Nach der Kommunalwahl ist vor der Sitzverteilung im Stadtrat und Kreistag. Und die erfolgt heuer erstmals nach dem Hare-Niemeyer-Verfahren. Bisher wurden die Sitze nach dem D'Hondtschen Verfahren vergeben. Wir haben uns erkundigt, was das in der Praxis bedeutet.
                           
          
           
   
          Wie viele Stimmen hat jede Partei oder jeder Kandidat erhalten? Diese Fragen zu beantworten, das ist noch der einfache Teil der Stimmenauszählung nach einer Kommunalwahl. Denn anschließend müssen die Stimmen in eine Anzahl von Sitzen im Stadtrat oder Kreistag umgewandelt werden. Und bei der Wahl am 16. März geschieht das zum ersten Mal nach dem Hare-Niemeyer-Verfahren. 
Bislang wurden die Sitze nach dem D'Hondtschen Verfahren vergeben - eine Methode, die nach dem belgischen Juristen Victor D'Hondt benannt ist und auf Bundesebene seit 1987 nicht mehr angewendet wird, da sie kleinere Parteien bei der Sitzvergabe benachteiligt. So können große Parteien zusätzliche Sitze einheimsen, während kleinere Parteien weniger Mandate bekommen, als ihnen zustehen würden. 
Die Auswirkungen der anderen Zählweise machen sich auch auf kommunaler Ebene bemerkbar. 
Dieter Walda, Leiter des Wahlamts im Forchheimer Rathaus, hat probehalber schon einmal ermittelt, wie sich das andere Umrechnungssystem im Stadtrat ausgewirkt hätte. "Die CSU käme nur auf 16 Sitze, also auf einen weniger, der Freie Bürgerblock würde dafür ein Mandat mehr bekommen", erklärt Walda. Damit wäre der FBF ebenso mit drei Stadträten im Gremium vertreten wie die Freien Wähler und die Jungen Bürger.
  
  CSU und SPD verlieren, FDP und Republikaner gewinnen  Auch der Kreistag würde sich anders zusammen setzen: "CSU und SPD hätten, wäre 2008 schon nach Hare-Niemeyer ausgewertet worden, je einen Sitz weniger", sagt Frithjof Dier, Kreiswahlleiter am Landratsamt. Dafür dürften sich FDP und Republikaner freuen: Ihnen stünde jeweils ein zweiter Sitz zu.
Diese Unterschiede ergeben sich aus der jeweiligen Berechnungsmethode. 
Beim Hare-Niemeyer-Verfahren wird die Anzahl der zu vergebenden Sitze mit Zahl der auf die Partei entfallenen Stimmen multipliziert. Dieser Wert wird dann durch die Gesamtstimmenzahl geteilt. Das Ergebnis vor dem Komma gibt an, wie viele Sitze die Partei mindestens erhält. Die restlichen zu vergebenden Sitze werden dann auf die Parteien verteilt, bei denen die höchsten Werte nach dem Komma stehen. 
Bei der D'Hondtschen Methode dagegen wird eine Tabelle angelegt: Jede Partei erhält eine Spalte, dort wird die Anzahl ihrer Stimmen eingetragen - erst geteilt durch eins, dann zwei, dann drei, usw. In absteigender Reihenfolge werden die Sitze dann an die Parteien vergeben - bei 40 Stadtratsmandaten wie in Forchheim erhalten also die Parteien einen Sitz für je eine der 40 höchsten Zahlen in der Tabelle. Eine recht komplizierte Methode, die unter Politikwissenschaftlern zudem umstritten ist. 
Welche Mehrheitsverschiebungen sich nach der geänderten Verteilungsmethode tatsächlich ergeben werden, wird sich zeigen. Nach dem 16. März. Dann kommt das Hare-Niemeyer-Verfahren im Landkreis Forchheim erstmals zur Anwendung.