Stadtrat Ebermannstadt entscheidet über Vaterunser

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Auch die letzte Sitzung der Stadträte in der Legislaturperiode 2008 bis 2014 begann mit einem Vaterunser. Foto: Josef Hofbauer
Auch die letzte Sitzung der Stadträte in der Legislaturperiode 2008 bis 2014 begann mit einem Vaterunser. Foto: Josef Hofbauer

Die neue Legislaturperiode in Ebermannstadt beginnt mit einem ökumenischen Gottesdienst. Danach entscheidet das Gremium über die neue Geschäftsordnung, in der das Vaterunser weiterhin seinen angestammten Platz haben soll.

Vor der konstituierenden Sitzung des Stadtrats Ebermannstadt am Montag, 12. Mai, wird das traditionelle Gebet, das seit Jahrzehnten am Anfang jeder Sitzung steht, entfallen. Stattdessen laden der evangelische Pfarrer Stefan Berner und die katholische Pastoralreferentin Katharina Grill zu einer Andacht in die Marienkapelle ein. Beginn: 16.30 Uhr.

Bei den künftigen Sitzungen des Ebermannstadter Stadtparlaments in der neuen Legislaturperiode wird es wohl dabei bleiben, dass weiterhin vor den Sitzungen ein gemeinsames Vaterunser gebetet wird.

"Wir haben darauf bestanden", erklärt Sebastian Götz (MOG). In einer Vorbesprechung mit allen Stadträten habe sich eine überwältigende Mehrheit für die Beibehaltung des Gebets vor den Sitzungen ausgesprochen. Insbesondere die CSU und die Vertreter des Umlands sowie einige andere Räte hätten sich dafür stark gemacht, erklärt Götz.
Die Mitglieder stellten einen formellen Antrag, dass das Vaterunser auch in der neuen Geschäftsordnung seinen Platz behält.

Die neu gewählte Bürgermeisterin Christine Meyer (Neue Liste Ebermannstadt, NLE) bestätigte, dass diese Tradition wieder in der neuen Geschäftsordnung stehen wird. Sie suche nun nach einer Formulierung, aus der deutlich hervorgehe, dass das Gebet freiwillig ist und niemand diskriminiert wird, bekräftigt Meyer.


Viel Wirbel

Um das Vaterunser im Ebermannstadter Ratsgremium hatte es nach den Kommunalwahlen viel Wirbel gegeben. Ein Gebet habe im Stadtrat keinen Platz, pochten einige der neuen Stadträte auf eine strikten Trennung zwischen Religion und Politik. Andere plädierten für die Beibehaltung der jahrzehntelangen Sitte, deren Ursprung nicht genau geklärt ist, wohl aber bis in die ersten Jahre der Nachkriegszeit zurückverfolgt werden kann.

Bürgermeisterin Christiane Meyer wäre es zwar lieber gewesen, wenn der Passus mit dem Vaterunser aus der Geschäftsordnung gestrichen worden wäre, trägt aber die Entscheidung mit. "Solche Traditionen muss man auch mal überprüfen. Wir wollen niemanden diskriminieren, Religion und Politik gehören hier auseinandergehalten", hatte sie argumentiert.

Auch der evangelische Pfarrer von Ebermannstadt, Stefan Berner, hätte "vollstes Verständnis gehabt, wenn der Stadtrat gesagt hätte: Das gehört da nicht hin." Er hatte dem Gremium angeboten, "an neuen kreativen Ideen für andere Formen eines Sitzungsbeginns zu arbeiten".

Die kommunale Rechtsaufsicht im Landratsamt in Forchheim werde eine Satzung, die ein Gebet vor der Sitzung vorsieht, nicht beanstanden, erklärt der zuständige Referent Eduard Minks auf Anfrage. Begründung: Zum Zeitpunkt des Gebetes ist die Sitzung noch nicht eröffnet. "Deshalb hat jeder Stadtrat grundsätzlich die Möglichkeit, erst dann zur Sitzung zu erscheinen, wenn sie offiziell eröffnet wird", so Minks.