Alphatecc Forchheim: Stehen jetzt Kündigungen bevor?

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Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) berät sich im Globus mit ehemaligen Mitarbeitern des Alphatecc. Fotos: Josef Hofbauer
Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) berät sich im Globus mit ehemaligen Mitarbeitern des Alphatecc.  Fotos: Josef Hofbauer
Slogans auf den Alphatecc-Jacken: "Schlechte Arbeitszeugnisse als Strafe", "Mit einem Bein in Hartz IV" oder "Zeigen Sie Menschlichkeit"
Slogans auf den Alphatecc-Jacken: "Schlechte Arbeitszeugnisse als Strafe", "Mit einem Bein in Hartz IV" oder "Zeigen Sie Menschlichkeit"
 

Mitarbeiter des Elektro-Fachmarktes Alphatecc appellieren in der "Trefferia" des Globus-Einkaufsmarktes an die Menschlichkeit der Konzernleitung.

Der Forchheimer Alphatecc Elektrofachmarkt ist seit Dezember geschlossen, aber die Mitarbeiter stehen noch immer auf der Gehaltsliste des Globus-Tochterunternehmens. "Wir leben noch. Und wir kämpfen um unsere Arbeitsplätze, zumindest aber um eine sozialverträgliche Lösung", unterstreicht die Betriebsratsvorsitzende, die ihren Namen nicht preisgeben will und lieber das Pseudonym "Rosa Luxemburg" verwendet.

"Wir wurden seit Jahren hingehalten", klagt die Gewerkschafterin. Bereits 2013 sei der Belegschaft mitgeteilt worden, dass Alphatecc keine Chance habe. Statt gemeinsam mit dem Betriebsrat ein Konzept auszuarbeiten, um mit den Umsatzzahlen wieder in die Gewinnzone zu kommen, seien die Marktleiter ausgetauscht worden.
2014, als Alphatecc eine Einkaufsgemeinschaft mit "Euronics" bildete, habe die Geschäftsleitung den Mitarbeitern erzählt, der Unternehmenszweig nähere sich der "schwarzen Null". "Das Gegenteil war der Fall", unterstreicht Rosa Luxemburg. Als der Betriebsrat auf der Betriebsversammlung Einsicht in die Umsatzzahlen verlangt habe, seien den Mitgliedern dieses Gremiums die gewünschten Unterlagen verweigert worden.

Schlimmer noch: Am 30. August 2016 wurden Mitarbeiter und Betriebsrat von der beabsichtigten Schließung in Kenntnis gesetzt. "Manche erfuhren davon über Facebook", empört sich die Betriebsratsvorsitzende. Sie kritisiert: "Wir wurden weder rechtzeitig, noch umfassend informiert." "Die machen's einfach", zitiert ihr Stellvertreter den gleich lautenden Werbeslogan des Unternehmens.

"Anstatt so schnell wie möglich über einen Interessensausgleich zu verhandeln und einen Sozialplan aufzustellen, sei erst einmal gar nichts passiert", rügt Verdi-Gewerkschaftssekretär Paul Lehmann. Er berichtet von drei Verhandlungsrunden, die es ab Oktober mit Vertretern des Unternehmens Alphatecc gegeben habe. Es gebe keine konkreten Ergebnisse, bedauert Diana Doriguzzi von der Marketing-Abteilung der Globus-Fachmärkte. Da keine Einigung erzielt worden sei, müsse die Einigungsstelle angerufen werden.


Taktiert Alphatecc-Führung?

In den Augen von Paul Lehmann reine Taktik. "Es ist davon auszugehen, dass der Arbeitgeber im ersten Termin mit der Einigungsstelle die Verhandlungen - bewusst geplant - für gescheitert erklären wird", mutmaßt die Betriebsratsvorsitzende. Dann könne das Unternehmen die Kündigungen an die verbliebenen 29 Mitarbeiter verschicken. "Und versuchen, einen billigen und sozial unverträglichen Sozialplan hinzubekommen", ergänzt Lehmann, der beteuert, dass die Vorstellungen von Betriebsrat und den Verhandlungspartnern des Unternehmens gar nicht so weit auseinander gelegen hätten.

"So bleibt uns nur, durch Aktionen auf unsere Situation aufmerksam zu machen", findet Rosa Luxemburg, die gestern in der Trefferia des Globus-Einkaufsmarktes im Alphatecc-Dress an die Menschlichkeit und das Verantwortungsbewusstsein des für sie zuständigen Erich Huwer, Geschäftsführer Globus-Baumärkte, appellierte. Die Mitarbeiter im Globus-Einkaufsmarkt unterzubringen habe das Unternehmen bislang kategorisch abgelehnt. "Weil wir angeblich nicht zu Globus gehören", informiert die Betriebsratsvorsitzende.