Die neue Theaterscheune "An der Lände" darf von den Schauspielern auch als Übernachtungsmöglichkeit genutzt werden.
Gleich zwei Mal mussten sich die Stadträte im Bauausschuss mit dieser Frage beschäftigten: Darf ein Gebäude in einem Industriegebiet auch als Wohnraum genutzt werden?
In einem Fall sagte der Ausschuss, ja. Der fränkische Theatersommer wird An der Lände eine dreigeschossige Theaterscheune bauen. Sie dient als Experimentierbühne (ohne Zuschauer), als Werkstätte und Schreinerei; als Lagerraum und Büro - und eben auch als "temporäre Unterbringungsmöglichkeit für Schauspieler."
Während die Stadträte einer Beherbergung in der Theaterscheune (bestehend aus zwei quadratischen, insgesamt elf Meter langen Gebäuden) zustimmten, lehnten sie den Bau einer Wohnung im Gewerbegebiet Pfaffensee ab.
Dort wollte sich die Effeltricher Malerfirma Langfritz ein 28 mal 18 Meter großes Gewerbegebäude hinstellen; aber nur unter der Bedingung, daneben auch ein dreigeschossiges Haus bauen zu können, das als Wohnung dient.
Eine Hausmeister-Wohnung das sei akzeptabel, meinte Gerhard Zedler, der Chef des Bauamtes. "Aber eine 200 Quadratmeter große Wohnung, um die ganze Familie unterzubringen, das ist gesetzlich in einem Gewerbegebiet nicht möglich."
Markus Schmidt (CSU) sah das kritisch: "Wie groß darf eine Hausmeisterwohnung denn sein? Wie viele Kinder darf ein Hausmeister haben? Ich finde an einem Kinderzimmer in einem Industriegebiet nichts Anstößiges." Doch Gerhard Zedler beharrte: "Es hat den Anschein, als würde hier ein günstiges Gewerbegrundstück genutzt, um ein Reihenhaus hinzustellen.
Die Lagerhalle scheint hier nur als Alibi zu dienen."
Auch Reinhold Otzelberger (SPD) und Philipp Blümlein (Junge Bürger) waren der Meinung: Die Relation zwischen Gewerbe und Wohnen passe in diesem Falle nicht. Und Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) urteilte: Hier werde weniger ein Gewerbe geplant; es wirke eher wie "ein Haus mit Garage".
Verdächtigungen
Die Firma Langfritz aus Effeltrich wird also nicht im Gewerbegebiet Pfaffensee arbeiten und wohnen können. Der Bauausschuss sprach sich mehrheitlich dagegen aus. Obwohl auch Martina Hebendanz (CSU) es "anmaßend" fand, Wohnungen nur für alleinstehende Hausmeister zu genehmigen.
Und Sebastian Körber (FDP) meinte: "Was sollen die Verdächtigungen? Wir können nicht beurteilen, ob jemand ein Kinderzimmer hat, wir dürfend nicht die Familienplanung einschränken."
An der Lände dagegen stimmte der Bauausschuss dem Wohnen für Schauspieler zu. Obwohl Holger Lehnard (CSU) befürchtete, dass sich auch hier ein "dauerhaftes Wohnen" etablieren könnte. Allerdings hat es der Bauausschuss am Montag eindeutig anders beschlossen: Weil die Schauspieler nach den Aufführungen zwischen 23 Und 2 Uhr nach Forchheim zurückkehrten, sollten sie die Gelegenheit haben, in der Theaterscheune zu übernachten. Für diese "temporäre Unterbringung" stehen sechs Gästezimmer zur Verfügung.
Wohnen und arbeiten - wo?
Für Heike Schade (FGL) stand nach der Debatte über das Wohnen in Gewerbegebieten fest: Es solle einmal grundsätzlich geklärt werden, an welchen Orten in Forchheim Wohnen und Arbeiten vereinbar seien.