Ein Forchheimer hat den Traumjob Spielerberater

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Erkan Martin spielte in der 2. türkischen Liga, aber auch für den 1. FC Burk. Inzwischen ist der 31-Jährige als Spielerberater im Millionengeschäft Fußball unterwegs. Fotos: Uwe Kellner
Erkan Martin spielte in der 2. türkischen Liga, aber auch für den 1. FC Burk. Inzwischen ist der 31-Jährige als Spielerberater im Millionengeschäft Fußball unterwegs. Fotos: Uwe Kellner
Uwe Rapolder (l.) und Erkan Martin
Uwe Rapolder (l.) und Erkan Martin
 

Das Warten auf den großen Transfer: Erkan Martin war einst ein hoch begabter Fußballer, nun arbeitet er für Ex-Bundesliga-Trainer Uwe Rapolder als Spielerberater. Und er hat bereits erlebt, wenn hunderttausende Euro vorbeiziehen.

"Jeder will etwas vom großen Kuchen abhaben", sagt Erkan Martin und meint damit das Millionengeschäft im Profifußball. Fußballer werden bekanntermaßen für aberwitzige Summen von Verein zu Verein transferiert. Neben den Spielern gibt es bei einem solchen Wechsel weitere Personen, die davon profitieren. Zum einen wären das die Spielerberater. Erkan Martin ist einer. Als solcher leitet man den Transfer in die Wege und kassiert dafür eine Provision. Die Summen variieren, je nachdem, um welchen Fußballer es sich handelt.


Gomez ging ihm durch die Lappen

Vor kurzem, so erzählt Martin, sei der Agentur, bei der er angestellt ist, ein dicker Fisch durch die Lappen gegangen. Der ehemalige Bayern-Profi und Nationalspieler Mario Gomez wechselte vom AC Florenz in die Türkei zu Besiktas Istanbul, ein Leihgeschäft mit Kaufoption. Und Gomez trifft bei Besiktas wie am Fließband. "An dem Wechsel waren wir dran. Wäre Gomez zu Galatasaray gewechselt, hätten wir die Provision bekommen", bedauert Martin und spricht von einer hohen sechsstelligen Summe. Stattdessen heißt es nun weiter: geduldig sein und auf die nächste Gelegenheit warten.

Martin ist erst 31, eigentlich noch zu jung für den Beraterjob. Doch der gebürtige Wunsiedeler hat sich bereits in seinen jungen Jahren die Kontakte und Verbindungen, vor allem in die Türkei, aufgebaut, die als Spielerberater gefragt sind. Er selbst spielte in der Jugend bei der SpVgg Jahn Forchheim, wechselte für acht Jahre mit seinem Kumpel, dem gebürtigen Forchheimer Roberto Hilbert (aktuell Bayer Leverkusen), in die Jugend des 1. FC Nürnberg und ein Jahr zu Greuther Fürth.

Danach kam er zurück nach Forchheim und schloss sich dem 1. FC Burk an, wo er zu Bezirksoberliga-Zeiten als Stürmer etliche Tore schoss. Währenddessen war sein älterer Bruder Ersen ein bekannter Fußballprofi in der Türkei und hatte dort Einsätze in der Nationalmannschaft. Mittlerweile arbeitet Ersen Martin, vergleichbar wie manch Alt-Profi in Deutschland, als TV-Kommentator bei einem Sportsender. Auch Erkan Martin versuchte den Sprung als Profi in die Türkei, schaffte aber den großen Durchbruch nicht. Es gab Probleme mit der Ablösesumme nach Deutschland, dennoch kam er zu Einsätzen am Bosporus, beispielsweise vor 30 000 Zuschauern in der 2. Liga. "Da haben meine Knie ganz schön gezittert", sagt Martin.

Nach vier Jahren kehrte der Fußballer zurück nach Deutschland und spielte erst bei seinem Kollegen Semso Rekic für Wacker Trailsdorf, danach beim BSC Erlangen und mittlerweile in der A-Klasse beim SC Oberreichenbach. "Das hat auch seinen Reiz, selbst wenn man mit Spielern zusammenspielt, die noch nie höher gespielt haben." Der Coach beim SCO - Alban Bllaca - ist gleichzeitig sein Kumpel. "Für mich ist er charakterlich der beste Trainer und ich bin überzeugt, dass er irgendwann höherklassig trainieren wird." Zudem lobt Martin die Arbeit des Oberreichenbacher Spielleiters Dieter Hacker. "Hätten die Profi-Klubs in der Türkei solche Leute in ihren Reihen, dann könnten sie viel mehr auf die Beine stellen."


Kontakte sind alles

Für Oberreichenbach steht der Stürmer mit der Körperstatur eines Peter Crouch jedoch nicht jedes Wochenende auf dem Sportplatz. "Ich bin viel unterwegs. Schweiz, Österreich, Türkei." Mittlerweile wurde Erkan Martin als Chefscout in der Beraterfirma des ehemaligen Bundesliga-Trainers Uwe Rapolder eingestellt. "Der Uwe ist eine Respektperson und hat einen großen Namen", sagte der 31-Jäghrige über den früheren Trainer von Arminia Bielefeld oder des 1. FC Köln. "Pole-1 Consulting GmbH" heißt die Agentur, selbstredend kam der Kontakt durch Vitamin B zustande.

"Ich wurde ihm vorgestellt, er war gleich begeistert von den Leuten, die ich kenne. Als Spielerberater brauchst du diese Kontakte, sonst kommst du in dieses Geschäft gar nicht rein. Mit was für Leuten man da zu tun hat - das ist eine ganz andere Welt." Von den Profis selbst, über die Vereinsfunktionäre oder Bar- und Clubbesitzer, Erkan Martin kennt viele von ihnen persönlich. Als Scout beobachtet er junge Talente, organisiert Probetrainings und vermittelt sie an Vereine.

"Als junger Spieler brauchst du einen Spielerberater, vor allem, wenn du in die Türkei willst." Und auch die Vereine in der SüperLig sind dankbar, denn die Nachwuchsarbeit in der Türkei ist nicht vergleichbar mit der in Deutschland. "Die zahlen lieber Riesengehälter. Nicht umsonst wechseln die älteren Profis wie Lukas Podolski oder Gomez in die Türkei."

Der Traum von Erkan Martin ist in diesem Job, ans große Geld zu kommen. "Du brauchst diesen einen großen Transfer, aber dafür musst du geduldig sein." Sein Netzwerk wächst wöchentlich - und vielleicht will sein Kumpel Roberto Hilbert irgendwann wieder zurück in die Türkei. Erkan Martin stünde auf jeden Fall bereit.