Überstunden sind die Ausnahme

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Eine Mitarbeiterin zieht ihre Karte durch die elektronische Zeiterfassung. In kleinen Firmen ersetzt Vertrauen die Stechuhr. Foto: Josef Hofbauer
Eine Mitarbeiterin zieht ihre Karte durch die elektronische Zeiterfassung. In kleinen Firmen ersetzt Vertrauen die Stechuhr. Foto: Josef Hofbauer

Abfeiern oder Gleiten - von uns befragte Unternehmen in der Region gehen ganz unterschiedlich mit vorübergehender Mehrarbeit um. Viele Mitarbeiter müssen aber zeitlich flexibel sein.

Fast überall wo gearbeitet wird, lässt sich eines nicht immer vermeiden: Überstunden. "Wir arbeiten in zwei bis drei Schichten, da gibt es keine Überstunden", sagt Jörg Schwartlo, Leiter des Personalbüros bei der Firma Waasner. Grundsätzlich versucht die Firma Überstunden zu vermeiden, denn diese kosten auch Geld. Aber um Spitzenzeiten zu bedienen, sind in der Firma, je wie es die Produktion erfordert, alle Modelle, die Sinn machen, vorhanden.

Die Angestellten und Mitarbeiter verschiedener Produktionsbereiche beispielsweise haben Gleitzeit, die dann durch Freistellung wieder abgebaut wird. Beim Schichtbetrieb kann das auch mal eine Extraschicht bedeuten. Die Mehrstunden werden dann entweder extra ausbezahlt oder aufs Gleitzeitkonto gebucht. "Überstunden sind nicht die Regel", betont Schwartlo.


"Es geht nicht anders, wir sind zu 120 Prozent ausgebucht", sagt Christine Meier von der Firma Kestler Heizungsbau in Forchheim. Mit Zeitarbeitern habe man eher negative Erfahrungen gemacht, also arbeiten die eigenen Mitarbeiter länger. Sie haben eine hohe Bereitschaft, Überstunden zu leisten, denn da viele Kunden nur samstags Zeit haben, fällt so mancher Auftrag in der Hochsaison, die ab Oktober beginnt, eben auch auf diese Tage.

In der Regel werden die Überstunden dann abgefeiert. Eine Stechuhr gibt es in der Firma nicht. Das Ganze funktioniert auf Vertrauensbasis. Die Mitarbeiter - drei Monteure, zwei Lehrlinge und zwei Halbtagsangestellte im Büro - schreiben ihre Stunden einfach auf. Die Regelarbeitszeit ist von halb acht bis nachmittags um vier Uhr.
Auch auf Vertrauensbasis arbeiten die 14 Monteure der Firma Holzbau, Dachdeckerei und Flaschnerei Thomas Schuster. "Sie laufen nicht anonym ein, wir sehen uns am Morgen und verabschieden uns am Abend", erklärt Thomas Schuster den Unterschied zu großen Firmen. Die Arbeitszeit wird auf einer Stundenkarte eingetragen, durch die Kunden dokumentiert.

Allerdings gibt es bei ihm keine Überstunden. Die lehnt er ab. "Die Mitarbeiter bringen ihre Leistung tagsüber ein. Sie engagieren sich, bringen sich ein und sind bei ihrer Arbeit Wind und Wetter ausgesetzt. Für sie ist das Wochenende genauso wichtig wie für mich", sagt Thomas Schuster. Seine Planung setzt er dann so, dass es ohne Überstunden funktioniert.

Erst kommt das Dach ...

Aber die Firma aus Ebermannstadt arbeitet im Dachbereich und wirft nicht um 16 Uhr das Werkzeug aus der Hand. "Das Dach wird zugemacht", sagt Schuster. Dass dann schon die eine oder andere Stunde drangehängt wird, versteht sich von selbst, auch eine Samstagsarbeit, wenn es erforderlich ist.

Doch das seien die großen Ausnahmen. Ein ganzer Tag oder gleich mehrere Tage kämen nie als Überstunden zusammen. Die eine oder andere Stunde, die ausnahmsweise entstehen, wird dann einfach ausgeglichen. Ist bei Schlechtwetter weniger zu tun, gehen die Mitarbeiter einfach eine oder zwei Stunden früher nach Hause.
Ein verlängertes Wochenende beispielsweise bringt den Mitarbeitern der Firma Vierling aus Ebermannstadt die Gleitzeit, Rahmen und Konto in der Betriebsvereinbarung geregelt. Jeder hat damit die Möglichkeit, Stunden auf- und abzubauen, wobei der Abbau schwieriger als der Aufbau ist, wie Martin Vierling sagt. Die Gleitzeit wird gut angenommen. Aber um Spitzenzeiten meistern zu können, hat die Firma ein breites Spektrum und setzt auch Leiharbeiter oder Befristete ein.

Die Frage nach Überstunden und dem Umgang damit stellt sich überhaupt nicht, wenn man im Grunde keine Arbeitszeit hat. Ein "Dienstauftrag" ist es, was die Pfarrer und Pfarrerinnen der Kirche haben. "Die Idee, mit Stunden zu arbeiten, kam erst mit den halben Pfarrstellen auf", sagt der evangelische Pfarrer Stefan Berner aus Ebermannstadt. Diese halben Stellen wurden dann zeitlich auf 27 bis 35 Stunden gesetzt, Fahrzeiten nicht inbegriffen. Und der freie Tag wurde eingeführt. Durch das da sein "rund um die Uhr", haben die Pfarrer mehr Urlaubstage als ein normaler Angestellter. Doch es ist schon schwer, diese regulären Urlaubstage unterzubringen. "Diese Tage müssen vertreten werden", sagt Pfarrer Berner. Doch als evangelischer Pfarrer hat man die Schulpflicht, muss also Religionsunterricht geben und an den schulfreien Wochen an Weihnachten, Ostern und Pfingsten sind die höchsten und wichtigsten kirchlichen Feiertage. Pfarrer, die Kinder haben, können aber nur in den Ferien Urlaub nehmen. Dann wird das mit den Urlaubstagen schon schwierig.

Freiräume für die Familie

Auch beim freien Tag sieht es nicht viel anders aus. Die meisten Pfarrer nehmen montags den freien Tag, Stefan Berner, Vater von vier schulpflichtigen Kindern, hat seinen am Freitag. "Man muss für sich selbst eine gewisse Disziplin entwickeln", meint der evangelische Pfarrer. Sicher findet man immer etwas zu tun und läuft dann schon Gefahr, einfach weiter zu arbeiten. Auch wenn während der Arbeitswoche ein, zwei Stunden wenig los ist, sind diese nicht erholsam, da man gedanklich schon bei dem nächsten Arbeitsschritt ist oder gar mit Vorbereitungen beginnt. Sicher hat die Familie weder montags noch freitags frei. Aber: "Man muss einen eigenen Tag nehmen für die Gesundheit und muss auch Freiräume für die Familie schaffen"; meint Stefan Berner. Manchmal wäre aber eine geregelte Arbeitszeit nicht schlecht.