Für das Lindenbräu-Bier setzt Ralf Stockum auf regionale Produkte. Ein Gräfenberger liefert ihm Gerste, die in der Tennenmälzerei verarbeitet wird.
Eine Tennenmälzerei in Deutschland zu finden gleicht der berühmten Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Die Familie Brehmer-Stockum hat noch eine dieser Mälzereien und ist gerade dabei, die Gerste zu mälzen, damit das Lindenbräu-Bier seine Bernsteinfarbe bekommt.
2,5 Tonnen Gerste liegen in der hauseigenen kleinen Mälzerei auf dem Boden verteilt, mehrere Zentimeter hoch. Korn an Korn keimt gerade in diesem Raum, zehn Tage lang. Zwei Mal täglich wird es gewendet. Per Hand. Wie früher. "Das ist sehr arbeitsaufwändig. Deshalb gibt es kaum mehr Tennenmälzereien, nur noch zwei oder drei", erklärt Lindenbräuchef Ralf Stockum.
In der Tenne ist das Zeichen der Brauer erkennbar. Diese Abdrücke der Mälzerschaufeln hat sein Mitarbeiter hinterlassen. Es ist dem Zunftzeichen der Brauer nachempfunden und symbolisiert die drei Elemente Feuer, Wasser und Erde.
Stockum nimmt eine Handvoll Gerste und betrachtet den Fortschritt der Keimung. Große Mengen braucht er für sein Bier nicht und setzt deshalb auch bei der Gerste auf Regionalität. Mit dem Gräfenberger Landwirt Uwe Krämer hat Stockum den idealen Geschäftspartner gefunden. Krämer baut auf seinen Äckern die Gerste an, die Stockum-Brehmer für das Landbier braucht. Damit steht auf dem Lindenbräu nicht nur Gräfenberg drauf, sondern ist auch Gräfenberg drin.
"Wir wollen gegensteuern"
"Der Großbrauer kauft die Gerste in der Regel europaweit ein. Über den Land- und Wasserweg wird die Gerste dann bis in die Fränkische Schweiz transportiert und immer noch billiger produziert. Dem wollen wir gegensteuern, indem wir versuchen, den Handel auszuschließen", erklärt Stockum. Vor allem findet er es nicht richtig, wenn gesagt werde, das hier erzeugte Bier sei aus der Region, wenn die Rohstoffe einen anderen Ursprung haben. Mit den kurzen Transportwegen liegt das regionale Produkt zudem voll im Trend und die Wertschöpfung bleibt in der Region.
Die Landwirte, so erklärt Stockum, sind trotz EU-Subventionen gegenüber dem Ausland nicht konkurrenzfähig. Doch weshalb irgendeine Ware aus dem Ausland beziehen, wenn das Gute so nahe liegt? Auf 25 Hektar hat Krämer Gerste wachsen lassen. Die Mengen, die der Lindenbräuchef braucht, kann Krämer so liefern.
"Jeder Landwirt hat ein anderes Produktionsverfahren, was die Bewirtschaftung und den Pflanzenschutz betrifft", erklärt Krämer einen weiteren Vorteil. Der Brauer und Mälzer hat so alles aus einer Hand und kann die Qualität einschätzen und den Brauereiablauf einstimmen. Bei einer Pflanzenvielfalt - bedingt durch viele Lieferanten - wird das schwieriger. "Es ist auch für den Landwirt schön zu wissen, was verarbeitet wird", erklärt Krämer. Die Qualitätskriterien müsste er auch bei anderen Brauern liefern.