert, allerdings ohne größere Ambitionen", erzählt der 37-Jährige. In Oldenburg einige Zeit später wollte sich Kirschstein in den Stadtrat wählen lassen, er stand auf einem aussichtsreichen Listenplatz. Doch am Ende hat es nicht gereicht.

Schon als er noch in Nürnberg wohnte, fand der Siemensianer Anschluss bei der Forchheimer SPD. "Da hat einfach die Chemie gestimmt.

Ich habe hier tatsächlich Freunde über die SPD gefunden, so etwas motiviert natürlich, zu den Sitzungen zu gehen." Noch mit Nürnberger Adresse wurde Kirschstein zum stellvertretenden Ortsvorsitzenden der Forchheimer SPD gewählt.

Gewagter Schritt
Aber ist der Schritt, als Neu-Forchheimer gleich den OB-Sessel anzustreben, nicht etwas gewagt? Uwe Kirschstein lacht. "Wenn ich mir einfach so im Grünen meinen politischen Werdegang ausdenken könnte, dann hätte ich mich mit einem Stadtratsmandat um den OB-Posten beworben. Aber bei einer Wahl braucht man halt auch eine Auswahl, und Christa Gerdes stand für die SPD nicht mehr zur Wahl. Da brauchten wir eben eine andere Option."

Uwe Kirschstein kandidiert als Bürgermeister für Forchheim by Infranken.de

So entschloss sich Kirschstein nach einigem Überlegen dazu, ins kalte Wasser zu springen.

"Ich denke, dass ich als Oberbürgermeister vieles, was ich in meinem Beruf mache, einbringen könnte", sagt er, "ich muss mir meine Handlungen gut überlegen und bereits im Vorhinein mögliche Folgen abschätzen und Risiken abwägen."

Ob es dafür von Vor- oder Nachteil ist, dass der Informatiker hier im Vergleich zu seinen Konkurrenten noch recht unbekannt ist, vermag er nicht zu sagen. "Bei den Haustürgesprächen, die ich mit vielen Forchheimern geführt habe, habe ich gemerkt, dass bei vielen ein Wunsch nach Veränderung da ist, dass Franz Stumpf einfach schon zu lange OB ist." Vielleicht kommt da ein Kandidat, der über den Forchheimer Tellerrand hinausblickt, gerade recht.

Genauso gut sei es aber möglich, dass ihm Wähler ihre Stimme verweigern, weil er zu ortsfremd sei, räumt der SPD-Bewerber ein.

Persönlicher Kontakt ist wichtig
Da trifft es sich eigentlich gut, dass Kirschstein im Wahlkampf hauptsächlich auf den persönlichen Kontakt zum Wähler setzt. "Ich bin nicht der Marktschreier, der sich in die Fußgängerzone stellt. Ich will mit den Bürgern ins Gespräch kommen und wissen, wo der Schuh drückt", betont der Buckenhofener. "Das können Lärmschutz und Verkehr genauso sein wie Neubaugebiete oder ein ungünstig platzierter Altglascontainer. Ich will einfach ein Ansprechpartner für alle sein - gerne auch beim Einkaufen im Supermarkt oder spät abends."

Deshalb hat Kirschstein auch seine private Handynummer auf einen Wahlflyer drucken lassen.

Bereut hat er das bisher nicht: "So viele Anrufe bekomme ich bisher nicht. Ich denke, die Hemmschwelle der Leute ist noch recht hoch. Aber das kann sich in Zukunft ja noch ändern."

Politische Ziele
Ändern will Kirschstein auch in der Stadt einiges. Drei große Ziele hat sich der OB-Anwärter gesteckt: Er will die Kulturförderung in Forchheim vorantreiben und eine Stadthalle bauen, die für Theatervorstellungen oder Konzerte genutzt werden kann. "Ich stelle mir eine teilbare Mehrzweckhalle vor, die sich möglichst gut auf den aktuellen Bedarf anpassen lässt", erklärt der 37-Jährige. Für das Catering kann er sich eine Kooperation mit einem Hotel vorstellen, auch Tagungen und Kongresse großer Firmen sollen möglich sein.

 


Außerdem will Uwe Kirschstein bezahlbaren Wohnraum in der Stadt schaffen: "Neubauprojekte wie am alten Hallenbadgelände sollen zwar Familien anlocken, sind aber für Familien nicht finanzierbar. Bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWS stehen 400 Menschen auf der Warteliste. Gleichzeitig gilt Forchheim bei Gewerbetreibenden als unbürokratisch wenn es darum geht, neue Gewerbeflächen auszuweisen. Das kann nicht sein."

Als OB würde sich der SPDler auch besonders für die Bildung einsetzen wollen. "Wir müssen uns um die Schulen kümmern. Vor allem der Neubau der Kersbacher Schule läuft viel zu träge an", betont Kirschstein.

Dass sein Hobby, das Bogenschießen, auch nach der Wahl nicht zu kurz kommen wird, davon ist Kirschstein überzeugt. "Ich muss und werde mir da einfach die Zeit nehmen, weiterzumachen. Wenn ich mich aufs Schießen konzentriere, kann ich abschalten und daraus auch neue Kraft schöpfen."
Kirschsteins Pfeil trifft mitten ins Gold. Zehn Punkte. Wie viele es bei der OB-Wahl für den SPD-Kandidaten werden, wird sich am 16. März zeigen.