Immer nur bergauf: Der Zugspitzlauf fordert von den Teilnehmern alles ab. Am Start ist es heiß, im Ziel frieren die Athleten. Daniel Krippner hat den Lauf absolviert. Im Interview erzählt er davon.
Von 800 Meter auf 2700 Meter: Der Zugspitzlauf kennt nur eine Richtung, und zwar nach oben. Daniel Krippner, der in Forchheim wohnt und für den TSV Windeck-Burgebrach startet, hat sich den Extremlauf zum ersten Mal angetan - ein Lauf, der seinesgleichen sucht. Nicht nur wegen der tödlichen Tragödie im Jahr 2008. Im Interview erzählt der 28-Jährige von seinen Erfahrungen.
Herr Krippner, der Zugspitzlauf endete nicht am Gipfel, sondern einige hundert Meter darunter. Warum eigentlich?Daniel Krippner: Eigentlich sollte es bis zur Wetterstation auf dem Gipfel gehen, aufgrund von Schneefällen in den Tagen zuvor und dem vielen Neuschnee war das Ziel diesmal am Sonnalpin, eine Station unter dem Gipfel.
Trotzdem hatte es der Lauf in sich: Vom Start im österreichischen Ehrwald bis zum Ziel mussten knapp 1900 Höhenmeter überwunden werden, auf einer Strecke von 16,3 Kilometern.
War es - aus Ihrer Sicht - eine richtige Entscheidung, den Lauf nicht bis zum Gipfel durchzuführen?Ich denke schon. Bereits vor dem letzten Stück zum Sonnalpin lag viel Schnee, von einem zügigen Laufen konnte keine Rede sein. Es war eher ein vorsichtiges Gehen auf rutschigem Untergrund. Jeder war eigentlich darauf bedacht, nicht zu stolpern und zu stürzen.
2008 starben zwei Teilnehmer während des Laufes, als heftiger Schneefall einsetzte. Läuft die Erinnerung an diese Tragödie mit?Während des Laufes denkt man da nicht dran. Ein Thema war die Tragödie von 2008 vor dem Start aber schon, jeder wusste, was damals vorgefallen ist.
Alle Läufer hatten eine Schweigeminute abgehalten, eine schöne Geste, wie ich finde. Ich war allerdings gut ausgerüstet, mit Trinkrucksack, Verpflegung, Regenjacke, Handschuhen und Mütze. Für den Notfall wäre ich gerüstet gewesen. Während des Laufes hatte es nicht geschneit, hätte aber Schneefall eingesetzt, wäre ich wohl trotzdem weitergelaufen.
Die klimatischen Verhältnisse am Start und Ziel waren sicherlich grundverschieden.Allerdings. Im Startbereich in Ehrwald war es knackig heiß, zwischen 25 und 30 Grad. Oberhalb der Baumgrenze wurde es neblig. Am Ziel waren es dann noch sieben, in der Sonne vielleicht zehn Grad. Durch die Belastung war der Körper aber aufgeheizt, die Abkühlung merkt man während des Laufens nicht. Das ändert sich aber schlagartig im Ziel: Der Körper fährt runter, die Anspannung ist weg, man beginnt zu frieren.
Da hilft nur: Jacke anziehen.
Für Sie war es der erste Berglauf überhaupt, und dann gleich auf die Zugspitze. Tun Sie sich das alles noch einmal an?Nächstes Jahr möchte ich auf jeden Fall wieder teilnehmen, dann mit meinem Trainer Sascha Burkhardt. Der Zugspitzlauf im Einzelnen oder Bergläufe im Allgemeinen haben ihren besonderen Reiz. Es sind Läufe, die nur wenige ausüben, dazu kommt die tolle Landschaft in den Bergen. Es ist aber auch durchaus gefährlich: Die Wetterumschwünge im Gebirge sind berüchtigt. Hinzu gesellt sich noch die extreme Belastung durch das ständige Bergauf-Laufen. Erholungsphasen sind nicht möglich, es geht ja praktisch nur bergauf. Und wenn es doch mal für ein kurzes Stück eben ist oder sogar bergab geht, muss man höllisch aufpassen.
Es sind ja keine asphaltierten Straßen, auf denen wir laufen, sondern hochalpines Gelände, mit richtigen Geröllfeldern. Ein Sturz kann üble Folgen haben, teilweise musste man auch über richtige Felsen klettern. Vom Schnee und der Rutschgefahr ganz abgesehen.
Wie lange haben Sie für den Aufstieg gebraucht?Nach 2:40:54 Stunden war ich oben, als 199. von 915 Teilnehmern. Wobei die Zeit diesmal eine untergeordnete Rolle gespielt hatte. Es ging ausschließlich ums Ankommen. Das Tempo zu halten wie im Straßenlauf, ist nicht möglich. Ich habe nur auf meinen Körper gehört und versucht, die Kraft so gut wie möglich einzuteilen. Das Schlimmste waren die vielen Krämpfe in den Waden, das hatte ich in dieser Heftigkeit auch noch nicht erlebt.
Waren Sie als Einzelkämpfer unterwegs?Ja, beim Lauf schon.
Meine Eltern, meine Freundin und ein paar Freunde waren dabei, haben mich angefeuert und am Ziel empfangen. Ansonsten haben aber nur wenige Zuschauer die Strecke gesäumt, jeder Läufer war eigentlich für sich alleine unterwegs. Allerdings war ich auch gut vorbereitet, vor allem dank meines Trainers Sascha Burkhardt, der auch Trainingspläne für mich erstellt. Ich weiß nicht, ob ich es ohne seine Unterstützung ins Ziel geschafft hätte.
Wer die Zugspitze hochläuft, kann sie ja auch wieder runterlaufen, oder?Ganz ehrlich: Ich war heilfroh, dass ich die Gondel nehmen konnte, das Ticket dafür war in der Anmeldegebühr enthalten. Das haben, glaube ich, auch alle anderen Teilnehmer in Anspruch genommen.
Teilweise war der Weg sehr steil, selbst ein Abstieg ist da richtig anstrengend, die Gefahr eines Absturzes besteht immer - erst recht nach dieser Vorbelastung.
2014 wollen Sie ja wieder an der Zugspitze starten. Stehen jetzt Trainingslager in der Fränkischen Schweiz an?Die Sache mit dem Training ist gar nicht so einfach. Eine so konstante Bergauf-Belastung wie beim Zugspitzlauf kann man bei uns praktisch nicht trainieren. Klar, es gibt einige Berge in der Fränkischen Schweiz, die es hochzustapfen gilt. Dort ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis es wieder bergab geht. Um so etwas zu trainieren, muss man eigentlich dauerhaft ins Gebirge.