Unter der Erde hat Forchheim Geheimnisse

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Vor einem Jahr sicherte ein ganzes Team um Grabungsleiter Bernd Ernst die kleinen Tonscherben in der Forchheimer Altstadt. Foto: Josef Hofbauer
Vor einem Jahr sicherte ein ganzes Team um Grabungsleiter Bernd Ernst die kleinen Tonscherben in der Forchheimer Altstadt.   Foto: Josef Hofbauer
Dort haben die Archäologen gebuddelt.
Dort haben die Archäologen gebuddelt.
 

Auf dem Gelände des ehemaligen Redemtoristenklosters St. Anton haben Archäologen Schicht für Schicht Spuren der Vergangenheit freigelegt. Bei den "Altstadtfreunden" haben sie nun ihre ersten Ergebnisse vorgetragen.

Die Forchheimer "Altstadtfreunde" hatten ein weiteres Mal zu ihrer Vortragsreihe "Forchheimer Hausgeschichten" geladen. Dieses Mal aber nicht wie sonst üblich in den Keller der Kaiserpfalz, sondern in den großen Rathaussaal.

Das große Interesses am Bericht über die "Ergebnisse der Ausgrabung im Klosters von Forchheim" erwies sich als begründet. Bernhard Ernst, der im Namen der Ingolstädter Grabungsfirma "Pro Arch" auf dem Gelände des ehemaligen Redemtoristenklosters St. Anton von
September 2013 bis Ende April 2014 die archäologischen Grabungen geleitet hatte, führte mit einer groben Schilderung der Geschichte der Stadt Forchheim - besonders im Bereich des Klosters - in das Thema ein.

Schwere Überschwemmungen
Im Weiteren erklärte er mithilfe vieler Fotos und Skizzen die Entdeckungen der Archäologen. Auf Grundlage der Befunde und auch Funde kann demnach schon jetzt bewiesen werden, dass Forchheim bereits im 7. und 8. Jahrhundert eine wichtige und attraktive Handelssiedlung entlang der damals noch anders fließenden Wiesent gewesen war.

Trotzdem soll sich zur weiteren wissenschaftlichen Auswertung und Erhärtung noch ein neues Forschungsprojekt in etwa zwei Jahren anschließen, an dem sich unter anderem die Universität Bamberg sowie die Stiftung Oberfranken beteiligen wollen.

Der alte Fluss muss zwischen
dem heutigen und der westlichen Grabungsgrenze an der Klosterstraße verlaufen sein. Auf dem Gelände selbst hat man auch einen alten Bachlauf gefunden, der von Osten nach Westen auf die Wiesent zugelaufen ist.
Nach Westen hin fällt alles deutlich zum Fluss hin ab, der besonders in der Zeit des 10. und 11. Jahrhunderts derartige Überschwemmungen verursacht hatte, dass die Menschen sich immer mehr nach Osten hin orientierten. An der südöstlichen Seite des Klosters hat man zwei Hirtenhäuser und ein "Wasenmeisterhaus" aus dem frühen Mittelalter nachweisen können. Ein Wasenmeister war der von der Gemeinde verpflichtete Abdecker.

Stätten bürgerlichen Lebens
Auf den vielen gezeigten Abbildungen sah man auch allerlei Funde aus slawischer Produktion, was für die Archäologen eine Überraschung darstellte und folgende Fragen aufwarf: Handelte es sich dabei um Gegenstände aus eigenständig von den Slawen gegründeten Siedlungen in diesem Bereich? Oder blühten in früher Zeit mit Duldung der Franken Kontakte und Handel
an der Ostgrenze des Frankenreichs?

Aus dem 14. Jahrhundert stammen die Reste des so genannten Schottenhofs und ein dem damaligen Bischof gehörendes Glockengießerhaus. All dies lässt verstehen, dass die Fachleute an dieser Grabungsstelle vor der Gründung eines Klosters von einer Stätte bürgerlichen Lebens ausgehen.

Zwei so interessante wie gruselige Entdeckungen haben die Archäologen auch noch gemacht: Skelette in eher improvisierten Gräbern. Auch der mittelalterliche Forchheimer Friedhof lag weit entfernt und erst das Heranziehen von Anthropologen konnte etwas Klarheit bringen.

Vielfältige Verletzungen
Einmal handelt es sich wohl um einen - nach seinen vielfältigen Verletzungen zu urteilen - verunglückten bischöflichen Reitknecht, der aus unbekannten Gründen dort heimlich bestattet werden musste.

In einem zweiten und dabei viel zu kleinen Grab vermutet man einen 14 - bis 16-jährigen behinderten Jungen. Mehr oder weniger hockend und mit verschränkten Armen hat man ihn, der in der alten Zeit sein Leben lang versteckt und nicht gut ernährt worden sein muss, hier bestattet.

Alles in Allem zeigen die Grabungen im Klosterareal, wie gut die Ansiedlungsbedingungen dieses Platzes für die Menschen schon sehr früh waren.